RE:Karten/V

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V. Kapitel
V
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[2126]

§ 78. Die Tabula Peutingeriana führt ihren Namen nach ihrem ehemaligen Eigentümer, dem Augsburger Ratsherrn Konrad Peutinger, der indes kein nennenswertes Verdienst um ihre Erforschung und Veröffentlichung sich erworben hat; der Humanist Konrad Celtes († 1508) hat (wie es scheint, kurz vor seinem Tod) die Rolle erworben und Peutinger übergeben. Sie ist heute in der Wiener Hofbibliothek, wo sie der sicheren Aufbewahrung wegen in die elf einzelnen Pergamentblätter, auf die sie gemalt worden war, wieder zerlegt und auf Kartons mit erhöhtem Rand gespannt worden ist. Ehedem waren diese Blätter durch Übereinanderkleben der Ränder (das Schema dieser Zusammenpassung gibt Kubitschek Gött. Gel. Anz. 1907, 111; dort auch über das Hinüberführen der Zeichnung über die Klebungsstellen) zu einer Rolle verbunden. Das Erdbild wird nicht vollständig geboten, da der äußerste Westen fehlt, für den noch etwa ein Blatt oder vielmehr (was in gewisser Hinsicht für die Untersuchung wichtig werden kann [1] fast noch ein volles Blatt erforderlich sein würde. Aber dieses Westblatt hat nicht mehr dem Zeichner des uns erhaltenen Exemplars vorgelegen, wie der dicke Vertikalstrich und der verhältnismäßig breite Rand an der linken Seite des ersten Blattes der Tab. Peut. beweisen. Die Pergamentblätter wechseln (nach Miller Itin. Romana S. XIII a) in der Höhe zwischen 33•3 [2127] und 35 cm und in der Breite zwischen 57•05 und 67•35 cm; die Gesamtlänge (-Breite) der Rolle war 6•80 m. Eine gute photographische Reproduktion hat die Direktion der Hofbibliothek (W. v. Hartel) 1888 durch Angerer und Göschl ausführen lassen (vgl. darüber Kubitschek a. O. S. 4); das westlichste Blatt in Photolithographie bei Desjardins Géogr. de la Gaule Rom. IV (1893) Taf. 9; farbige Reproduktionen s. u. S. 2144. Über die (vermutlich lohnenden) Aussichten einer Neuaufnahme nach Reinigung und Auffrischung des Wiener Exemplars, Kubitschek a. O. 112f.

§ 79. Alter des Wiener Exemplars: 12./13. Jhdt.; über die Abfassungszeit und den Zusammenhang mit dem Exemplar, aus dem die Beschreibung durch den Autor der Ravennatischen Kosmographie geflossen ist, s. o. §§ 69–71; Millers Versuch, den vom Ravennaten weitaus am häufigsten als Gewährsmann zitierten cosmographus, oder philosophus Castorius [2] als Redaktor der Tab. Peut. hinzustellen (Weltkarte des Castorius S. 40ff. = Itin. Rom. S. XXXVIff.), ist nahezu allgemein abgelehnt worden (vgl. jetzt auch noch Kubitschek a. O. S. 90ff.); gegen seine Datierung der Redaktion ins J. 365/6, unter der Herrschaft des Gegenkaisers Procopius, Kubitschek a. O. S. 20ff. O. Cuntz hat (Die Grundlagen der Tab. Peut., Herm. XXIX 1894, 586ff.) die bis dahin für die Zeitstellung des hauptsächlichen Inhalts der Tab. Peut. gewonnenen Anhaltspunkte neuerdings untersucht und, weil er die Benützung der Geographie des Ptolemaios für wahrscheinlich ansah (dagegen K. Miller Die angebl. Meridiane der Tab. Peut., Jahrb. f. Philol. CLIII 1896, 141ff.), die Tab. Peut. ,um das J. 170‘ entstanden geglaubt. ,Der Name Constantinopolis ist mit der Vignette der Stadt entstanden; westlich davon hat sich die ältere Inschrift Byzantini erhalten‘, Cuntz 587, 2 [eine andere Erklärung bringt Grün 461]. Für Persien nimmt Tomaschek S.-Ber. Akad. Wien CII (1883) 145 ein in die ältere Zeit der seleukidischen Herrschaft reichendes Itinerar als Quelle an (s. u. S. 2136). Die wenigen Zusätze, die auf christlichen Kult (bei Rom die Kirche ad scm. Petrum) und bei Jerusalem der mons oliveti) oder auf die alttestamentarische Überlieferung (desertum ubi quadraginta annis erraverunt filii Israel ducenie Moyse, vielleicht auch der mons Syna, und der Satz hic legem acceperunt in monte Syna) stören den Zusammenhang nicht; Miller hält (S. XXXIII a) sie für ,so altertümlich [2128] und mit dem Geiste dieser Zeit und der ganzen K. übereinstimmend, daß an ihrer Echtheit nicht zu zweifeln ist‘; noch weniger wird man ihm zustimmen können, wenn er die Verwendung einer größeren Stadtvignette für das bithynische Nicaea (,das durch die Kirchenversammlung von 325 berühmt gewordene Nicaea‘), vgl. u. S. 2139 und die (allerdings für den Tenor der Tab. Peut. auffällige) Legende antea dicta Herusalem, modo Helya Capitolina im gleichen Sinn in Anspruch genommen hat. Schreibt doch auch Ptolemaios Geogr. V 15, 5 Ἱεροσόλυμα, ἥτις νῦν καλεῖται Αἰλία (von zahlreichen Hss. ausgelassen) Καπιτωλία (dieser Namen ausgelassen im Vaticanus X) und in dem (doch wohl erheblich früher abgefaßten, vgl. o. § 31) VIII. Buch (20, 18) Αἰλία Καπιτωλιὰς Ἱεροσόλυμα; in solchen Worten spiegelt sich eben die Stärke des Eindrucks wieder, den die Katastrophe der Stadt unter Hadrian auf die Zeitgenossen, zumal in solcher Nähe, gemacht hat.

§ 80. Die Form der Tab. Peut. weicht von der aller anderen antiken K., von denen wir Kenntnis haben, wesentlich ab. Das liegt vor allem an zwei Dingen:

a) erstens daran, daß Breite und Höhe der Erdinsel sonst ungefähr 1 : 2 dimensioniert sind, während die Tab. Peut. das Format 1 : 21 aufweist, oder da (vom Orient abgesehen) nur jene Landschaften volle Berücksichtigung finden, die für die Darstellung des römischen Straßennetzes in Betracht kommen (somit im Norden wahrscheinlich bis zum Vallum Hadriani in England und in Ägypten bis zur Südgrenze der Provinz), und was weiter gegen Nord oder gegen Süd zur bekannten Erdinsel gehört, nur als Beiwerk etwa so wie auf den Hieronymus-K. (s. o. S. 2043. 2045) in stark verkürztem Maßstab abgebildet wird, etwa auf das Verhältnis 1 : 4½ gestimmt sein mag; d. h. in den römischen Landschaften wäre, wenn überhaupt ein geometrisches Prinzip für die Zeichnung festgehalten würde, eine Verkürzung aller von Norden gegen Süden verlaufenden Linien von etwa 80% nötig gewesen. Daß das Verhältnis von Breite zu Länge für die Hauptländer nicht ganz so ungünstig sich stellt, wird durch eine weitere Reduktion des ganzen nichtrömischen Ostens, durch die äußerste Schmälerung der Meerespartien und durch die Umbiegung der im Meridian verlaufenden Landkonturen und Straßenzüge in die horizontale Lage erreicht. So sind z. B. der Lauf des Nilstroms südwärts des Deltas [3] auf ägyptischem Boden und die Westküste des Roten Meeres, beides nordsüdliche Linien, und beinahe einander parallel, in horizontale Lage gebracht, so daß der Nil nach links, die Meeresküste nach rechts auseinandergelegt sind; oder die Westküste der kleinasiatischen Halbinsel ist als horizontale Fortsetzung der Südküste gestaltet, die Westküste des Pontus Euxinus als wagrechte Fortsetzung der Nordküste gezeichnet, Italien liegt als breiter Riegel da, und Britannien muß, da anderwärts kein Platz dafür zur Verfügung stand, aus der nordsüdlichen (oder vielmehr, da nach antiker Anschauung [2129] die Achse des Landes stark nach Osten umgelegt ist) aus der westöstlichen in eine östlich-westliche Lage gebracht gewesen sein. Trotz dieser argen Verzerrung des ganzen Erdbildes hat man die Empfindung, daß der Zeichner von den Landkonturen nichts opfert, was nicht durch das höhere Gebot der vollkommeneren Platzausnutzung für das einzuzeichnende Straßenitinerar zu opfern geboten erscheinen mußte. So konnte zwar die Südküste der Propontis oder die Kleinasiens gegliedert werden, die Westküste dieser Halbinsel aber mußte aus der Meridianlage horizontal umgelegt werden, so daß z. B. Smyrna ganz nahe gegenüber Pelusium, und Milet gegenüber Askalon zu liegen kommt (die syrische Küste verläuft nämlich ganz nahe und parallel der kleinasiatischen Süd- und Westküste), und verlor aus Platzmangel den Anspruch auf eine bestimmte Gliederung. So kommt es, daß man neben den schärfsten Urteilen über die Länderzeichnung der Tab. Peut. (gelegentlich ist sie durch den dem Zyklopen geltenden Vergilvers monstrum horrendum in forme ingens, cui lumen ademptum charakterisiert worden) auch das feine Verständnis des Zeichners, z. B. an der kampanischen Küste oder an der Bucht von Spalato rühmen hört; Miller Itin. Rom. S. XLV b behauptet auch, daß bei Inseln ,der Hafen mehrfach durch eine Einbuchtung angedeutet‘ sei.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Technik, die auf dem bequemen Rollenformat ein größeres Stück Landschaft mit Umsetzung der verschiedenen Relationen in (wenn man so sagen darf) Zeilenschrift darzustellen vermochte, ohne längere Übung entstanden ist. Grün sagt von dieser ,mit Bewußtsein adoptierten Technik‘ sehr richtig (S. 340), ,daß wir nicht wissen, ob wir die Geschicklichkeit ihrer Durchführung bewundern oder über ihren starren Eigensinn uns ärgern sollen‘. Es fehlt uns eigentlich, soviel auch über die Tab. Peut. geschrieben worden ist, meines Wissens immer noch eine Würdigung ihrer Linienführung, die Zusammengehöriges zerreißt und Auseinanderliegendes scheinbar aufeinander wirft; es fehlt die Formulierung der bestimmten Regel, die augenscheinlich dem Zeichner die Hand geführt hat; vielleicht hilft ein Vergleich mit jener Art der Zeichnung von Stadtbildern weiter, die von oben gesehen, sich blumenartig öffnen.

