Sächsische Gußstahlfabrik zu Döhlen

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Titel: Sächsische Gußstahlfabrik zu Döhlen
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 2, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 2, Seite 53–56
Herausgeber: Louis Oeser
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
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Erscheinungsort: Neusalza
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Sächsische Gussstahlfabrik in Döhlen bei Dresden.

[53] Nachdem wir bereits in einem früheren Artikel (S. 35) die Gußstahlfabrikation überhaupt besprochen haben, kommen wir nun zu dem Etablissement dieser Branche, dem einzigen Sachsens. Dasselbe führt die Firma


Sächsische Gußstahlfabrik zu Döhlen


und liegt bei dem Dorfe Döhlen in dem reizenden plauenschen Grunde, vis-à-vis dem großen Windberge, und in der Nachbarschaft der bedeutendsten industriellen Etablissements, sowie der ansehnlichsten Kohlenwerke dieser Gegend. Von Dresden beträgt die Entfernung eine Meile und mittelst der Albertsbahn gelangt man in zwanzig Minuten dahin. Unmittelbar vor dem Etablissement befindet sich die Bahnstation Deuben, und das Etablissement selbst ist mittelst eines Zweiggleises mit der Hauptbahn verbunden.

Das ganze Etablissement zählt gegenwärtig vier Hauptgebäude mit drei Nebengebäuden, in welchen sich

a) die Wohnung des Fabrikdirektors mit Comptoir u.s.w.,
b) die Gießerei mit vierundzwanzig Schmelz- und Glühöfen,
c) das Hammerwerk mit Dampf- und Schwanzhämmern und sieben Wärm- und Cementiröfen,
d) das Walzwerk und sieben Klein-Schmiedefeuer,
e) die Schleiferei,
f) die mechanische Werkstätte,
g) die Federwerkstatt,
h) die Chamottenmühle,
i) die Schmelztiegelfabrik,
k) die Tischlerwerkstatt und
l) fünf Magazine befinden.

Das Grundstück der Fabrik besteht aus vierundzwanzig Scheffel Land, dessen Grenzen der Eisenbahn entlang laufen und fast ein Quadrat um die Gebäude bilden. Somit ist für in nächster Zeit schon in Aussicht stehende Erweiterungen des Etablissements hinlänglich Raum vorhanden.

Das Etablissement umfaßt als Hauptbranche

die Gußstahlfabrikation

und als Nebenbranche, hauptsächlich für eigenen Bedarf

die Schmelztiegelfabrikation.

Die Haupterzeugnisse sind: Werkzeugstahl, worunter namentlich der unübertreffliche Wolframsstahl, Münz- und Stanzenstahl, schweißbarer Gußstahl, Federstahl, naturharter Stahl (zum Schneiden von glühendem Metall), Achsen und Federn für Locomotiven und Eisenbahn-Waggons, Mittelwellen für Dampfschiffe, Schwungradwellen, Kurbeln, Kurbel- und Kolbenstangen, Kolbenspindeln, Wellen zu Schlag-Centrifugal- und anderen Maschinen, Erdbohrer und Bohrmeißel, Messer zu Holländerwalzen und Grundwerken für Papierfabriken, Kreismesser, Messer für Papierschneidemaschinen, Fraisräder, Gleiße, Kreuzungsstücke für Eisenbahnen, Spindelstahl für Baumwollengarnspinnmaschinen, Büchsen- und Flintenläufe, Walzen aller Art, gehärtet und naturhart, Hämmer und Hämmersättel, sowie alle sonstigen Maschinentheile, geschmiedet oder auch vollständig fertig.

Alle diese Artikel erfreuen sich eines guten Rufs, wie zahlreiche im Besitz des Etablissements befindliche Zeugnisse bestätigen, und wir theilen von diesen Zeugnissen einige der interessantesten mit. – Vorest möge das Zeugniß über eine Prüfung der hier gefertigten Achsen einen Platz finden.

