RE:Expositio totius mundi

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Band VI,2 (1909) S. 16931694
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Expositio totius mundi. Mit den Worten: explicit expositio totius mundi et gentium schließt ein anfangloses Schriftstück, das ein unbekannter Mann aus einer ebenso unbekannten, offenbar griechischen Vorlage (für eine lateinische Originalschrift erklärt sie Th. Sinko Arch. f. Lexikogr. XIII 1904, 531ff., vgl. Wölfflin ebd. 573ff.; dagegen A. Klotz Philol. N. F. XIX 1906, 106ff.), vielfach kürzend in barbarisches Latein gebracht hat. Nach einer Abschrift, die Cl. Salmasius von Franc. Iuretus erhalten hatte, gab sie zuerst in Genf 1628 Jacobus Gothofredus heraus. Seinen Versuch, den ursprünglichen griechischen Text wiederherzustellen, wies schon der zweite Herausgeber, J. Gronovius in der Vorrede zu seinen Geographica antiqua, Lugd. Bat. 1697, zurück. Auch der Gedanke des Gothofredus, ein Antiochener Alypios, den Iulian. ep. 30 und Ammian. Marc. XXIII 1, 2 nennen, sei der ursprüngliche Autor gewesen, ließ sich nicht halten. Die dritte Ausgabe steht im dritten Bande der Hudsonschen Geographiae veteris script. Gr. min., Oxon. 1712, mit vorhergehenden kurzen Bemerkungen des Salmasius, G. Jo. Vossius u. a. Forbiger Handb. der alten Geogr. I 470 Anm., vgl. 412 gibt eine kurze Charakteristik der Schrift, wie neuerdings Konrad Miller Die ältesten Weltkarten Heft VI, Stuttg. 1898, 113. Wir besitzen die E. in der Ausgabe von Carl Müller Geogr. gr. min. vol. II, Paris 1861, 513ff.; proleg. XLIVf., wo sich auch Gronovs Urteil (vgl. Hudson III praef. V) und die Vorrede des Gothofredus abgedruckt findet, und in der Ausgabe der Geographi Latini minores von Alex. Riese Heilbronn 1878. Wo der ursprüngliche Verfasser gelebt habe, ist nicht zu bestimmen (nach Klotz a. a. O. 112f. in der Gegend von Alexandrien), doch geht aus verschiedenen Bemerkungen über die Residenzen der Kaiser und aus anderen Angaben hervor, daß er zur Zeit des Constantius und Constans um 350 n. Chr. geschrieben haben müsse (Ger. Jo. Vossius. C. Müller Proleg. L. Wölfflin a. a. O.). Verbunden ist die Schrift bei C. Müller mit einer zweiten unter dem Titel Iunioris philosophi orbis descriptio (s. d.), die eine nach einer besseren Handschrift desselben lateinischen Textes veranstaltete jüngere Rezension darstellt [1694] (Sinko a. a. O. 532f. Klotz a. a. O. 98ff., gegen C. Müller u. a., die sie aus dem griechischen Original ableiteten). Stark abweichend von diesen älteren Ausgaben ist die von Giacomo Lumbroso, Rom 1903. Er wirft den beiden älteren Herausgebern vor, daß sie verabsäumt haben, den lateinischen Text mit andern spätlateinischen Schriften zu vergleichen, die Vergleichung überhaupt weiter auszudehnen. Er will beides nachholen und beginnt eine eingehende Zusammenstellung des Textes mit Ausdrücken andrer spätlateinischer Schriften, so eingehend, daß eine Stelle, die nicht nur wie bei C. Müller (p. 514b) mit Stephanus Byzantius verglichen wird, sondern mit Marco Polo, der sich gegen die Fabel vom Salamander wendet (Viaggi ed. Bartoli, Firenze, Le Monnier 1863 p. 67. Aug. Bürck, Leipzig Teubner 1855, 182, s. Lumbroso p. 14f.), bei ihm zuerst vorgefunden wird. Ob die Grenzen der Vergleichung nicht doch zu weit gesteckt sind, kann hier nicht entschieden werden. Neueste Textrevision von Sinko a. a. O. 543ff., s. dazu Klotz a. a. O. 97ff.

Die Beschreibung der E. geht von Osten nach Westen durch Asien und Europa, springt dann von Spanien nach Mauretanien über und verfolgt die Länder Afrikas in östlicher Richtung bis wieder nach Ägypten. Den Anfang macht ein glückseliges Wundervolk des äußersten Ostens. Sein Name Camarini (§ 12 der E. und 4 der andern genannten Version) kann entweder an das östlichste Vorgebirge Tamaron (Müller Proleg. LI) erinnern, oder an eine schon im Peripl. mar. Erythr. ed. Fabricius § 60 genannte Stadt des äußersten Indiens, Camara, seine Beschreibung an die indische Sage von Uttara Kuru und an den Ton der griechischen Utopien des Hekataios von Abdera u. a. Ohne weltliche Herrschaft, wie dieses Volk, folgen in der Aufzählung die Brahmanen und zwei andere Völker, dann vier andere, die unter einem milden, patriarchalischen Regimente stehen sollen, dann schon in rein menschlichen Verhältnissen die beiden Indien, Persien, Mesopotamien und Arabien, darauf der Reihe nach die römischen Provinzen, bald ausführlicher (Syrien, Ägypten), bald kürzer beschrieben, zuletzt die hervorragenderen Inseln. Die Beschreibung nimmt nur Rücksicht auf Charakter und Lebensweise der Völker einerseits, anderseits auf die Beschaffenheit, die Sehenswürdigkeiten und Merkwürdigkeiten der Länder, ihre Erzeugnisse und ihren Handel, Kulte, Spiele u. dgl., sie unterläßt aber nicht, die Ausdehnung jedes Landes, freilich auch der Wunderländer, in der eingehaltenen Richtung nach Reisestationen bestimmt anzugeben. Ein Versuch, diese rätselhaften Zahlen zu erklären, steht bei Müller Proleg. L, und zu Untersuchungen über die wohl zu beachtenden Spuren von den Quellen des Originals hat derselbe durch Angaben über interessante Vergleichstellen in den Noten und über zwei zu trennende Teile der Schrift Proleg. L einen Anfang gemacht.

[Berger. ]