Aber wie bereits gesagt, ein streng geometrisches System liegt nicht vor, sondern der für die Eintragung der Itinerarmasse erforderliche Raum entscheidet über den Maßstab, so daß allein schon der paeninsulare Teil Italiens auf der Tab. Peut. doppelt so lang als Kleinasien ausgefallen ist. Es ist daher eigentlich überhaupt ganz inkorrekt, von einem Maßstab der Tab. Peut. zu sprechen, zumal wenn man sieht, daß benachbarte Stücke sogar derselben Straßenstrecke so ganz und gar nicht im Verhältnis zu den beigeschriebenen Meilenzahlen stehen, wie z. B. Issos VI Alexandria cat’ Isson XXVIII Rosos, wo die 6-Meilenstrecke viermal so lang als die 28-Meilenlinie ausfällt, gar nicht zu reden vom Vergleich nicht zur selben Straße gehörender Stücke, wie z. B. die eine einzige Meile von Cosa nach deren Vorstadt Succosa durch einen [2130] längeren Strich ausgedrückt wird als die zwanzigmal so große Strecke, die von eben demselben Cosa nach Portus Herculis führt. Wie aufreizend wirkt es, wenn man an der Aurelischen Straße nächst Cosa zwischen Ad Nonas und Armenita fl(uvius) die Ziffer III zu einer Linie geschrieben sieht, die weit länger ist als jene, die ein paar cm weiter (schräg gegenüber, denn auch die afrikanische Nordküste läuft auf der Tab. Peut. nahe parallel zur Westküste Italiens) für das mit 60 Meilen bezeichnete Stück [T]abraca nach Hippo Diarrhytos gezeichnet ist, oder (um ganz fern in den Osten zu greifen) als je zwei Stücke der Strecke Elymaide 630 Colcis Indorum 625 Thimara 450 Calippe 220 zusammengenommen!

b) Zweitens daran, daß die Tab. Peut. eine ausgesprochene Itinerar-K. ist. Oder vielmehr beide Gründe hängen innig miteinander zusammen.

Nur soviel muß wieder in Erinnerung gebracht werden, daß die K., aus der die Bücher 2 bis 5 der ravennatischea Kosmographie geschöpft sind, wie schon o. (S. 2115ff.) angedeutet worden ist, gleichfalls eine Itinerar-K. und mit den nämlichen Verschleppungen und Verzerrungen von Straßen und Küstenlinien wie die Tab. Peut. gewesen ist, und also auch zu den gleichen Irrungen abführen konnte [4].

O. Cuntz hat Herm. XXIX 594 ,den ptolemäischen Meridian an drei Stellen festgelegt‘ angenommen, ,an der Rhônemündung, an der Südspitze von Italien und an der Westspitze von Kleinasien‘; dagegen Miller Jahrb. f. Philol. CLIII 141ff., der seinerseits Itin. Rom. S. XLIIa drei ,Richtpunkte‘ vorschlug, nämlich (in der verlorenen Partie der Tab. Peut.) die Säulen des Hercules, dann ,Rom und Karthago, welche in sinniger Weise einander unmittelbar gegenübergestellt sind‘, und ,Antiochien in Syrien, wo abermals die durch das Mittelmeer getrennten und bis dahin selbständigen Abteilungen zusammentreffen müssen‘. Daß Rom und Karthago nicht auf demselben Meridian liegen, sondern durch etwa zwei Längengrade getrennt sind, tut nichts zur Sache. Denn (das hätte Miller hier anführen können) schon Eratosthenes (Strab. II 1, 41 C 93; Berger Geogr. Fragm. des Eratosthenes S. 207 ; vgl. dazu Berger Gesch. Erdk.² 105) hatte durch Rom und Karthago einen Meridian gezogen (erwähnt bei Miller Mappae mundi VI 116).

[2131] § 81. Betrachtet man das Gesamtbild der Tab. Peut. (einen dürftigen Überblick gewährt z. B. Spruner-Menke Atlas antiquus³ Taf. I oben oder Van Kampens Taschenatlas der alten Welt⁶ Taf. 2, freilich nicht in den Farben des Originals und ohne die Vignetten, in Spruners Atlas auch ohne die Straßenzüge), so heben sich klar die in ihrer Höhe (Breite) zusammengedrückten gelblich angelegten Landmassen und Inseln aus dem grünen Meer hervor, das in schmalen Streifen die ganze Erdinsel umsäumt und in sie eindringt, sie gliedernd, und die (wie alles andere Wasser der Tab. Peut.) gleichfalls grün gemalten (im Westen zum Teil von roter Farbe eingefaßten) Flüsse aufnimmt. Gelb oder grau oder rosa gemalte Berge und Gebirgszüge ziehen in kürzeren oder in langgestreckten Zeichnungen durch die Landschaften. Bunte Vignetten bezeichnen die Stationen, die durch rot gezogene Straßen miteinander verbunden und regelmäßig mit den Entfernungsziffern bezeichnet sind. Alle Teile und Vignetten der Zeichnung (mit Ausnahme der meisten Berge und Bergzüge) sind von Aufschriften in knappster Form begleitet oder waren, wo sie im Wiener Exemplar fehlen, in der Vorlage (so dürfen oder müssen wir wohl annehmen) benannt. Außerdem finden sich Provinz- und Landschaftsnamen (z. B. provincia Africa, Trhacia, Cappadocia. Ispirum novum, Etruria), sowie Nationen (z. B. Tusci, Marcomanni, Sagae Scythae) und einige wenige, zum Teil in Form eines Satzes gefaßte Beischriften (z. B. hic Alexander responsum accepit: ,usque quo, Alexander?‘; flumen Tanais, qui dividit Asiam et Europam und entsprechend fluvius Nilus, qui dividit Asiam, et Libiam) oder glossenartige Zusätze zu Beischriften der K. (z. B. zu der mit Balacris bezeichneten Tempelvignette die Legende: hoc est templum Asclepii, oder zu zwei neben Are Philenorum gezeichneten Altarvignetten die Legende: Are Philenorum, fines Affricae et Cyrenensium); Beischriften, die zum Teil für das Verständnis der Tab. Peut. wichtig sind (z. B. jene zu Lugduno caput Galliarum: usque hic legas = ,bis hieher gilt die Rechnung nach Leugen‘, oder an der parthischen Grenze Areae fines Romanorum und fines exercitus Syriaticae et conmertium barbarorum). Auch liest man ein paar Sätze, die ganz im Stil der Zusätze auf mittelalterlichen K. gehalten sind, (z. B. in his locis scorpiones nascuntur). Die Zusätze finden sich hauptsächlich im Osten, etwa von der Cyrenaica angefangen, und werden im Fortschreiten gegen den Osten zusehends häufiger. Es macht fast den Eindruck, wie wenn die spärlichere Setzung des Inhalts (auch ein horror vacui, wie in der zeitgenössischen Behandlung der Reliefflächen) die Füllung durch andersartige Zusätze nach sich gezogen hätte. Ich wüßte nicht, daß jemand zu diesen Zusätzen, zu denen übrigens auch die o. S. 2127 erwähnten biblischen Reminiszenzen gehören, in befriedigender Weise Stellung genommen hätte. Mehrere von ihnen kehren in gleichem Wortlaut auf der sog. Beatus-K. wieder, vgl. Miller Mappae mundi I 66 und Itin. Rom. S. XXXVII a (unter d).

Die Schrift steht im ganzen und großen wagrecht in der üblichen Schreiblinie, namentlich [2132] in den westlichen und zentralen Partien der Tab. Peut; kompliziertere Fälle, wie sie z. B. im capitolinischen Stadtplan sich finden (vgl. o. S. 2087) oder auf der von Iulius Honorius erklärten K. seinen Schülern (s. o. S. 2124) begegneten, fehlen der Tab. Peut. vollständig. Wo sich weitspatiierte Legenden, z. B. von Landschaften und Völkern, kreuzen oder in derselben Linie zu stehen kommen, ist durch Wahl der Farbe, Form und Größe der Typen leidliche Lesbarkeit gesichert, und zwar mit solcher Gewandtheit, daß an eine Verbesserung dieser Art von Schriftverteilung durch spätere Kopisten, deren Wissen dem K.-Bilde doch wohl auch ferner stehen mußte, nicht gedacht werden kann, also so, daß das ganze System schon dem ursprünglichen Entwurf zugemutet werden muß. Die Lesbarkeit gewinnt auch dadurch sehr viel, daß hinter jede Beischrift ein Punkt gesetzt wird, und daß insbesondere bei den Stationsangaben hinter den Stationsnamen ebensowohl als auch hinter der Entfernungszahl (z. B. Vindobona. x.) diese Übung mit großer Regelmäßigkeit befolgt wird; sie leidet andererseits sehr durch den gotischen und manierierten Charakter des Alphabets.

§ 82. Für die Benützung der Tab. Peut. empfiehlt es sich,

1. nie außer acht zu lassen, daß (s. o. S. 2116) die B. II-V der ravennatischen Kosmographie in gewissem Sinn eine zweite Hs. vertreten, und zwar nach einem noch nicht zu sehr verderbten und gekürzten Text, oder vielmehr eine zweite Rezension desselben Inhalts darstellen, vgl. Kubitschek Gött. Gel. Anz. 1917, 94ff. und

2. die Sprache, die die Vignetten reden, durch Vergleichen innerhalb der Tab. Peut. selbst kennen zu lernen.

§ 83. Unter den Zeichen (Vignetten) der Tab. Peut. stelle ich, was vielleicht überraschend klingt,

a) in erste Linie die Flüsse. Zwar gibt es Flüsse auf der Tab. Peut., die wie der Rhein und vor allen andern die Donau, Euphrat und Tigris, Indus und Ganges, aber auch der Po und der Nil, in entsprechender Länge und mit Aufnahme etwaiger Nebenflüsse von links und rechts her dem Meere zueilen. So müßten denn, das sollte man folgerichtig schließen dürfen, wie dies auch Miller Itin. Rom. S. XLIIa tut, die Flüsse dazu helfen, ,den ganzen Stoff in Abteilungen zu bringen und hiedurch eine Anzahl fester Richtpunkte zu gewinnen‘; wäre dies geschehen, so ,folgte die Einzeichnung der Hauptverkehrswege‘. Daß die Flußlinien in den seltensten Fällen individuellen Charakter tragen (meiner Meinung trifft dies am ehesten für die Mosel zu), könnte man ja zunächst zum guten Teil dem Umstand zugute halten, daß der Zeichner, auch wenn er sich sehr bemühte, den richtigen Lauf doch nicht genauer wiedergeben konnte, weil eben das Landschaftsbild zusehr der Länge nach gestreckt worden war.

