4) Εὐσέβεια, Εὐσεβίη (vgl. Εὐτελίη neben Εὐτέλεια), die Frömmigkeit personifiziert und vergöttlicht, vgl. Pietas; Gegensatz Asebeia, s. d. Im Prooimion zu περὶ φύσεως bittet Empedokles die Muse, sie möge ihm von E. einen leicht zu lenkenden Wagen senden, frg. 4, 5 Diels; die mit E. verbundene Sophrosyne nennt Kritias als spartanisches Ideal, eleg. frg. 2, 22 Bergk. Zusammen
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mit Dikaiosyne wird E. angerufen in der den orphischen Hymnen vorgesetzten εὐχὴ πρὸς Μουσαῖον 14 (καὶ τὸ Δικαιοσύνης τε καὶ Εὐσεβίης μεγ' ὄνειαρ), und in spätorphischer Dichtung erscheint Dike als Tochter des Nomos und der E., Orph. frg. 109f. Abel. Wenn Dikaiarchos, der Admiral Philippos' V. von Makedonien, in Frevelmut überall, wo er landete, zwei Altäre errichtete, den der Asebeia und den der Paranomia, auf diesen opferte und Asebeia und Paranomia als göttliche Wesen (δαίμονας) verehrte (vgl. Polyb. XVIII 54, 10, s. o. Bd. II S. 1529, 30ff. Bd. V S. 546, 57ff.), so ist dies ein indirektes Zeugnis für den Kult der E. und den der Eunomia und deren Bedeutung. Für ein Heiligtum der E. (bezw. Pietas) zu Philippopolis in Syrien vgl. CIG 4633. Le Bas-Waddington Inscr. III 484 nr. 2015, Expl. des inscr. p. 477. Kaibel Epigr. Gr. 1055. Nach Appian (bell. civ. II 104) gab Caesar vor der Schlacht bei Munda die Parole Aphrodite bezw. Venus aus, Sextus Pompeius aber E. bezw. Pietas; er führte ja das Cognomen Pius und hat dann auch nach der Schlacht auf den Revers seiner Denare die Pietas gesetzt in ganzer Figur mit Beischrift, vgl. für solche 44 v. Chr. in Spanien geschlagene Denare des jungem Pompeius Babelon Monn. de la rép. rom. II 350, 16. 17, vgl. Roscher Myth. Lex. III 1645, 26ff. 2502f., 46ff. Endlich wird E. oder Pietas bezeichnet eine Frauengestalt auf Billon- und Kupfermünzen von Alexandreia in Ägypten aus der römischen Kaiserzeit mit Hadrian, Antoninus Pius, Faustina II., Iulia Domna, Otacilia Severa, Herennia Etruscilla, Diocletian; es sind zwei Haupttypen (vgl. Brit. Mus. Cat. of Alex. p. LIII): a) E. sitzend nach links, verschleiert, in Chiton und Peplos, hält in der vorgestreckten Rechten eine Schale über einem Altar, im linken Arm das Zepter, Brit. Mus. Cat. of Alex. 85, 717f. 112, 964 (pl. VIII 964). 161. 1321 (pl. VIII 1321); b) E. stehend nach links oder en face mit Kopf nach links, verschleiert, in Chiton und Peplos über Leib, linker Schulter und linkem Arm, streut mit der gesenkten Rechten Weihrauch auf einen Altar links und hält in der erhobenen Linken eine Weihrauchbüchse, a. O. 184, 1467. 261. 2014–2017. 272, 2089f. (pl. VIII 2089). 324, 2509. In letzterem Typus erscheint auch die E. der Stadt, die E. von Alexandreia, ausgezeichnet durch den Modius auf dem Kopf, in priesterlicher Haltung, die Linke in den Falten des Peplos verborgen. a. O. 324, 2510f. Als E. dieses Typus erscheinen ferner Sabina und Faustina I., des Antoninus Pius Gemahlin, a. O. 106, 919 (pl. VIII 919). 145, 1216f. (pl. VIII 1217), die beiden Kaiserinnen mit der hochgehaltenen Linken sich auf das Zepter stützend, Faustina mit Modius auf dem Kopf. Vgl. noch Roscher Myth. Lex. I 1437f., 65ff. III 2077, 6. 2091, 43. 2097, 66ff. 2098, 20ff. 2104, 34f. 2135, 46ff. 2166, 19f.