3) Hosidius Geta wird von Tertull. de praescr. haeret. 39 als Verfasser einer Medeatragödie genannt (vides hodie ex Vergilio fabulam in totum aliam componi … denique H. Geta Medeam tragoediam ex Vergilio plenissime exsuxit). Nun überliefert der Codex Salmasianus unter anderen Vergilcentonen eine Medea, die sowohl eine Tragödie als auch einen Vergilcento darstellt und die es deshalb naheliegt, mit der Arbeit des H. zu identifizieren. Es sind 461 Verse, fast durchweg Hexameter, in die sich in der Hauptsache Medea, Creon, die Amme, Iason und der Bote teilen; zwei Verse spricht auch der Schatten des Apsyrtus. Außerdem singt der Chorus Colchidarum drei Cantica aus Paroemiaci, darunter zwei mit Spondeen an vorletzter Stelle (vgl. Buecheler zu Anth. lat. 1524). In dem ganzen Machwerk finden sich nur wenige Worte, die nicht aus Vergil stammen (z. B. V. 365 b); meist ist ein Vers aus zwei vergilianischen Hexameterhälften zusammengestoppelt, doch sind auch ganze Verse unverändert herübergenommen, meist aus der Aeneis, aber auch aus Eklogen und Georgica. Auch die unvollständigen Verse Vergils hat der Verfasser nachzuahmen für nötig befunden. Bei diesem Verfahren ist es ohne arge Übelstände nicht abgegangen. Es finden sich schlimme Hiate (V. 13. 232) und Längungen kurzer Silben (V. 73. 336, auch wohl 48 hōc ĭgnēs), namentlich aber fehlerhafte Verse, wo die beiden aus Vergil übernommenen Hälften zusammen einen zu kurzen oder zu langen Vers ergeben; an diesen Stellen zu emendieren, wie man seit Burmann zu tun pflegt, ist unrichtig. Daß es auch an syntaktischen und sachlichen Anstößen nicht fehlt, versteht sich von selbst. Das literarische Niveau ist sehr niedrig; ob der Gedanke an mangelnde Vollendung, den Riese ausspricht, berechtigt ist, muß bezweifelt werden; er ist sicher falsch, wenn wir wirklich die Arbeit des Hosidius Geta, die
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doch publiziert war, vor uns haben. Ausgaben Anth. lat. I n. 118 Burmann (der Material zur Kritik und Erklärung bietet); 17 Riese. PLM IV 219.