Hebt man aber einzelne Flüsse heraus und vergleicht man ihre Situation mit modernen Land-K., so sieht man fast ausnahmslos (die wichtigste Ausnahme bildet die Donau, bei der wenigstens im Mittel- und Unterlauf größere Mißgriffe auch schon deshalb nicht gut oder wenigstens nicht in größerer Zahl möglich waren, [2133] weil sie als Grenzstrom des Reiches behandelt und ihr linksseitiges Gebiet außer in ihrem Quellgebiet und in Dacien nicht mit Städten ausgestattet ist) diese Linien nicht mit den wirklichen Positionen der Städte übereinstimmen, ja die Flüsse sogar in ganz fremde Gebiete eingetragen.

Man sieht ferner auch, daß benannte Flußübergänge des Straßenitinerars der Tab. Peut. ganz fern von dem eingezeichneten Fluß sich finden, so die Station Arnum fl. (IV 2 Miller) von einem als fl. Arnu benannten Flußlauf getrennt durch einen anderen Flußlauf mit der Beischrift fl. Vesidia, oder (VI 5) die Station Ad Drinum weit ab von einem unbenannten Flußlauf, der die Vereinigung von Drau und Save von dem Donaugebiet ab und durch Dalmatien ins Meer führt, [5] an welchem Flußlauf eine andere Station Drinum fl. gelegen ist. Das auffälligste Beispiel bietet aber der Sangarisfluß (IX 3), gezeichnet und (wie das bei den Beischriften für Flüsse üblich ist) mit roter Anschrift als fl. Sagar benannt; an ihm eine Station Sangar. fl.; aber ein zweiter Flußübergang Sagarius fl. ist davon erheblich abgerückt und ein kurzer Flußlauf mit seinem Ursprungsgebirge eigens dazu gemalt, beides (die Flußlinie und das Quellgebirge) ohne Beischrift.

Ein unwillkürliches und ganz zufälliges, aber umso unbedenklicher zu verwendendes Unterscheidungsmerkmal einerseits der Flußübergänge des Itinerars und andererseits der Flußeinzeichnungen habe ich in den noch ungedruckten (1917 eingereichten) Itinerarstudien (Sitzungsberichte Wien) geltend gemacht, daß nämlich bei eingezeichneten Flußläufen das Wort fl. vor dem Flußnamen steht, hingegen bei Flüßübergängen im Itinerar der Tab. Peut. nach dem Flußnamen; diese Regel geht mit ganz wenigen Ausnahmen durch.[6]

So bleibt also eine einzige Erklärung übrig, nämlich die, daß in die fertige Ausführung eines Itinerars, die etwa mit den (ohne Fluß- und Bergzeichnung mehr oder minder schematisch durchgeführten) Begleit-K. unserer modernen Post- oder Eisenbahnkursbücher verglichen werden kann, nach irgend einer Welt-K. nachträglich die Flußläufe eingezeichnet worden sind, und zwar nicht mit der nötigen Sorgfalt und geographischen Kenntnis. In vielen Fällen, und so insbesondere wo in der Itinerarpartie eine fl.-Station nahe der Küste eingetragen war, hat dieser zweite Zeichner oder Redaktor einen Fluß, mitunter ganz klein fast wie einen Beistrich und zugleich mit einem Quellberg (wie am deutlichsten zu sehen ist IX 4 beim Sagarius fl.), ganz unbekümmert um die wirkliche Situation, dazu gezeichnet. Also sind solche Flußsignaturen bloß durch die Qualitätsbezeichnung der Itinerarposition hervorgerufen, [2134] und es wird somit die Station durch das Ideogramm des Flusses illustriert. Die historische oder sachliche Treue wird durch dieses Verfahren eigentlich in subjektiver Weise nicht mehr verletzt als so und so oft bei der Illustrierung der biblischen Geschichte oder der älteren Heimatsgeschichte in unseren Volks- oder Schulbüchern geschehen ist. Vom Standpunkt der Quellenforschung der Tab. Peut. scheint dieser Beobachtung besondere Bedeutung zuzukommen. Wie weit diese (sachlich gleichgiltige oder wertlose und sogar störende) Illustrierung des Wortes fl. durch die Zeichnung eines Flußlaufes greift, ob nämlich nicht auch eine Anzahl längerer Flußläufe der Tab. Peut. bloß dekorative Bedeutung beanspruchen darf, weiß ich heute nicht auszumachen; meiner Meinung ist eine weitere Ausdehnung dieses Verfahres kaum zu beweifeln.

Miller Itin. Rom. S. XLII b will einen ,graduellen Unterschied der Richtigkeit annehmen zwischen längs und quer gezeichneten Flüßen‘, konstatiert aber, ,daß sich Castorius hier keine große Mühe gegeben hat, hier die mögliche Übereinstimmung herzustellen‘. ,Man muß sich bei den Flüssen der Tab. Peut. stets bewußt sein, daß das Zutreffen der Lage einer Stadt an dem rechten oder linken Ufer lediglich Zufall ist und nicht Berechnung.‘ [Die Darstellung bei Miller ist weiterhin, wie auch sonst häufig, nicht einheitlich durchgedacht und stilisiert. Ohne mich mit den Widersprüchen weiter aufzuhalten, bemerke ich, daß der Satz, der Zeichner ,habe die Flüsse aus der ihm vorliegenden Welt-K. entnommen‘, so zu korrigieren wäre, daß statt ,Flüsse‘ vielmehr ,einige Flüsse‘ gesetzt werde. Im nächstfolgenden Satz, ,am meisten wird man noch bei der Mündung der Flüsse auf einige Treue in der Lage ,rechnen dürfen‘, wird die ,Treue‘ eben dadurch illustiert, daß wie gesagt das Wort fl. in Strecken längs der Küste das Stichwort für die Einzeichnung eines Flußlaufes gebildet hat. Wenn Miller fortfährt: ,dagegen die Länge eines Flusses, die Richtung und der Ursprung sowie die Lage der Städte an den Flüssen haben keine Bedeutung‘, darf man in gewissen Fällen fragen, in wiefern die angebliche Entlehnung aus einer Welt-K. (Miller denkt dabei an die Agrippa-K.) überhaupt sich damit verträgt.] Miller a. O. XLII b Anm. 1 nennt speziell die Flüsse Galliens, ,alle in schrecklicher Entstellung‘; wie reimt sich dazu XLII a: ,die physische Geographie der Tab. Peut. ist gewiß nicht wertlos, aber sie muß richtig verstanden werden‘?

In meinen oben angeführten Itinerarstudien weise ich darauf hin, daß die Tab. Peut und die ravennatische Kosmographie in den Flußlisten von einander unabhängig sind. Daraus ergibt sich, daß beide Werke zwar in ihren Itinerarpartien die nämliche Quelle uns vergegenwärtigen, nicht aber im Flußkapitel, und daß also die Zeichnung des Flußnetzes der Tab. Peut. später angesetzt werden muß als die (in die Länderkonturen eingesetzte) Itinerar-K., aus der auch der Ravennate geschöpft hat.

b) Die Berge und Gebirge sind in einer Art Wellendarstellung (Wellenkämme auf einer geraden oder geschwungenen Linie aufsitzend) oder [2135] wie der Vertikalschnitt durch ein Stück Baumrinde (mitunter recht ungeduldig) gezeichnet; auch komplizierte Gebirge werden durch einen einzigen Wurf oder Bogen angedeutet. Von diesem Schema, das nur ungefähr der Manier der Maulwurfshügel ähnelt, weichen ab die Darstellung der Seealpen [7]: etwa hochkant gestellte Steine, und auf dem nur teilweise ausgezogenen Straßenstück von Puteoli nach Neapel der Posilipo mit seinen beiden Cryptae (Tunnels, vgl. über sie z. B. Nissen Landeskunde II 744), ohne erklärende Beischrift, als abgerundeter Haufen mit zwei torähnlichen Öffnungen. Farbe gelb oder rosa oder grau; lange Gebirgszüge, z. B. Apennin oder Taurusgebirge, sind in Partien gemalt, z. B. ein langes Stück grau, das folgende rosa, dann gelb, dann wieder grau oder in einer der beiden anderen eben erwähnten Farben. Diese Farbenwahl hat gewiß nur einen koloristischen, aesthetischen, keinen sachlichen Grund, sowie denn auch die Farbtöne nicht gleich zu bleiben scheinen und bei frischem Anrühren der Farben lebhafter und satter ausfallen. Namen sind nicht oft beigeschrieben, und wie die Bergbrocken oder Bergfolgen auf der Tab. Peut. so dasitzen, auch in ihrer Längenausdehnnng fragwürdig, bald ganz unzureichend (so die Alpen), bald überquellend, machen sie auch nicht gerade den Eindruck, daß der Zeichner sich immer etwas Reales vorgestellt und nicht vielmehr diese Vignette eher ornamental verwendet hat; eine Untersuchung dieses Kapitels steht noch aus und wird vielleicht vorerst nur für jene Gebirge zu führen sein, aus denen Flüsse vom Zeichner abgeleitet werden. Schon Miller Itin. Rom. Sp. XLIII a fügt der Konstatierung, daß die Flußquellen der Tab. Peut. fast stets in einem Gebirge, selten in einem See angedeutet sind, den Satz hinzu: ,und das Gebirge wird zu diesem Zwecke [es fehlt die wichtige Einschränkung: in einzelnen 41 Fällen] extra gezeichnet; ein Teil der Gebirge ist deshalb rein schematisch eingefügt, und man braucht sich mit der Erklärung den Kopf nicht zu zerbrechen‘. [Der darauffolgende Satz Millers: ,Doch zeigt die Vergleichung mit den K. des Ptolemaios in vielen Fällen, daß sie der in der alten Welt-K. herkömmlichen Zeichnung entsprechen‘, steht, soweit ich ihn überhaupt zu verstehen glaube, im Widerspruch zu jenem richtig empfundenen Verzicht auf die Realität (verschiedener oder sehr vieler Bergzeichnungen auf der Tab. Peut.] Die beiden silvae der Tab. Peut die s. Vosagus und die s. Marciana sind durch die Bergvignette und eine lange Reihe von Bäumen gekennzeichnet [8].

c) Straßen werden durch rote Striche gegeben, mit Einhakungen für die Stationsnamen, oder wo besondere Stationsvignetten sich finden, durch diese unterbrochen. Die Entfernungsangaben werden rechts neben jeden neuen Stationsnamen gesetzt, und zwar in Zahlen ohne weiteren Zusatz, nur wie bereits gesagt durch einen Punkt vom Stationsnamen getrennt und wieder von einem Punkt gefolgt, oder was hier praktisch auf dasselbe hinausliefe: die Zahl zwischen zwei Punkten, also in Fortsetzung eines schönen Brauches der lateinischen Inschriften, die ihre aus der Buchstabenreihe genommenen Ziffern durch Punkte von dem übrigen Text scheiden und so einem Mißverständnis sicher zu entziehen wissen. Halbe Meilenangaben fehlen überhaupt; Strecken von einer Meile sind selten, das Zeichen dafür hat erst O. Cuntz Öst. Jahreshefte II (1899) 81 richtig erklärt: ,das bekannte Zeichen für mille ∞ wurde von dem Abschreiber der Tafel nicht mehr verstanden, er gab es durch co wieder‘. Sonst wäre etwa noch zu bemerken, daß IV stets durch die additive Form IIII ausgedrückt erscheint.

