Pammenes. 1) Vornehmer Thebaner, in dessen Haus Philipp von Makedonien Aufnahme fand in den Jahren, die er als Geisel in Theben verlebte (Plut. Pelop. 26). Spätere haben daraus ein Liebesverhältnis beider gemacht (Liban. inv. in Aisch. c. 71 (ed. Foerster VI 232, 5), was wohl mit der scherzhaften Äußerung zusammenhängt, die P. über Nestors Taktik Il. II 363 im Vergleich mit dem ἱερὸς λόχος der Thebaner getan haben soll (Plut. Pelop. 18; quaest. conv. I 6 p. 618; amator. c. 17 p. 761 b). In militärischer und politischer Hinsicht schloß er sich eng an Epameinondas an (Plut. praec. reip. ger. c. 11 p. 805 c–f), der ihn mehrfach zu selbständigen Unternehmungen verwandte. So deckte er 369 mit 1000 Mann den Bau der neuen Hauptstadt Arkadiens gegen feindliche Überfälle (Paus. VIII 27, 2) und in dieselbe Zeit oder in den zweiten Zug des Epameinondas gehört vielleicht die Einnahme des Hafens von Sikyon, die Polyain. V 16, 3 (= Frontin. III 2, 10) ihm zuschreibt (Schaefer Demosth. I 79 not. 2). Nach dem Tode des Epameinondas erscheint er als Hauptfeldherr der Thebaner; wohl im Winteranfang 361 ging er mit 3000 Mann und 300 Reitern abermals nach Megalopolis, wo die Einwohner sich in die Dörfer zu zerstreuen drohten, und zwang sie in der Stadt wohnen zu bleiben (Diod. XV 94). Im Frühjahr oder Herbst (s. u.) 354 ward er von Theben mit 5000 Söldnern dem aufständischen Satrapen Artabazos (s. Judeich o. Bd. II S. 1299) zu Hilfe gesandt, wo er in zwei Schlachten bedeutende Erfolge gegen die Truppen des Großkönigs erzielte (Diod. XVI 34. Polyain. V 16, 2. Frontin. II 2, 3). Trotzdem ward er bei Artabazos verdächtigt, als ob er mit dem Feinde in Verhandlung stände, und von ihm gefangen gesetzt (Polyain. VII 33, 2). Er muß aber bald von Artabazos selbst befreit oder bei dessen Vertreibung durch die königlichen Truppen freigekommen sein: 353/52 finden wir ihn bei Philipp in Maroneia (Demosth. XXIII 183). Später ist er dann wohl nach Hause zurückgekehrt und hat dort noch am Kriege gegen die Phoker teilgenommen, worauf Polyain. V 16, 4 zu gehen scheint (Schaefer Demosth. I1 157 not. 4); seine weiteren Schicksale sind nicht mehr bekannt. Vgl. Ed. Meyer G. d. A. V 432ff. 473. Beloch GG III2 1, 251. 482. 2, 279f.
Unsicher bleibt das Jahr der Entsendung des P. nach Asien, insofern es mit den Ereignissen des heiligen Krieges zusammenhängt. Es liegt auf der Hand, daß Theben sich die Entsendung eines so bedeutenden Söldnerkorps und seines besten Feldherrn nur in einem Augenblick gestatten konnte, in dem der heilige Krieg beendet schien, und das war nach der Niederlage von Neon der Fall, in der Philomelos fiel; damals dachten die Phoker sogar an Aufgabe des Widerstandes (Diod. XVI 32, 2). Nun fällt die Schlacht von Neon nach Beloch GG III2 2, 266ff., Kahrstedt Forsch.
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z. Gesch. d. 5. u. 4. Jhdts. 49 und Cloché La politique étrangère d’Athènes 119 in den Herbst 355, nach Schaefer Demosth. I 501, Pokorny Stud. z. gr. Gesch. d. 4. Jhdts. 24f. und Hammond Journ. hell. stud. LVII (1937) 58ff. in den Herbst 354, und darnach würde der Zug des P. Frühjahr 354 oder Frühjahr 353 anzusetzen sein. Nun hatte Artabazos zunächst den athenischen Feldherrn Chares zu seiner Unterstützung gehabt, der aber Ende 355 auf die Drohungen des Großkönigs abberufen werden mußte (Diod. XVI 22, 2). Der Satrap wird sich also schleunigst nach Ersatz umgesehen haben und insofern erscheint allerdings für P.’ Auszug Frühjahr 354 als der geeignete Zeitpunkt. Allein dem widerspricht die Symmorienrede des Demosthenes, die nach Dion. Hal. ad Amm. p. 724 unter dem Archon Diotimos, also frühestens Ende Juli 354 gehalten ist: da in ihr (XIV 31ff.) Demosthenes die Haltung Thebens bei einem Angriff des Perserkönigs auf Hellas noch als zweifelhaft bezeichnet, so muß sie vor die Entsendung des P. fallen, und aus diesem Grunde hat Kahrstedt 49ff. den Auszug des P. in den Herbst 354 verlegt, wogegen Beloch (GG II2 2, 261) einen Irrtum des Dionys annimmt Eine weitere Schwierigkeit macht das Zusammentreffen Philipps mit P. in Maroneia (Demosth. XXIII 183), insofern man nicht weiß, ob er auf dem Hinweg oder auf dem Rückweg des P. stattgefunden hat. Das erste nimmt Schaefer an (Demosth. I2 442ff. 504ff.): er läßt Philipp dem P. bei seinem Auszug (nach Schaefer 353) mit seinem Heere bis Maroneia das Geleite geben. Das hat Kahrstedt 50 widerlegt (trotz der Verteidigung Pokornys 59ff.) und es vielmehr wahrscheinlich gemacht, daß die Begegnung in Maroneia auf dem Rückwege, also 352, erfolgte, hauptsächlich weil das das letzte Ereignis ist, auf das die Aristokrateia des Demosthenes Bezug nimmt, die im J. 352/51 gehalten ist.