[54] „Die Unterzeichneten, welche zu verschiedenen Zeiten zur Besichtigung der Sächsischen Gußstahl-Fabrik bei Dresden und deren Leistungen, resp. Prüfung der Fabrikate dort anwesend waren, bestätigen derselben mit Vergnügen, daß das Material der genannten Fabrik sich nicht blos die Anerkennung aller hiesigen Eisenbahntechniker wegen seiner Vorzüglichkeit im Allgemeinen, erworben hat, sondern daß auch Versuche über Festigkeit und Elasticität der Achsen und Federn, welche am 1. dieses Monats unter Zuziehung verschiedener technischen Autoritäten in der Fabrik selbst mit hierzu geeigneten Vorrichtungen vorgenommen wurden, zu glänzenden Resultaten geführt haben. Ueber die Probe mit einer Gußstahlachse lassen wir hier einige Notizen folgen.

Aus einer Anzahl vorgeschmiedeter Achsen wurde eine im Mittel 3½″ englisch Durchmesser habende gewählt, und unter ein Fallwerk gebracht, dessen Gewicht durch Schlitze zwischen zwei mit Federn versehenen Säulen herunterfiel. Die Unterlagen waren 3′ englisch von einander entfernt und bestanden aus runden eisernen Kissen, die solide genug fundamentirt waren, um dem Schlage nicht im Geringsten nachzugeben. Die Achse wurde anfänglich mit einem Fallgewicht von 1307 Zollpfund und hierauf mit einem dergleichen von 2685 Zollpfund ihrer Festigkeit nach durch Aufschlagen dieser Gewichte von zunehmender Fallhöhe herab, probirt. Die nach jedem Schlage mit der durchgebogenen Seite nach oben gewendete Achse erhielt mit dem ersten Gewichte sieben und zwanzig Schläge aus einer von 6′ bis auf 22′ englisch gesteigerten Fallhöhe, und hierauf mit dem schwereren Gewichte zehn Schläge aus einer von 4′ bis auf 14′ englisch gesteigerten Fallhöhe. Bei dem letzten Schlage zerbrach dieselbe in zwei Stücke; der Bruch war durchaus fehlerfrei, feinkörnig und faserig.

Vergleicht man diese Resultate mit denjenigen, welche sich bei der Probe, die im Jahre 1850 zu Berlin von einer Commission deutscher Eisenbahntechniker mit Achsen aus den Fabriken von F. Krupp in Essen, vom Carlswerk bei Neustadt-Eberswalde u.s.w. vorgenommen wurde, ergeben haben, so findet sich, daß die von der Sächsischen Gußstahlfabrik zu Döhlen bei Dresden gefertigte Achse, welche bei der größten Fallhöhe der aufschlagenden Gewichte, eine größte Durchbiegung von 22′″ über, bis zu 31′″ unter der graden Richtung aushielt, jenen zu Berlin probirten Achsen nicht nur an Festigkeit gleichkommt, sondern darin übertrifft.

Die Achse der Sächsischen Gußstahlfabrik hielt noch bei einem Fallmoment von 77,690 Fußpfund, und brach bei einem Fallmoment von 80,622 Fußpfund beim siebenunddreißigsten Schlage.

Die beste Achse der oben erwähnten Berliner Probe zerbrach bei einem Fallmoment von 52,809 Fußpfund beim zweiundzwanzigsten Schlage.

Ebenso vortheilhaft zeichnet sich die Fabrik in der Eisenbahnfederfabrikation aus. Nicht nur, daß die Federn bei veranstalteten Proben auf Gerade geschwungen vollständig gleichmäßige Elasticität und große Tragkraft auswiesen, weder brachen, noch die geringste Durchbiegung zurückließen, so haben sich auch die für unsere und andere Bahnen gelieferten Locomotiv-, Tender-, Wagen- und Spiralfedern im Gebrauch bis heran vollständig bewährt.

Die Fabrik erzeugt überhaupt ein außerordentlich schönes Fabrikat, dem zur Zeit nichts fehlt, als allgemein bekannt zu werden. Die Fabrik ist ein großes, technisch vortrefflich eingerichtetes Etablissement, dem auch große Aufträge in kurzer Zeit auszuführen, in keiner Weise schwierig sein kann.