d) Die Distanzen verstehen sich in der ganzen Ausdehnung des römischen Reichs in Millien; nur für die Provinz der sog. tres Galliae wird nach Leugen gerechnet; die betreffende Ankündigung des Übergangs von Millien zu Leugen findet sich bei Lugduno, caput Galliarum (II 5): usque hic legas (statt leugas), ähnlich wie Ammian XVII, 17 zu einem locus an der S.O.-Grenze der Galliae bemerkt: exordium est Galliarum, exindeque non millenis passibus sed leugis itinera metiuntur; zur Sache, sowohl zu den Maßen selbst (eine Millie = 1478.5 m, eine Leuga = 1½ Millien) und zum zeitlichen Anfang sowie zum Umfang der Leugenrechnung, vgl. Kubitschek o. Bd. IX S. 2340 und vor allem die Aufschlüsse O. Hirschfelds CIL XIII 2. Teil p. 645. Doppelangaben nach Millien und Leugen, wie wir ihnen im Itinerarium Antonini begegnen, fehlen auf der Tab. Peut. ganz. Uns Modernen, die wir, mit den nötigen Hilfsmitteln ausgerüstet, die Tab. Peut. studieren oder benützen, ist das jeweilige Einsetzen der Leugenrechnung auf den gegen Gallien führenden Landstraßen der Tab. Peut. im Ganzen zur Not noch erkennbar; wie man aber einem antiken Benutzer der Tab. Peut, der nicht gerade an der gallischen Grenze wohnhaft war, auf einer solchen K., die nicht wie die Ptolemaios-K. durch Umgrenzung und Farbendeckung die Provinzen auseinandergehalten hat, diese Möglichkeit zutraut, ist mir nicht klar.

Außerhalb des römischen Reiches auf persischem Boden wird nicht nach Millien, sondern nach Parasangen gerechnet. Tomaschek zur hist. Topographie von Persien (= S.-Ber. Akad. Wien CII 1883) 145f. sieht darin ein Fragment eines Itinerars aus der älteren Periode des seleukidischen Reiches, etwa aus ,der Zeit des dritten Antiochos, welcher Dynast noch ganz Ariana beherrschte und mit den indischen Fürsten lebhafte Beziehungen unterhielt‘; er schätzt den Parasang auf 30-35 Stadien; ,im allgemeinen entspricht dieser Maßeinheit der Farsach der arabischen Geographen; die Vergleiche der Distanzen der Tab. Peut. mit jenen der arabischen Itinerare, sowie mit den in der Gegenwart, namentlich [2137] durch englische Touristen ermittelten Wegdistanzen, erweist sich demnach gelegentlich bei der Feststellung der Stationen als die beste Kontrolle‘. Miller Itin. Rom. S. XLIX b setzt den Parasang kleiner an; ,es genügt durchweg, wenn man die Parasange = 4 römische Meilen = 6 km rechnet‘. Auffällig bleibt, daß die Tab. Peut. keine Bemerkung über den Übergang von der Millie zum Parasang bietet, analog der die Leugenzählung bei Lugdunum betreffenden; man kann natürlich annehmen, daß das Fehlen einer solchen Bemerkung auf eine Auslassungssünde eines der Kopisten der Tab. Peut. zurückzuführen ist.

Endlich verlangt Miller a. a. O. für Indien eine besondere Rechnung: ,wir setzen 1° = 35 Maßeinheiten, somit die Maßeinheit = ca. 2 römische Meilen oder 3 km‘ [9]. Die Richtigkeit dessen zu kontrollieren, fehlt es mir an Verschiedenem. Jedesfalls ist auch hier das Fehlen einer Belehrung des antiken Benutzers der Tab. [2138] Peut. hinsichtlich der Benennung der Wegeinheit sehr auffällig.

Einmal (VIII 1) wird in Griechenland ein traiectus stadiorum 200 verzeichnet.

Noch sei erwähnt, daß die der Tab. Peut. zugrunde liegende Redaktion an verschiedenen Stellen die Itinerarien durch Überspringen von Stationen und Summieren der dadurch zusammenfließenden Teilstücke absichtlich verkürzt hat, und daß außerdem durch mangelhafte Fürsorge der Kopisten, vielleicht auch durch Versagen der jeweiligen Vorlage infolge von Verlöschen oder Verletzung der Schrift, Straßenstücke oder auch bloß Stationen oder Zahlen in Verlust geraten sind. Daneben findet sich an verschiedenen Punkten der Tab. Peut., ich weiß nicht, ob nicht vielleicht Reste eines älteren Verfahrens darin zu erkennen sind, zwischen zwei Stationen die Entfernungsangabe ausführlicher gegeben, und zwar nach folgendem Schema [10]: [2137]

zwischen Veresuos und Thasarte (V 2–4) a Veresuos Thasarte mil. 19
zwischen Aetia Nicopoli und Larissa (VII 4, 5) ab Aetia Nicopori Larissa usq. milia 70
zwischen Verona und Hostilia (IV 4) a Verona Hostilia milia passus 33
zwischen Hierapoli und Zeugma (XI 1) ab Hierapoli Zeuma mtl. pas. 24
zwischen Tigubis und Fons Scabore (XI 3. 4) a Tiqubbi ad Fontem Scaborem 16 o. ä.

e) Viele von den Stationen sind durch Vignetten charakterisiert, im Westen häufiger als im Osten, wie denn meiner Meinung nach überhaupt eine Ermüdung des Illustrators (nicht des Zeichners des Wiener Exemplars) und eine Erkaltung seines Eifers nicht zu verkennen ist. Irgend einen realen Wert möchte ich keiner der Formen der Stadtvignetten beimessen, einmal weil kein einziger Versuch der Klassifikation und Erklärung bisher gelungen ist, dann aber noch mehr wegen des ungünstigen Ergebnisses meiner Untersuchung der Zeichnung von Flußläufen (o. S. 2133f.). Am ehesten war noch zu erhoffen, daß die Vignette der Doppeltürme nicht willkürlich verteilt sei, sondern insofern zu einem Aufschluß führen könne, als der Illustrator der Tab. Peut. ein Attribut der betreffenden Station in seiner Vorlage durch diese Vignette ersetzte, sowie auf umgekehrtem Wege aller Wahrscheinlichkeit nach die großen Vignetten der Tab. Peut. für die Städte Rom, Constantinopel und Antiochia richtig beim Ravennaten in die Itinerarstationen Roma insignis famosissima p. 274, Constantinopolis nobilissima p. 180 und Antiochia famosissima p. 85 umgesetzt worden [2138] sind [11]. Wenn diese Annahme das Richtige treffen sollte, so ist allerdings auch schon in der gemeinsamen Vorlage, aus der die gegenwärtig vorliegende Redaktion der Tab. Peut. und die ravennatische Kosmographie stammen, eine Anzahl Vignetten gestanden.

Die Vignetten für Städte und Örtlichkeiten zerfallen

α) in große Bilder bei Rom (Rundmedaillon mit breiter Einfassung, von der eine Anzahl benannter Straßen nach allen Seiten ausläuft, im Kreis die thronende Roma; die Hafenanlagen von Portus mit dem Leuchtturm und die St. Peterskirche haben wahrscheinlich mit dem Medaillonbild nichts zu tun, wie sie auch in keine äußerliche Verbindung mit ihm gebracht sind), Constantinopel (die sitzende Constantinopolis; [2139] die Säule mit der Statue oben hat doch wohl nichts mit der Stadtgöttin zu tun; der Zusammenhang der Straßen ist gestört oder vielmehr ganz aufgehoben; ob erst durch Versagen eines Kopisten, vielleicht weil seine unmittelbare Vorlage hier beschädigt war, oder schon infolge der Einfügung des Medaillonbildes, ist nicht erkennbar) und Antiochia (Nachklang der thronenden Stadtgöttin des Eutychides mit dem schwimmenden Flußgott; inwiefern der Tempel von [Daphne] und die stattliche Wasserleitung zu dem Bild der Stadtgöttin gehören, ist nicht klar). Diese Stadtnamen sind mit roter Farbe geschrieben, alle übrigen Stationen schwarz. – Miller Itin. Rom. S. XXXff. verzeichnet Erklärungen dieser drei Vignetten durch seine Vorgänger; er selbst bemüht sich vergeblich, in ihnen die drei Kaiserresidenzen, wie er sie sich zur Zeit des Gegenkaisers Procopius 365/6 vorstellt, wiederzufinden (o. S. 2127); dazu s. Kubitschek Gött. Gel. Anz. 1917, 21ff.;

β) in perspektivische Stadtansichten mit Bauten und Türmen (oder bloß mit Türmen) für Aquileia, Ravenna, Thessalonica, bithynisch Nicaea, Nicomedia und galatisch Ancyra, dessen Name übrigens in der Tab. Peut. und (!) beim Geogr. Rav. fehlt. Zu diesen Vignetten Hotz Mitt. d. Instit. f. österr. Geschichtsfg. VII 216. Schweder Jahrb. f. Philol. CXVII (1898) 498 und Kubitschek a. O. 21. Miller stellt S. XLIII b (vgl. XXX a) den unrichtigen Satz auf, daß diese Städte ihre Bedeutung und Blüte erst im 4. Jhdt. erlangt hätten (zu Nicaea, das doch die ganze Kaiserzeit über eine Stadt ersten Ranges gewesen ist, vgl. Cuntz Herm. XXIX 588, 4; außerdem zur Illustrierung der Bedeutung der Stadt und ihrer Ambitionen Kubitschek Vindiciae Nicaenae, Frankfurter Münzztg. XVII 1917, 264ff.), und will sie in diesem Sinn für seine Chronologie verwenden. Eine sonderbare Auslese, in der z. B. Trier nicht vertreten ist! Nach Miller a. a. O. kämen noch ,die vom Zeichner vergessenen Bilder von Tarsus und von Alexandria hinzu, für welche der Platz freigelassen ist.‘

γ) Die allerhäufigste Stationsvignette ist ein Turmpaar (die Türme stehen ganz eng neben einander oder sind durch ein mehr oder minder schmales Stück Mauer mit einander verbunden, mit oder ohne Fenster oder Tor); gemeint ist doch wohl ein von zwei Türmen flankiertes Tor, das z. B. auf Segment II 52 mal, auf VI mindestens 51 mal und auf XII 19 mal erscheint; man könnte innerhalb dieser Vignette eine große Anzahl Varianten unterscheiden, ohne damit irgendwelchen Nutzen zu stiften; freilich der Versuch Millers S XLIV ist, weil unvollständig und ungeordnet, überhaupt nicht verwendbar. Es geht dem Zeichner hier aber wohl nicht anders als den Stempelschneidern von Münzen der römischen oder byzantinischen Kaiser; ein und dasselbe Motiv wird bei der Wiederholung unabsichtlich und unaufhörlich in der Größe, den Proportionen und dem Detail abgeändert. Die Versuche, speziell dieses Motiv des Stadttors auf eine bestimmte Kategorie von Orten (z. B. auf römische Kolonien oder Municipien) zu deuten, sind vollständig mißglückt.

