Tarnaiae, Ort der Nantuates, heute St. Maurice (Wallis). Auf größere Bedeutung des Ortes
[2327] in vorrömischer Zeit haben bereits Mommsen CIL XII p. 24 und Jullian Hist. de la Gaule VI 508, wegen des von den vier civitates der Vallis Poenina hier für den jüngeren Drusus errichteten Weihedenkmals CIL XII 147 (Dess. 169) geschlossen; doch ist die deshalb auch hier versuchte Lokalisierung von Drusomagus (Ptolem. II 12, 3; vgl. o. Bd. V S. 1742) unsicher, wie zuletzt Staehelin Die Schweiz in röm. Zeit 108 betont hat. Da die Örtlichkeit im Gegensatz zu ihrer weiteren Umgebung durch zahlreiche Inschriftenfunde (CIL XII 144-161. Dess. 4685. 9035) ausgezeichnet ist, darf die Station Tarnaias Tab. Peut., Itin. Ant. (hier Var. Tarnadas) mit Sicherheit in St. Maurice gesucht werden, obgleich noch Desjardins Géogr. II 244 und Holder Altcelt. Sprachsch. II 1735 schwanken. Für das 3. Jhdt. ist eine Zollstelle der Quadragesima Galliarum durch Dess. 9035 und ein Benefiziarierposten der Mainzer Legio XXII durch CIL XII 144 gesichert. Der zweite, seit dem 6. Jhdt. vorherrschende Name Acaunum (vgl. o. Bd. I S. 766 Art. Agaunum. Holder Altcelt. Sprachsch. I 13f. Staehelin 108, 6) war nach Dess. 9035 bereits in römischer Zeit in Gebrauch. Spätestens Ende des 4. Jhdts. wurde hier eine christliche Kirche erbaut; über Grabungen nach ihr berichten J. Michel und P. Bourbon Anz. f. Schweiz. Alt.-Kunde XXIX (1896) 103-112; N. F. XVIII (1916) 296-285. XX (1918) 23-25. XXI (1919) 97-108; vgl. Jahres-Ber. d. Ges. f. Schweiz. Urgesch. X (1917) 70-72. Der historische Hintergrund der hier lokalisierten Legende von der thebaischen Legion ist dagegen unklar (vgl. Staehelin 500, 2); auch der Versuch von N. Peissard La découverte du tombeau de St. Maurice (1922) hat kein sicheres Ergebnis gebracht, vgl. Jahres-Ber. XIV (1922) 102. XV (1923) 101. Bei Rav. IV 26 erscheint Tarnias unter den Orten der Burgunden, deren Könige hier die berühmte Abtei begründeten.