RE:Epiphanios 3

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Bischof v. Salamis
Band VI,1 (1907) S. 193194
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3) Bischof von Salamis, gestorben im Mai 403. Bald nach 310 auf einem Dorf bei Eleutheropolis in Palaestina, vielleicht von jüdischen Eltern geboren, wurde er früh von der Schwärmerei für das Mönchtum ergriffen, brachte auch mehrere Jahre unter den Asketen Ägyptens zu. Sein Ruf als Typus der Frömmigkeit und Rechtgläubigkeit bewirkte es, daß er 367 zum Bischof von Constantia auf Cypern gewählt wurde; als Bischof nahm er den Kampf gegen die Ketzerei und den Weltsinn in der Kirche noch leidenschaftlicher auf durch Schriften wie durch persönliche Agitation. Nachdem er den ἀγκυρωτός, eine Art Grundriß der Orthodoxie, veröffentlicht hatte, schrieb er von 374 bis 377 sein Hauptwerk, das Panarion (Arzneibüchse) gegen 80 Ketzereien, unter denen auch vorchristliche, wie Stoiker und Sadducäer, mitzählen. Von dem sehr umfangreichen Werk, das wieder mit einem Abriß der Rechtgläubigkeit schließt, hat er noch einen Auszug ἀνακεφαλαίωσις gefertigt. 392 arbeitete er an dem Buche περὶ μέτρων καὶ σταθμῶν, das, griechisch nur zum kleinen Teil erhalten und sehr schlecht ediert, durch de Lagarde (Symmicta II 1880, 149ff.) aus einer syrischen Übersetzung zum erstenmale vollständig vorgelegt werden konnte. Es enthält mehr als der Titel besagt, ist die Urform eines Bibellexikons; eigentlich [194] gehörte hier hinein das Büchelchen über die Propheten, herausgegeben von Nestle Marginalien und Materialien II 1893, 1–64. Ein Traktat περὶ τῶν ιβ’ λίθων – über die zwölf Steine im Brustschilde des Hohenpriesters – ist ebenfalls griechisch nur in Auszügen erhalten; eine alte lateinische Übersetzung, von der nur wiederum der Schluß fehlt, ist viel wertvoller, am besten herausgegeben als letzte Nummer der Collectio Avellana von O. Guenther 1898, 743ff. Sonst existieren bloß ein paar Briefe aus dem Streit, den E. seit 392 in Palästina, Ägypten und zuletzt in Constantinopel mit dem gröbsten, wenn auch ehrlichen Fanatismus gegen die Origenisten führte, weil er dem Origenes die Schuld an allen späteren Häresien, namentlich auch am Arianismus, zuschob. Die schmähliche Verurteilung des Chrysostomus auf der Synode ad quercum hat E. nicht mehr mitgemacht, er war vorher nach Hause abgefahren und starb auf dem Meer; aber den Hieronymus z. B. hat er aus einem Verehrer des Origenes zu einem Antiorigenisten verwandelt, und ganz wesentlich durch seine Autorität ist der Name des Origenes, d. h. eine freie wissenschaftliche Theologie, von 400 an in der Kirche geächtet gewesen. Etwas Rätselhaftes behält die Stärke des Einflusses, den dieser überaus beschränkte Mann auf seine Zeitgenossen und die Nachwelt übte. Von irgend welchem Wert ist uns an seinen Schriften nur, was er aus anderen Quellen entnimmt; wo diese sonst verloren sind, wie vielfach im Panarion, wird E. sogar zu einer wichtigen literar- und dogmengeschichtlichen Größe, doppelt schätzbar durch das komische Ungeschick, mit dem er die einzelnen Brocken seiner Vorlage herumwirft, und das eine geistige Einarbeitung des ihm Überlieferten in seine Darstellung fast völlig ausschließt. Leider ist der Text noch sehr verwahrlost, weder die Ausgabe bei Migne Gr. 41–43 noch die von Dindorf Lips. 1859–1862 (5 Bände) ist kritisch zuverlässig; für die quellenkritische Verarbeitung hat R. A. Lipsius Zur Quellenkritik des E. 1865 einen guten Grund gelegt, auf dem andere wie Bonwetsch, Voigt, Mercati weitergebaut haben.

Vieles, zum Teil ganz später Herkunft, wie der Physiologus (s. d. Art.) und die 1902 von Finck armenisch und griechisch edierte ἔκθεσις πρωτοκλησίων πατριαρχῶν τε καὶ μητροπολιτῶν ist dem E. untergeschoben worden; die eigenartige Mischung von redseligem Schwulst und vulgärer Plattheit, die seine Darstellungsweise kennzeichnet, macht es nicht schwer, bei ihm das Echte vom Unechten zu scheiden.