[2140] Aber so wenig Aussicht es bietet, diesen (bei einiger Erfahrung im antiken Illustrationswesen auch in formeller Hinsicht nicht leicht auffallenden) Reichtum an Varianten der zweitürmigen Stadtvignetten für eine Klassifikation der so bezeichneten Örtlichkeiten zu verwenden, genau so verfehlt wäre es, aus dem Fehlen der Vignette einen entschiedenen Schluß auf ihre Klassifikation zu ziehen. Der Zeichner hat es also mit diesen Zeichen auch nicht anders gehalten als z. B. mit der Setzung der Tempelvignette oder mit der Zeichnung eines Sees (so fehlen V 2 der lacus et mons Ciminus, IX 4 der lacus Mori, XI 4 der lacus Beberaci).

Der schräge Dachbau kann nicht stören. Miller Itin. Rom. S. XLV b nimmt Stellung zur Vermutung, ,die vorhandene Abschrift sei von einem Nordländer, vielleicht in einem deutschen Kloster hergestellt worden, und sie ist nicht ganz abzuweisen; denn ein Südländer hätte unter den Hunderten von Bildern schon der Abwechslung wegen wenigstens dann und wann einen horizontalen Abschluß der Gebäude gegeben‘. Das kann ich nicht gutheißen. Denn einerseits räumt diese Vermutung den mittelalterlichen Schreibern einen ganz unwahrscheinlichen Einfluß auf die Typenwahl ein, und andererseits kann die Verwunderung Millers über die ,Steilheit‘ der Dächer höchstens für die Stadttürme als zurecht bestehend erkannt werden, und dies auch dann nur, wenn ,steile‘ oder sagen wir lieber: schräge Dächer sich sonst nicht bei antiken Tor- oder Fenstertürmen nachweisen lassen. Denn ,Abwechslung‘ in seinen Typen hat der Zeichner nicht gesucht; daß die Vignetten einer und derselben Gattung nicht ganz stereotyp ausgefallen sind, liegt doch eben vor allem darin, daß sie mit freier und eilfertiger Hand gezeichnet und nicht mit einem fertigen Stempel eingedrückt worden sind; die Einzelfälle der Tab. Peut. wandeln je einen feststehenden betreffenden Vignetten-Typus ab. Seither hat R. Forrer in der Germania II (1918) 73ff. bei der Verteidigung seiner einige Jahre früher vorgetragenen ,Annahme konischer Bedachung unserer römischen Festungstürme‘ flache glatte Eindeckung dieser Türme für den ganzen Süden der Antike ohne weiteres zugegeben und für das rauhere Klima Deutschlands konische Turmdächer gefordert, eben mit Rücksicht auf ,ganz unbestreitbare Zeugnisse‘. Solche Zeugnisse sind ihm vor allem die Stadtbilder der durch den Fl(uvius) Renus von einander getrennten Orte Mogontiacum und Castel(lum) auf dem in Lyon 1862 aufgefundenen Bleimedaillon des Pariser Museums (abgebildet bei Forrer Beilage Fig. 2, und früher z. B. bei Fröhner Les Médaillons de l’empire Romain p. 259 oder Duruy-Hertzberg Gesch. röm. Kaiser V 493; sonstige Literatur bei Riese Das rhein. Germanien in antik. Inschriften 1914 nr. 293) und die Stadt- oder Lagerbilder auf Trierer Prägungen der diokletianischen Tetrarchie (Forrer Beilage Fig. 3 [12] und systematisch gesammelt durch O. Voetter [2141] Wiener Num. Ztschr. LI 1918 Taf. 24, 1–24 und Taf. 22, 68). Aber Forrers Meinung, es handle sich hier um eine Besonderheit des deutschen Nordens, ist irrig. Denn der Festungstypus der Trierer Gepräge ist der gleiche wie im ganzen Reich and beweist also nichts für das römische Germanien; er findet sich nämlich gleichzeitig in südlichen Münzstätten, z. B. in Tarraco, Thessalonica, Constantinopolis, Roma und sogar (ich sage: sogar, mit Rücksicht auf den Standpunkt dessen, der ein Münzbild jener Zeiten aus der Umgebung der betreffenden Münzstätte abzuleiten sich einfallen läßt) im ägyptischen Alexandria. Forrers Hinweis auf Prägungen von Bizye in Thrakien mit flacheingedeckten und zinnengekrönten Türmen (Abb. bei Forrer Beilage Fig. 1) wird wettgemacht durch z. B. das nahe Anchialos; dessen Münzen zeigen schon zur Zeit des Commodus [13] (Strack nr. 439 Taf. VI 17), Septimius Severus (ebd. nr. 484 und 487 Taf. VI 34 und 33), Caracalla (nr. 533f. Taf. VII 11f.) und Gordian (nr. 681 Taf. VIII 27) ,Helmtürme‘, um Stracks Bezeichnung zu wiederholen, als Flankenschutz des Tores. Diese Münztürme bieten auch insofern ein lehrreiches Analogon zur zweitürmigen Vignette der Tab. Peut., als die Zeichnung des nämlichen Turmtypus und des nämlichen Turmdaches von Münzstempel zu Münzstempel immer wieder in den Einzelheiten abgewandelt wird, wie ein Kerzenlicht, das im Luftzug flackert.

Zwei Türme, einfach nebeneinander gestellt oder durch eine Mauer mit oder ohne Tor verbunden, werden auch auf dem Mosaik von Madeba als Ortssignatur verwendet.

Zwischen der zweitürmigen Stadtvignette und der Form β steht eine nicht große Zahl von dreitürmigen Vignetten. Dieser Form sachliche Bedeutung zuzuschreiben, kann sich ebensowenig empfehlen, wie jener der zweitürmigen Vignetten.

δ) Orte, die nach Göttertempeln benannt sind oder mit dem Worte fanum zusammengesetzt (so F. Fortunae und F. fugitivi, hingegen nicht II 2 bei fano Martis) sind, und einige wenige andere Örtlichkeiten (in Gallien Durocortorum, Cabellio, Aventicum und Augusta Rauracorum, in Noricum Iuvavum, in Afrika Saldae), nach Millers Zählung überhaupt 33 Fälle, werden durch einen niederen Hausbau mit Giebeldach illustriert, also wohl durch einen Cellabau, aber auch nicht in einem einzigen Fall durch einen Bau mit Säulenstellungen. Dabei werden, wohl unabsichtlich, nicht immer alle Exemplare der gleichen Kategorie zur Illustrierung herangezogen: z. B. neben fünf Ad Dianam, sämtlich durch Tempel angedeutet, erscheinen auf der Tab. Peut. ebenso viele Ad Mercurium, aber von ihnen sind nur zwei durch die Cellenvignette illustriert, die andern drei nicht (IV 3. VI 1. XI 3). Meist ist die Schmalseite (Vorderseite) linkshin gewendet, aber auch rechtshin gestellte sind vorhanden: die Stadt Cabellio II 5, das templum Augusti im äußersten Osten XII 5, und zwei Fälle mit besonders großer und reicherer Ausstattung: Daphne (nicht genannt, X 4, gehört übrigens [2142] vielleicht enger zur Großvignette für Antiochia) und die Peterskirche bei Rom (V 5). Die nämliche Vignette, auch in der gleichen Perspektive gezeichnet, wird auf dem Mosaik von Madeba zur Bezeichnung christlicher Kirchen verwendet.

ε) Die mit Aquae zusammengesetzten Ortsnamen der Tab. Peut. werden durch einen stattlichen, geschlossenen Bau im Viereck mit einem Wasserbassin in der Mitte dargestellt, nach Miller in 38 Fällen: 36 im Westen des Reiches, je 1 in Kleinasien und Syrien. Wenn Miller S. XLV a meint: ,die auffällige Behandlung der Badeorte [aber Aquae Sextiae oder Aquae Statiellae sind doch nicht in erster Linie Badeorte!] würde allein schon hinreichen, den rein militärischen Zweck der Tab. Peut. zu verneinen‘ [aber S. XXXIX b ist die K. für Feldherrn, Offiziere, Kaufleute usw. bestimmt, den Offizieren sollte ihre Rollenform die Benützung ermöglichen auch ,während der Reise selbst zu Pferde, ohne abzusteigen,‘ nur wäre wirklich nicht abzusehen, wem überhaupt die Tab. Peut. auf der Reise zu Pferd hätte Nutzen bringen können], so ist zu bemerken, daß die Badevignette bloß durch das Wort aquae bedingt ist, und daß Badeorte des Ostens, weil das Stichwort aquae in ihrem Namen nicht erscheint, auch nicht zu dieser Illustration gelangen. Dieselbe oder fast dieselbe Vignette wird für verschiedene praetoria verwendet.

ς) Für verschiedene horrea wird ein (wohl als charakteristisch angesehener) Haustypus verwendet, für den Kriegshafen Centum cellae (V 2) vier parallele Langhäuser, welche Vignette doch wohl wieder aus dem Namen allein erwachsen ist; für die Arae Philaenorum (VIII 2) und die beiden Arae Alexandri (XII 3 und 5) Altarbauten in Draufsicht von oben verwendet (einen religiös-mystischen Unterschied dieser Altarbauten will Miller S. XLV 1 annehmen).

ζ) Nicht direkt aus der Nomenklatur der Tab. Peut., sondern aus der Kenntnis der Bedeutung der Hafenanlagen von Portus bei Rom und von Arles erklären sich die entsprechenden beiden Vignetten der Tab. Peut. von selbst; ferner die Leuchttürme bei Alexandria und gegenüber von Konstantinopel.

Vignetten, wie sie unter δ bis ζ aufgezählt worden sind und noch weiter vervollständigt werden können, gehören zur Kategorie der ,hieroglyphisch-conventionell‘ (um Gardthausens Terminus Gr. Pal. II² 341ff. beizubehalten) gestalteten einfachsten Abbildungen, wie sie uns sonst vor allem in mathematischen und astrologischen Schriften entgegentreten (für Welt, Sonne, Mond, Labyrinth, Vier- oder Dreieck, Parallele usf.).