     Dresden, den 30. September 1857.

Otto Volkmar Tauberth,
Betriebs-Ober-Inspektor und Maschinenmeister der Sächsisch-Böhmischen Staatseisenbahn.
G. Brescius,
Ober-Ingenieur der Alberts-Bahn.“

Ein zweites Zeugniß lautet:

„Die unterzeichnete Direction der Sächsischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft entnahm von den Fabrikaten der Sächsischen Gußstahlfabrik zu Döhlen eine fertig gedrehte und geschliffene Dampfschiffmittelwelle von etwa 500 Pfd. Schwere und bezeugt diesem Etablissement mit Vergnügen den Befund [55] derselben. Diese Mittelwelle zeigte bei unseren verschiedenen Besuchen in der Fabrik sowohl beim Schmieden, als auch auf der Drehbank eine große Zähigkeit und Reinheit des Materials, so daß wir das Beste von ihrem Gebrauch erwarten.

Die Sächsische Gußstahlfabrik leistet für dies ihr Fabrikat zehn Jahre Garantie; mehr noch als diese zehnjährige Garantie bürgen uns jedoch für Stärke und Zähigkeit der gelieferten Welle die Proben gegen Stoß und Druck, die mit Achsen aus ähnlichem Material vermittelst geeigneter Vorrichtungen in der Fabrik selbst vor technischen Autoritäten vorgenommen wurden, und deren Resultate ergeben haben, daß das Product dieses jungen Etablissements dem der renommirtesten Gußstahlfabriken zur Seite zu stellen ist.      Dresden, den 20. März 1858.

Die Direction der Sächsischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft.
Leopold Reichelt.“

In Bezug auf ihre Bergböhrer erhielt das Etablissement folgendes ehrenvolle Zeugniß:

„Auf Grund mehrerer bei den Königlichen Steinkohlenwerken mit Bergbohrern aus der Sächsischen Gußstahlfabrik in Döhlen und von dergleichen aus Steiermärkischem Stahl ausgeführter vergleichender Versuche wird hiermit bescheinigt, daß der Gußstahl aus der Sächsischen Gußstahlfabrik in Döhlen bei einem Preise von 20 Thalern pr. Zollcentner gegen den Steiermärkischen Stahl, bei einem Preise von 13 Thalern 18 Sgr. ebenfalls pr. Zollcentner durch geringere Abnutzung und geringere Schmiedekosten für das wenigere Schärfen der Bergbohrer sich als ökonomisch vortheilhaft herausgestellt hat, und daß dieser Vortheil des Gußstahls aus der Sächsischen Gußstahlfabrik gegen Steiermärkischen Stahl, trotz des theuren Ankaufspreises sich bei sehr festem Gesteine noch bedeutender herausstellen muß.      Zaukerode, den 12. Februar 1858.

Die Administration der königlichen Steinkohlenwerke.
Carl Friedrich Schmiedel, Bergmeister.“

Herr Richard Hartmann in Chemnitz sagt in einem unter dem 26. Juli 1858 ausgestellten Zeugniß:

„Es gereicht mir zum besonderen Vergnügen, der Sächsischen Gußstahlfabrik in Döhlen bei Dresden bestätigen zu können, daß deren Fabrikate, als Federn für Locomotiven und Tender, Kolbenstangen u.s.w., welche ich nun schon seit zwei Jahren von derselben beziehe, in Qualité denen der renommirtesten Fabriken vollständig gleichkommen und sich in der genannten Zeit vorzüglich bewährten.“

Ferner besitzt die Fabrik Zeugnisse von der Thodeschen Papierfabrik in Hainsberg,[1] von den Herren Ruston und Co. in Carolinenthal bei Prag[2], über die Vorzüglichkeit ihrer Tragfedern hat die Fabrik unter Anderen auch Atteste von der königlichen Direction der Bergisch-Märkischen Eisenbahn in Elberfeld, von der Reichenberg-Pardubitzer Bahndirection zu Reichenberg, von Herrn J. H. Jungbluth, Waggonbauanstalt in Berlin, von Herrn J. C. Lüders sen. in Görlitz u.s.w. aufzuweisen; über die Güte ihrer Spiralfedern an Puffern sprechen unter Anderen Zeugnisse von den Großherzoglich Badenschen Eisenbahnverwaltungen und von der Direction der Hessischen Ludwigsbahn.

