Naharvali, so ist besser überliefert als Nahanarvali, werden von Tac. Germ. 43 unter den fünf bedeutendsten Stämmen der Lugier genannt. Sie wohnten also in historischer Zeit zwischen Sudeten und Weichsel. Über die Lugier und ihre Geschichte s. Schönfeld o. Bd. XIII S. 1715. Literatur bei Schönfeld Wörterbuch der altgerm. Personen- und Völkernamen 157. 169. Tacitus berichtet, bei den N. sei der Kult der Alci heimisch gewesen, Ihm o. Bd. I S. 1356, die nach der interpretatio Romana mit Castor und Pollux verglichen werden. Der heilige Hain in ihrem Bezirk ist wahrscheinlich der Zobtenberg, Much Hoops’ Reallex. III 298. Sonst werden die N. nicht genannt. Der Name ist noch nicht erklärt, nicht einmal, ob er germanisch oder keltisch ist. Die verschiedenen Deutungsversuche, die Schönfeld Wörterbuch 170 zusammenstellt, sind schon dewegen ergebnislos, weil sie teils von Naharvali, teils von Nahanarvali ausgehen; Much Hoops’ Reallex. III 298. Auch die Vermutung Müllenhoffs Deutsche Altertumsk. IV 487, die Priester dieses Kultus mit ihrem muliebris ornatus seien mit den Hasdingi zusammen zu bringen, ist abzulehnen, L. Schmidt Gesch. der deutschen Stämme I 475. Dieser muliebris ornatus bezieht sich auf die Kleidung, wie noch heute z. B. die Priester der christlichen Kirchen eine Art weiblicher Kleidung tragen, nicht auf die Haartracht. Andere sehen in N. nicht einen Stammesnamen, sondern einen Kultnamen, so J. Fischer Aus Unterricht und Forschung III (1931) 241, doch stehen sie bei Tacitus den andern vier lugischen Stämmen gleich, sie bilden vielleicht alle fünf zusammen eine Kultgenossenschaft, wie das bei den Germanen öfters erscheint. Much Paul u. Braune Beitr. XVII 25 identifiziert sie mit den Victovali, ebenso v. Grienberger Paul u. Braune Beitr. XIX 531. Später sind sie in die Silingen bzw. Vandalen aufgegangen.