§ 83 A. Die Itinerarpartien der Tab. Peut. haben etwa in der Art, wie das Itinerarium Antonini angelegt ist, ausgeschrieben Katancsich (Orbis I (1824) p. XXIX-XCVI; daran auch eine Rekonstruktion des Wortlautes des ersten Segments angeschlossen p. XCVII-CVIIII; dann wieder des Marquis de Fortia d’Urbain Recueil des itinéraires anciens (1845) p. 197-312. Über die Notwendigkeit und Methode der Anlage einer Übersicht über den auf der Tab. Peut. geschriebenen Text vgl. Kubitschek 85ff.

Ein ordentlicher Index fehlt (der von Scheyb [2143] verfaßte und von Mannert wiederholte sowie der von Miller seinen Itineraria Romana S. 961-981 angeschlossene reichen notdürftig für das Aufsuchen der Ortsnamen, freilich oft genug erst dann, wenn man die mitunter recht zufällige Schreibung des Namens auf der Tab. Peut. ganz genau kennt), ebenso eine Übersicht über die Wortform und die Nomenklatur. Vollständiger sind die Indices in den hsl. Kommentaren Altings (vgl. Kubitschek Gött. Gel. Anz. 1917, 20) und Scheybs (Gött. Gel. Anz. ebd. 15).

Übersichten der Itinerarpartien der Tab. Peut. geben die große K. des Obersten Lapie (als Beilage zu Fortia d’Urbain Recueil 1845, verbunden mit einer Übersicht der Reisewege der Buchitinerarien) und die überaus zahlreichen Skizzen in Millers Itin. Rom. (zu ihnen Kubitschek a. O. 104ff.), deren didaktischer Wert durch Beigabe von K.-Skeletten und vor allem durch Zusammenfassung ganz wesentlich hätte erhöht werden können.

Von Kommentaren, die die gesamte Tab. Peut. umfassen, sind zu nennen der von M. P. Katancsich Orbis antiquus ex tabula itineraria, quae Theodosii imp. et Peutingeri audit 1824f., der von E. Desjardins begonnene, aber schon 1874 unterbrochene: La table de Peutinger 1869-1874 (umfaßt Gallien, Spanien, Italien und ein Stück der Einleitung zu den Donaulandschaften und Osteuropa; der gallische Teil ist in handlicherer Form als Sonderausgabe wiederholt: Géographie de la Gaule d’après la Tab. Peut. 1869) und Miller Itineraria Romana, römische Reisewege an der Hand der Tab. Peut. dargestellt 1916, dazu meine Besprechungen Gött. Gel. Anz. 1917, 1-117 und Ztschr. f. österr. Gymn. 1918, 740ff. Ungedruckt und unverwertet geblieben sind (vgl. Kubitschek a. O. 15ff.) die in der Wiener Hofbibliothek aufbewahrten Hss. von Scheyb: ein alphabetisch geordneter Kommentar 9509 (abgeschlossen im J. 1766), 9498 und 9374; ferner Hs. 9588 von Menso Alting (abgeschlossen 1694/5).

§ 84. Als erste Gesamtausgaben sind zu bezeichnen die von 1598 (dazu Ch. Ruelens La première édition de la Tab. Peut., Brüssel 1884; vgl. dazu Kubitschek a. O. 81, 2) und in den Opera von Marcus Welser 1682, wo auch zwei ältere, anscheinend noch über K. Peutingers Auftrag ausgeführte Proben (reproduziert bei Miller Itin. Rom. S. XXXIf.) vom ersten Segment (1591 durch M. Welser zum erstenmal mit sehr sachkundigen Bemerkungen veröffentlicht) zum Neuabdruck gelangen. Am meisten hat Joh. Chr. v. Scheyb[14] dazu beigetragen, die Tab. Peut. zur allgemeinen Kenntnis zu bringen und in Vereinigung mit dem Kupferstecher Sal. Kleiner ein für die Anforderungen seiner Zeit trefflich gelungenes Faksimile der ganzen K herzustellen 1753, von dem alle Späteren mehr oder minder abhängig geblieben sind. Er hat zugleich sehr viel zum Verständnis der Tab. Peut. beigetragen; freilich hat er andererseits durch falsche Beziehung der duodecim versus [2144] bei Dicuil und nicht gehemmt durch paläographische Kenntnisse die Tab. Peut. für eine Reliquie der angeblichen gelehrten Bestrebungen des älteren Theodosius gehalten (wichtig ist die humorvolle Kritik bei D. Grün 355-363. 456f.), den er in den duodecim versus genannt glaubte (s. o. S. 2120f.).

Die Kupfertafeln der Scheybschen Ausgabe sind später durch die Münchner Akademie der Wissenschaften vor dem Untergang gerettet und mit einigen Verbesserungen (Kubitschek a. O. 10f.) und einer neuen Einleitung durch K. Mannert, sowie dem Wiederabdruck des Scheybschen Namensindex neu aufgelegt worden (1824), durch Dezennien die wichtigste und benutzteste Ausgabe der Tab. Peut. Es folgt das Faksimile durch Desjardins (o. § 84) 1869-1874 (in Farben) und ein kolorierter und vielfach verbesserter, andererseits auch die Schrift vielfach restaurierender, verkleinerter Abdruck einer photolithographischen Reproduktion der Scheybschen Zeichnung als Tafel zu K. Millers Weltkarte des Castorius, genannt die Peutingersche Tafel 1888 mit einem praktisch orientierenden Fußstreifen, der insbesondere die entsprechenden modernen Positionen ausweist; dazu die Rekonstruktion des verlorenen (im Wiener Exemplar aber nie vorhandenen) ersten Segments durch Miller Mappae mundi VI (1898) Taf. 5; eine Reproduktion dieser Ausgabe (nochmals etwas verkleinert) durch Miller 1916 (Schwarzdruck, bereichert durch 18 Übersichtsblätter); für nur 3 Mark verkäuflich. – Die Kontrolle der Publikationen wird jetzt wesentlich erleichtert durch die Lichtbildpublikation der Wiener Hofbibiothek (Peutingeriana tabula itineraria 1888)[15].

§ 85. Literatur ist überaus groß, was nicht Wunder nehmen kann, wenn man Scheybs Worte beherzigt, der die ganze antike Geographie ohne die Tab. Peut. für blind ansieht. Grün beleuchtet richtig die immense Bedeutung der Tab. Peut. für das Studium der antiken Geographie; ,die Resultate dieser praktischen Forschungen, sagt er S. 471, sind in Hunderten von kleineren Schriften und zerstreuten Aufsätzen niedergelegt, oft gar nur als kurze Berichte in ganz unscheinbaren Lokalblättern, und verdiente diese Literatur heute schon gesammelt und zu einem übersichtlichen Ganzen verarbeitet zu werden‘. Diese Worte sind im Jahre 1874 gedruckt worden und heute mehr noch als damals berechtigt. Mein ganz summarischer Bericht muß sich auf die Nennung folgender Schriften beschränken: K. Mannert Res Traiani ad Danubium gestae, cum dissert. addita de Tab. Peut. aetate 1793. D. v. Grün Die Peutingersche Tafel, Mitt. Geogr. Ges. Wien XVII 1874. F. Philippi De Tab. Peut., Diss. Bonn 1876. K. Miller Weltkarte des Castorius 1888, teilweise umgearbeitet in den Itineraria Romana 1916. H. Groß Zur Entstehungsgeschichte der Tab. Peut., Diss. Berlin. 1913, W. Kubitschek Itinerarstudien (= S.-Ber. Akad. Wien 1917) Kap. IV. [2145]

B. Erdgloben.

§ 86. Ein Kugelmantel läßt sich nicht einfach abwickeln und auf ebener Fläche ausbreiten. Daher ist der Globus durch ,keine künstlichen Entwürfe des über ihn gedachten und gezogenen Gradnetzes, die man Projektionen nennt, zu ersetzen‘ (A. Steinhauser Erde und Mond, vollständige Globuslehre S. 1); also können ebene Land-K., so viel bequemer sie herzustellen, aufzubewahren und zu handhaben sind als Globen, doch nur als Notbehelf dienen. Darstellungen von Erdflächen auf Globen können sehr viel richtiger in den Konturen und den Flächengrößen als auf ebenen K. ausgeführt werden, zumal je größere Stücke der Erdoberfläche zur Darstellung gelangen, und sie erlauben leichter die direkte Entfernung zweier Punkte der Erdoberfläche von einander richtig abzuschätzen. Wie ein Erdglobus auszuführen sei, lehrt Ptolemaios Geogr. I 22 (dazu Th. Schoene Gradnetze des Ptolemaios, Progr. Chemnitz 1909 S. 14ff.); zum Technischen vgl. Fiorini-Günther Erd- und Himmelsgloben, ihre Geschichte und Konstruktion (1895) S. 7. Ptolemaios verlangt, und dies ist man geneigt als einen durch ihn erzielten Fortschritt anzusehen [16], die Auftragung eines Gradnetzes auf den Globus; das erinnert äußerlich an das Netz von Hilfspunkten, das bei den Bildhauern längst üblich war, und an die Linienhilfsnetze, die wir bei ägyptischen Malern gebräuchlich sehen, vgl. Wreszinski Atlas zur altägyptischen Kulturgeschichte Tf. 31; das Gradnetz empfiehlt Ptolemaios (offenbar aufgrund der eigenen Erfahrungen) so zu zeichnen, daß, wie auch schon oben § 42 gezeigt worden ist, Meridiane je nach 5°, Parallele aber immer dort gezogen werden, wo der Tag beim Solstitium um je ¼ Stunde, in höheren Breitengraden aber um etwas größere Zeitlängen zugenommen hat (I 23). Die Größe des Globus, meint er, möge jeder nach seinem Dafürhalten wählen: ,je nach seiner Fähigkeit und seinem Ehrgeiz, da in demselben Maße, in dem der Durchmesser wächst, auch die Zeichnung auf dem Globus verfeinert und mehr detailliert werden muß‘ (I 22, 1).

Strabon, der gleichfalls von der Darstellung des Erdbildes auf dem Globus spricht, und zwar ohne ein Koordinatensystem zur Hilfe zu nehmen, sagt II 5, 10 von der Darstellung der Oikumene: ,Wer der Wahrheit am nächsten kommen will, muß eine Kugel verfertigen καθάπερ τὴν Κρατήτειον, auf ihr das Viereck aussparen und in dieses τὸν πίνακα τῆς γεωγραφίας einzeichnen. Da man aber eine große Kugel benötigt, damit das besagte Stück, das ja nur ein ganz kleines Stück der Erdoberfläche ist, die entsprechenden Teile der Oikumene in sich fasse und dem Beschauer den richtigen Anblick vermittle, so ist es für den, der das so groß zu beschaffen vermag besser, sie so herzustellen: Der Durchmesser soll nicht weniger (aber μὴ μείζω die meisten Hss., μείζω oder μὴ μείω sekundäre Überlieferung! als 10 Fuß betragen; wer aber nicht eine so große oder nicht [2146] viel kleinere (Kugel) zu beschaffen imstand ist, soll die K. auf einer Fläche von wenigstens 7 Fuß [nämlich Höhe = Breite][17] einzeichnen‘; Strabon erörtert im folgenden nur die Flach-K., ohne weiters des Globus zu gedenken.