Als besonders interessant ist noch hervorzuheben, daß die großen Stahlplatten, worauf die eiserne Brücke über den Rhein bei Cöln ruht, von diesem Etablissement geliefert wurden.

[56] In den verschiedenen Werkstätten des Etablissements sind drei Dampfmaschinen von zusammen neunzig Pferdekräften thätig.

Die Direktion des Etablissements führt Herr Richard Grahl und das Personal besteht aus dem Hüttenmeister Herrn Fischer, 3 Comptoiristen, 3 Maschinisten und bei gutem Geschäftsgange circa 140 Fabrikarbeitern.

In Wien, Prag, Berlin, Hamburg u.s.w. unterhält die Fabrik Agenturen.

Besitzer dieses rüstig aufstrebenden Etablissements sind die Herren

Gustav Klette, Oberlieutenant außer Dienst,
Otto Seebe, Besitzer des bekannten Speditions- und Wechselgeschäfts Joh. Carl Seebe in Dresden und
Eduard Trautschold, Oberhüttenmeister der Gräflich Einsiedelschen Werke, Ritter mehrerer Orden.

Die Fabrik ist noch sehr jung, da sie erst im Jahre 1856 gegründet wurde. Veranlassung dazu gab Herr Oberhüttenmeister Trautschold, welcher die beiden anderen Genannten für seine Idee gewann, worauf das betreffende Grundstück erworben und die Gebäude im Jahre 1856 errichtet wurden.

Die Sächsische Gußstahlfabrik ist das einzige derartige Etablissement in Sachsen und deren Leistungen dürfen in Beziehung auf die Qualität der Erzeugnisse denen von Krupp jedenfalls an die Seite gesetzt werden, so daß Sachsen durch diese Fabrik in seinen großen Gußstahlbedürfnissen für Eisenbahnen und Maschinenbauanstalten u.s.w. vollständig vom Auslande unabhängig sein kann, wenn deren Kräfte und Leistungen entsprechend benützt werden.

Auch in der Preisstellung kann die Sächsische Gußstahlfabrik durch Benutzung inländischen Rohmaterials vollständig mit dem Auslande concurriren.

Seit seinem kurzen Bestehen hat dieses Etablissement schon mehrfache Erweiterungen erfahren und eine größere Ausdehnung, namentlich durch Erbauung von Puddelöfen und Einrichtung eines Walzwerks für Kesselbleche dürfte in nicht zu langer Zeit erfolgen.




  1. Dieses lautet: „Hiermit bescheinige ich der Sächsischen Gußstahlfabrik in Döhlen bei Dresden, daß die Thodesche Papierfabrik in Hainsberg bei Dresden seit einiger Zeit ihre gußstählernen Holländer-, Grundwerk- und Haderschneidemesser, so auch Messer für die Wilsonschen Patentpapierschneidemaschinen von genannter Gußstahlfabrik bezieht, und mit sämmtlichen Artikeln ausgezeichnet gut zufrieden ist. Die Messer entsprechen vollkommen ihren diversen Zwecken.“
  2. Dieses Etablissement sagt: „Mit Vergnügen bestätigen wir, daß der von der Sächsischen Gußstahlfabrik in Döhlen bei Dresden seit ihrem Bestehen uns gelieferte Werkzeugstahl und nach gegebenen Zeichnungen gefertigte Maschinentheile, wie Kurbeln, Kolbenstangen, Krummzapfen u.s.w., sowohl in Qualität des Materials, als auch in technischer Richtung allen nur möglichen Anforderungen entsprachen. Wir nehmen um so weniger Anstand, dieses Etablissement allen Consumenten auf das wärmste zu empfehlen, als dessen vorzügliche Leistungen bei billigen Preisen und günstiger Lage des Werkes große Bequemlichkeiten bietet.“