Raeda reda oder rheda (vgl. über die Namen Revue de l’instruction publ. en Belgique 1864, 56. 1867, 390. Walde Lat. etymolog. Wörterbuch² 646), ein keltisches Wort (Quint. I 5, 57. 68), bezeichnet eine gallische Wagenart, die Caesar (bell. Gall. I 51. VI 30) im Kampfe mit den Germanen und Galliern antraf. Die Glossen erklären das Wort mit κάρρον, καρρούχιον, σαράγαρον Corp. gloss. lat. VII 180. Von Martial III 47, 5. 13 wird sie einmal der carruca gleichgesetzt. Sie war der eigentliche Reisewagen der Römer, der für mehrere Personen Platz bot (Cic. Mil. 28. 54; Phil. II 58; Att. VI 25. Horat. sat. I 5, 86. II 6, 42. Iuven. III 236. IV 1. Mart. X 13, 1. Varro bei Nonius 167, 20. Ed. Diocl. 15, 33), und als solcher bequem eingerichtet; Cicero wenigstens diktierte einen Brief sedens in raeda (Att. V 17, 1). Sie wurde auch mit allerlei Gepäck beladen (Iuven. III 10. Mart. III 47, 5). Über die Bauart der reda, die sich nicht immer gleich geblieben sein wird, sind wir weder durch eine ausführliche Beschreibung, noch durch sichere, genaue Abbildungen unterrichtet. Sie war vierräderig (Isid. orig. XX 12, 2 reda genus vehiculi quatuor rotarum; Cod. Theod. VIII 5, 8, 2 setzt sie der birota entgegen). Ihre Tragfähigkeit betrug nach Cod. Theod. a. a. O. I 1000 Pfund. Bespannt wurde sie mit Maultieren (Varro r. r. III 17, 7) oder Pferden (Varro r. r. II 7, 15), namentlich mit gallischen Ponys (Helvius Cinna b. Gellius XIX 13, 5 me .. bigis raeda raptat citatis manis), und zwar nach Umständen mit zwei (Helv. Cinna a. a. O.) oder vier Zugtieren (Venantius Fortunatus III 17, 4). Nach Cod. Theod. VIII 5, 8, 2 soll die Bespannung der reda im Sommer aus 8, im Winter aus 10 mulae bestehen. Der Wagenlenker heißt redarius (Cic. Mil. 29); dieses Wort kann jedoch auch den Wagenbauer bezeichnen (Hist. Aug. Max. et Balb. 5, 1). Je nach der Beschaffenheit des Wagens und der zu tragenden Last und nach der Bespannung wird die Schnelligkeit der Fahrt verschieden gewesen sein. Maecenas und seine Begleiter (Horat. sat. I 5, 86) legen an einem Tage nur 24 Millien, ca. 36 km, zurück; wir kennen aber nicht die Zeit des Aufbruchs nach der Ankunft am Ziele, so daß man aus dieser Angabe keinen bestimmten Schluß ziehen kann. Venant. Fort, und Helv. Cinna a. a. O. rühmen die Schnelligkeit der reda. Von schnellen Fahrten Caesars erzählt Suet. Caes. 57. Nebst privaten redae gab es auch mietbare (raedae meritoriae Suet. a. a. O. u. Calig. 39. Sen. de ben. VII 5, 3); auch die Staatspost bediente sich der raeda (Sulp. Sev. dial. II 7 raeda fiscalis. Corp. gloss. lat. V 525, 37. 577, 35). Dig. XXXIII 10, 4ff. werden die Bänke, sedularia, und die Decken (tapetia vel lintea), der raeda erwähnt. Eine besondere Auszeichnung erteilte Alexander Severus den Senatoren, indem er ihnen die Benutzung silberbeschlagener carrucae und redae gestattete (Hist. Aug. Alex. Sev. 43, 1). Eine raeda ist vielleicht der zweispännige, vierräderige Wagen
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auf einem Relief von Maria-Saal in Kärnten, den ein Kutscher lenkt, während im reichverzierten, überdeckten Wagenkasten eine auf einer Handpauke spielende weibliche Person sitzt (abgeb. bei Jabornegg Kärntens Altertümer, Klagenfurt 1871, Taf. 5, 1; bei Mužik und Perschinka Kunst und Leben im Altert. Taf. 161, 1; bei Blümner Röm. Privataltert.³ 461). Saglio hält einen einem Char à bancs ähnlichen, von vier Maultieren gezogenen Wagen auf einem bei Langres gefundenen Relief für eine raeda (Daremberg-Saglio IV 862 Fig. 5939, nach Rev. arch. XI pl. 236). Daremberg-Saglio a. a. O. Blümner a. a. O. 460. Marquardt-Mau Privatleben d. Römer 730, 9. 733. Becker Gallus III³ 13.