Ob Strabon mit der präzisen Angabe des Durchmessers von 10 Fuß dem Globus des Krates zustimmt oder stillschweigend den Maßstab abändert, wissen wir nicht Viele solcher Monstra von Miniaturnachbildungen der Erde, die ja doch höchstens zu 1/10 ihrer Oberfläche für die Schaustellung sich eigneten und im übrigen dem Beschauer eigentlich zeigten, wie gering erst das den Zeitgenossen bekannte Stück der Erdkugel sei, hat es gewiß nicht gegeben, und Strabon hat vielleicht überhaupt nie ein anderes zu Gesicht bekommen. Nach Geminos Isag. 16 p. 172, 15 (Manitius) hat Κράτης ὁ γραμματικός bei der Erörterung der Irrfahrten des Odysseus den ganzen Globus (τὴν ὅλην σφαῖραν τῆς γῆς) mit der Einzeichnung der abteilenden Kreise ausgestattet und den Ozean zwischen die Wendekreise gelegt; zur Erklärung dieser Worte s. Berger Gesch. Erdk.² 455f.; ebd. 216 über den Zusammenhang der geographischen Anschauungen des Krates mit älteren (platonischen) und Fig. 3 (nach K. Kretschmer; nach diesem auch Fiorini-Günther S. 5 Fig. 1) eine Rekonstruktion des Globus mit den der Oikumene entsprechenden Erdinseln der Perioiken auf der nördlichen und der Antoiken und Antipoden auf der südlichen Halbkugel.

Berger z. B. nennt dieses vierfach geteilte Erdbild ,unverwüstlich‘; erhalten hat es sich ,namentlich in den Kreisen allgemeinerer, encyclopaedischer Bildung. Kleomedes, Ampelius, Marcianus Capella bringen seine Grundzüge zur Sprache; Nonnus und der Panegyriker Eumenius erwähnen es mit aller Bestimmtheit, und daß die Ornamente des bekannten Reichsapfels, zwei sich kreuzende Ringe, … den beiden Ozeangürteln des Macrobius ihren Ursprung verdanken, ist ein naheliegender Gedanke‘ (Berger 457f.).

Wo Krates den Globus aufgestellt hat, wird nicht gesagt; da er aber Vorstand der pergamenischen Bibliothek war, ist Pergamon als Aufstellungsort wahrscheinlich, und daß fürstliche Mittel dafür aufgewendet werden mußten, scheint man aus Strabon herauslesen zu dürfen. ,Als ,Kritiker und Ausleger Homers, sagt Müllenhoff Deutsche Altertumsk. I 247f.[18]), der Gegner des ,Grammatikers‘ Aristarch, begründete er den wissenschaftlichen Gegensatz von Pergamum und Alexandria und, ohne selbst Mathematiker zu sein, ließ er sich die Gelegenheit nicht entgehen, auch den großen Leistungen der Alexandriner für Astronomie und Geographie etwas Außerordentliches und Neues entgegenzusetzen: ein Erdglobus von ansehnlichen Dimensionen im Hofe des pergamenischen Museums war jedenfalls ein augenfälliges, auch jedermann verständlicheres und allgemeiner ansprechendes Schaustück als [2147] die rätselhaften Armillen und anderen astronomischen Instrumente im Museum von Alexandrien.‘ Vgl. auch Christ-Schmid Griech. Lit.-Gesch. II⁵ 209, 7 mit dem Hinweis auf Vol. Herc. XI² 147, wo τὰ περὶ τῆς σφαιροποιίας von Krates erwähnt werden, deren Deutung auf einen Kommentar zu Aratos Usener Epicurea p. 410 vorschlägt; dann ist aber durchaus nicht wahrscheinlich, daß diese Schrift irgendwie gerade mit dem Erdglobus in Verbindung zu bringen ist. – Vgl. übrigens zu demselben Buchtitel auch Joh. Helck De Cratetis Mall. studiis criticis, quae ad Odysseam spectant (Pr. Dresden hl. Kreuzgymn. 1914) S. 8.

§ 88. Sonst [19] kennen wir keinen sicheren Erdglobus aus dem Altertum; was in den Nachschlagewerken von Erdgloben des Anaximander oder Thales oder gar Musaios gesagt wird, beruht bestenfalls auf unstatthaften Verwechslungen mit Himmelsgloben. Das nächste Stück, von dem wir Zuverlässiges erfahren, ist erst der ,Erdapfel‘ des Nürnberger Patriziers Martin Behaim vom J. 1492, etwa 1650 Jahre nach Krates, 1350 Jahre nach Ptolemaios; über ihn Fiorini Günther S. 23ff. Hingegen sind Himmelsgloben sowohl vor als auch nach dem Erdglobus des Krates, in verschiedener Form, als volle oder hohle (Armillarsphaeren), gewiß in nicht geringer Zahl verfertigt wurden; ihren Gebrauch setzen die Lehrbücher voraus, prosaische wie poetische (vor allem Aratos, s. Knaack o. Bd. II S. 396f.), und die ganze Literatur, die an diese anknüpft; noch etwa im 7. Jhdt. schreibt Leontios μηχανικός die (nur zum Teil uns noch erhaltene) kleine Schrift περὶ κατασκευῆς Ἀρατείας σφαίρας[20]), für die Fiorini-Günther S. 11f. zu vergleichen ist; und auch die bildende Kunst findet, wo sie für die Dekoration von Prachträumen oder Gärten zu sorgen hat, hier einen dankbaren Stoff. Das darf uns nicht weiter wundern; denn die hohle Himmelskugel oder Halbkugel zeigt sich auch dem einfachsten Manne tagtäglich sinnfällig, eine Anzahl Sternbilder beleben sie in stetiger und zum Nachbilden einladender Form und, was besonders wichtig ist: der Himmelsglobus ist ein wichtiges Lehr- und Hilfsmittel für alle geworden, die den gestirnten Himmel als die zuverlässigste Uhr und den besten Jahreskalender benützen gelernt haben. Hingegen bot und bietet die Erde kein übersichtliches Bild der Kugelgestalt; wir sehen gegen die Kugelauffassung der Gelehrten die gesamte Volksmeinung sich auflehnen und, wie man aus den von R. Friedrich vereinigten Materialien zur Begriffsbestimmung des orbis terrarum (Pr. Leipzig Kgl. Gymn. 1887) deutlicher als aus früheren Einzelbemerkungen erkennt [2148] kennt, haben sich selbst hervorragende Schriftsteller, die sich sonst rückhaltlos zur Kugelauffassnng bekannten, in Wahrheit so wenig vom Volksglauben befreit, daß er auch bei ihnen immer und immer wieder offen hervorbricht, genau so wie z. B. soviele Aufgeklärte unter uns gelegentlich erkennen lassen, wie wenig frei von den Fesseln des Aberglaubens sie sind, deren sie umsonst sich nicht bewußt waren.

§ 89. Die Himmelsgloben bilden ein sehr schönes und lehrreiches Kapitel, das aber hier ebensowenig als die Himmels- und Sternkarten erörtert werden soll; s. Sphaera und Sternbilder, übrigens auch Synesios und Sonnenuhren. ,Der Himmelsglobus, lehrt Steinhauser a. O. S. 46, dient zunächst zur Orientierung am Himmelsgewölbe, um die Stellung und gegenseitige Lage, sowie die scheinbare Größe der Gestirne in übersichtlicher Weise zu veranschaulichen; aber hier, wie bei dem Erdglobus, ist der weitere Zweck der, mit Hilfe desselben die Auflösung mehrerer astronomischen Aufgaben nach theoretisch völlig richtigen Grundsätzen zu verrichten, wenn sie auch praktisch nicht immer mit vollkommener Genauigkeit ausgeführt werden können.‘ Diesem Parallelismus zwischen Erd- und Himmelsglobus entspricht es nun, daß Ptolemaios Geogr. I 22, zum Teil ungefähr mit den nämlichen Worten den Erdglobus und dessen Gradnetz erörtert, die er im Almagest VIII 3 für den Himmelsglobus mit seinem Gradnetz verwendet hatte. Theoretisch war das Problem beidemale dasselbe, praktische Verwendung konnte es in damaliger Zeit wegen des Tiefstandes der eigentlichen geographischen Kenntnisse bloß für den Himmel und seine Gestirne finden; auch was ein so ,unmathematischer‘ Mann wie Strabon I 1, 21 C l2 als Minimal-Vorkenntnisse des Lesers für das Verständnis seiner eigenen Geographie voraussetzte, σφαῖραν ἰδεῖν, bezieht sich nicht auf die Erd-, sondern auf die Himmelskugel, wie die darauf folgenden Worte deutlich zeigen. Vgl. überdies Th. Schoene a. a. O. 16.

§ 90. Alphabetisches Verzeichnis zum vorstehenden Artikel: Comitissa Adela, Tochter Wilhelms des Eroberers § 77. Ägyptische Grundrisse 2. Äthiopia 12. Agathomaion 52f. Agrippa 60–67. 72. Ameria 5 ζ. Anaximandros 18. Antipolis 73. Antonini Itinerarium 68–71. Arausio 3 b. Aristagoras 21. Aristophanes 21. Aristoteles 21 Armenia 12. Artemidoros 27. Assyrische Grundrisse 2. Augustodunum 74. Augustus 60. Babylonische Grundrisse 2, Weltk. 20. Cassiodorius 75. Castorius 78. Cicero 27. Dareios I 20. Dicuil 61. 72. Dikaiarchos 23. Dimensuratio provinciarum 61 f. 66. Dionysios’ Pinax 75. Divisio orbis 61f. 66. 72. Donau 26. 51. Entstehung von Kartenskizzen 1. Ephoros 23. Eratosthenes 24. Eumenius 74. Eusebios 13. Feldmesser 3 e. Flurkarten 3. Bauriß von St. Gallen 3. Grundrisse literarisch bezeugt 4, monumental bezeugt 5. Hekataios 20. Hieronymus 13f. Hipparchos 25. Ps.-Hippokrates περὶ ἑβδομάδων 19. Iulius Honorius 75f. Itinerarkarten 68. Ionische Karte 18. 21f. Kaiser Karl d. Gr. 77. Krates von Mallos 86. Landschaftsbilder 1. Landschaftskarten 11–17. Lentulus 3 c. Leontios 87. Mosaik von Madeba [2149] 15–17. Marinos 29. 36. Mettius Pompusianus 73. Missi des Theodosius II 72. 84. Angebliche Münze eines Nerva 77. Notitia dignitatum 12. Ostia 5 γ Palästina 13. Griech.-röm. Papyri 3 a. Perusia 5 α. Polybios 27. Poseidonios 27. Propertius 73. Ptolemaios[21] 30–57 (das Buch VIII 31f. Tetrabiblos 35f. Germanien 37. 40. Ägypten 38. πόλεις ἐπίσημοι 41f. 47. Distanzen 42 c. d. Kartenprojektion 43. 46. Gliederung seines Atlas 47f. Autorschaft der erhaltenen Karten 49–51. Agathodaimon 45. 52f. Zwei Redaktionen der Karten 53. Wert der hsl. erhaltenen K. 54f., ihre Zeichensprache 56. Literatur 57f.). Röm. Reichskarte nach Miller 67. Geographus Ravennas 69–71. Rom Grundrisse 5 β. δ; Stadtpläne 5 ε. 6; kapitolinischer Stadtplan 7f.[22]; Stadtplan des Augustus 8 a, des Vespasianus 8 b; konstantinische Regionsbeschreibung 9; Tempel der Tellus [23] 11. Sokrates 21. σφραγίς; 24. Strabon 27, die χωρογραφία bei Strabon 60. 64. Tabula Peutingeriana 66. 70f. 77 Ende. 78-85 (Entstehungszeit 79. Form 80. Winke für die Benützung 81. Vignetten 82 [Flüsse a, Berge b, Straßen c. Distanzen d, Stationen e, Medaillon-Bilder α, Stadtansichten β, Stadttore γ, Tempel δ, aquae und praetoria ε und andere Vignetten ς und ζ]. Itinerare 83. Ausgaben 84 Literatur 85). Theodosius II 62. 72 84. Theophrastos 21. Triumph 11. Vitruvius 73. Wasserleitungen 5 ς. Weltkarten 18-77. Papst Zacharias 77.

Dies mag für einen Überblick des derzeitigen Standes genügen. Weiterer Fortschritt ist vor allem zu erhoffen aus einer kritischen Analyse einerseits der ptol. Geographie, andrerseits der röm. Straßen-K., die uns aus der Tab. Peut, dem Geogr. Rav. und dem Itin Ant. zugänglich wird. Gedanken und noch zu verarbeitenden Stoff findet man auch bei Gosselin Recherches sur la géogr. des anciens (1798), Reinganum Gesch. der Erd- und Länderabbild. der Alten I (1839), Müllenhoff Deutsche Altertumskunde I und III und Vivien de St. Martin Hist. de la géogr. (1875).


Anmerkungen (Wikisource)[Bearbeiten]

Vorlage: Gött. Gel. Anz. 1907: Jahresangabe später richtig zitiert mit 1917: Internet Archive

Siehe auch: Band XIX,2, 1405: RE:Peutingeriana

  1. Am ehesten könnte man an die Frage nach der (jetzt mit dem πρωτόκολλον fehlenden) Überschrift denken und (in Anknüpfung an Miller Itin. Rom. LI f.) an die etwaigen Spuren einer älteren Verteilung der paginae (σελίδες), aus denen die Schriftfläche zusammengesetzt werden mußte.
  2. Miller Itin. Rom. S. XXIXb spricht von einem ,Geschlecht‘ der Castorii und führt eine Anzahl von Männern des 4. und 5. Jhdts. an, deren Individualname Castorius ist (Stellensammlung im Thesaurus: 3.–5. Jhdt.). Selbstverständlich wäre Castorius auch als Gentile möglich, auch in früheren Jahrhunderten; auch ist möglich und sogar wahrscheinlich, daß Castorius so gut wie andere Individualnamen in derselben Familie öfter (man denke nur z. B. an die Constantii und Constantini) als Cognomen wiederkehrt. Aber aus den von Miller angeführten Beispielen ein ,Geschlecht‘ der Castorii zu konstruieren, ist nicht möglich.
  3. Das die Beischrift Egyptus vollständig für sich in Anspruch nimmt
  4. Als gemessene K. muß auch derjenige, der nach der K. des Iulius Honorius die Längen der Flüsse durch mitunter ganz unsinnige Zahlen bezeichnete, seine Vorlage aufgefaßt haben. Die K. von Augustodunum (Eumenius pro restaurandis scholis c. 20, s. o. S. 2123) mag gleichfalls Maßangaben getragen haben. Daß Iordanes Get. 4 (Mommsen) den Satz innumerabiles pene scriptores existunt, qui non solum urbium locorumve positiones explanant, verum etiam et quod est liquidius, passuum miliariumque dimetiunt quantitatem, insulas quoque marinis fluctibus intermixtas … in inmenso maris magni pelagu sitas determinant gerade in Erinnerung an eine Itinerar-K. (Grün 294, 1) und nicht etwa an eine Erdbeschreibung oder ein Buchitinerar geschrieben hat, läßt sich nicht ausmachen.
  5. Dieser offenkundige Unsinn beweist, daß auf einer älteren Vorlage die Zusammenhänge dieser Flußläufe durch irgend eine zufällige Beschädigung gestört worden waren, so daß der nächste Kopist irre geführt wurde.
  6. Dieselbe Beobachtung hat auch H. Groß Zur Entstehungsgeschichte der Tab. Peut. (1913) 92 gelegentlich gemacht, aber nicht weiter ausgenützt.
  7. In Alpe Maritima beigeschrieben; nach dem aus dem Flußkapitel jetzt (vgl. o. S. 2184) gewonnenen Allgemeineindruck sehe ich darin eine Wiederholung des gleichlautenden Stationsnamens, und die Zutat der Illustration bloß aus diesem Namen erwachsen.
  8. Vgl. dazu Miller Itin. Rom. XLVIfg. Die besondere Beziehung auf die ,Zeit der Schlacht bei Straßburg und der Feldzüge Iulians und Valentinians‘ (Miller a. a. O.) ist überflüssig und daher abzulehnen. Es wird lediglich das Wort silva illustriert.
  9. Zum Weg von Persepolis nach dem Nordwesten Indiens sagt Miller Itin Rom. 787: ,Wir müssen Tomaschek entschieden widersprechen, wenn er sagt, die Distanzen der Tab. Peut. brauche man nicht zu berücksichtigen. So viele Probleme auch die Tab. Peut. noch bietet, so müssen wir doch die Exaktheit ihrer Zahlen nach allen Richtungen mit großer Bewunderung [sic!] anerkennen.‘ Leider gibt Miller nicht an, wo Tomaschek diesen Satz ausgesprochen hat, also kann keine Kritik hier ansetzen. Dar ,Exaktheit‘ der Zahlen der Tab. Peut. tun aber doch die vielen Verderbnisse ihrer Überlieferung und der Mangel einer Benennung der Einheit starken Eintrag.
  10. Ein Verzeichnis dieser Fälle gibt Miller Itin. Rom. S. XLIX a 5; soviel ich sehe, fehlt dort zum mindesten eine Stelle zwischen Incomacenis und Heracome (XI 1) a Comacenis in Heracome mil. 14.
  11. Sonst finden sich im Geogr. Rav. noch Epitheta ornantia bei folgenden Städten: Ravenna nobilissima p. 258, Alexandria famosissima p. 120, Cartago civitas magna p. 142 und Kapua caput Campaniae p. 277. [Tifernum, quae et felicissimum dicitur p. 286 zählt wohl hier nicht mit.] Der Name und die Vignette von Alexandria fehlen auf der Tab. Peut., Karthago und Capua sind durch Vignetten mit zwei Türmen bezeichnet, Ravenna durch eine der größeren Stadtvignetten zweiten Ranges. Das beweist also nichts für den Zusammenhang der Epitheta des Geogr. Rav. mit den Vignetten unserer Tab. Peut.; denn Ravenna mag als Heimatsort des Verfassers der Ravennatischen Kosmographie den Beinamen erhalten haben, bei Karthago und Capua mögen Erinnerungen aus der Lektüre den Schreiber beeinflußt haben.
  12. Fig. 4 und 5 hat Forrer zu Unrecht als Trierer Prägung angesehen; 4 gehört der Münzstätte R(oma), 5 S(er)d(ica) an.
  13. Ich beschränke mich auf die bei Strack abgebildeten Münzen.
  14. Vgl. Kubitschek Archäol. Studien des J. Chr. v. Scheyb im Monatsbl. des Vereins für Landesk. von Niederösterreich 1918, 109ff.
  15. Die Wiener Photographie zeigt verschiedenes deutlicher als die Hs., aber in anderen Fällen und insbesondere innerhalb der Seepartien auch weniger als das Original.
  16. ,Wobei nur nicht zu vergessen ist, daß hier Hipparchische Gedanken weiterwirken‘, hat Schoene S. 16 sehr richtig dazu bemerkt. Vgl. o. § 25.
  17. Diese Forderung (genauer wäre 7·8) bildet rechnerisch das Äquivalent zu den 10 Fuß des Durchmessers der Erdkugel.
  18. Vgl. überhaupt diesen über den Erdglobus des Krates a. a. O. 247ff.
  19. So sonderbar es auch klingen mag, so hat doch Nordenskjöld in jenem Kapitel seines Faksimile-Atlas, das von den Erdgloben handelt (S. 71), den Globus des Krates ganz außer acht gelassen.
  20. Neu abgedruckt von E. Maaß Commentariorum in Aratum reliquiae (1898) 563ff., vgl. ebd. p. LXXL Die Fabrikation von Himmelsgloben (vgl. zu dieser auch die § 53 zitierte Pappusstelle) wird damals hauptsächlich auf Ptolemaios und nicht mehr auf Aratos eingestellt.
  21. Es scheint mir nicht überflüssig, im Nachtrag zu den §§ 32. 41 für Ptolemaios begegnenden angeblichen Heimatsbezeichnungen Ptolemais und Pelusion daran zu erinnern, daß beide nach der damals von der kaiserlichen Kanzlei gehandhabten, allerdings nicht allen römischen Beamten geläufigen Regel auch selbst schon bei der Aufnahme in das römische Bürgerrecht (und die Familie des alexandrinischen ,Geographen‘ wird doch schon seit mindestens zwei Generationen im Besitz desselben gewesen sein) juristisch unmöglich waren; vgl. mein Imperium Rom. tributim discr. p. 261.
  22. Vgl. auch noch Helbig Führer³ 534.
  23. Der Hinweis auf Hülsens Vermutung ist nachzutragen hier Suppl. III 1293 oder 1301 (Scherling)