Schipper Gau un sin Puk

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Textdaten
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Autor: Ernst Moritz Arndt
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Titel: Schipper Gau un sin Puk
Untertitel:
aus: Mährchen und Jugenderinnerungen. Zweiter Theil. S. 63–68
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1843
Verlag: G. Reimer
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Erscheinungsort: Berlin
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Schipper Gau un sin Puk.

Ji hewt woll oftermals hürt, wo veele Hexerei un Töwerei mit Katten Zegenböcken Heimken un Schorfpoggen drewen ward un wo de olde Fiend sick darachter steckt un den armen verbiesterden Minschen in de Höll herin spelt. Äwerst dat gifft so veelerlei Töwerei, datt et nich to denken noch uttospreken is, un wer schullt’t glöwen, datt de Düwel listig nog is, in Müggen un Käwer ja in den allerminsten Worm sick herintomaken, wenn de vörblendte Minsch nah sinen Dingen lüstern is un nah dem Düstern un Vörborgnen snappt? Denn wer hängen will, seggt dat Sprickwurt, de kan woll dör eenen Spennenfaden to Doode kamen. As ick in miner Jugend in minen Wanderjåhren ut minem Vaterlande Holsteen nah Rotterdam up Arbeit kamen was, hew ick mennige snurrige Ding dåvan sehn un hürt; denn de Schippers hebben veelen sodhanen Awerglowen un mennigerhand heemliche Künste. Ick mag’t äwerst nich all nahseggen; doch will ick ju eens vörtellen, wat hier bi uns eenem Mann ut Barth edder vam Dars in Prerow begegnet is un wovan alle Lüde to seggen wüßten, as ick noch een junger Gesell was. [64]

In Barth lewde een Schipper Hinrich Gau, dat was de glücklichste un vörwegenste Schipper in der ganzen Ostsee, dem ook alles to Faden leep. He unnerstund sick, wat keen anner Schipper dörfte, un se seden, he kunn mit allen Winden segeln, un wenn he wull, ook wedder den Strom. So veel was eenmal wiß, he wagde sick herut midden im Winter un in dem bösesten Unweder un kam jümmer mit ganzen Masten und heelen Segeln dåvon, wenn de annern Schipp terreten un terspleten in den Hawen lepen edder går so deep vör Anker legen, datt keen Minschenoog se wedder to sehn kreeg. Mit dem Gau äwerst ging alles vörwärts, as künn he den Wind ut’m Sack schüdden, grad as he’n brukte. So was he denn jümmer de Erste up dem Platz un makte de besten Frachten und wurd in weinigen Jåhren een riker Mann, datt se en den riken Schipper edder den riken Gau nömden. Dat Ding hedd äwerst so sinen egnen Haken un um all dat Gausche Glück un Geld mügt ick an dem Haken nich hängen, woran Gau fast was. Denn de Lüde munkelden so wat van eenem blanken Käwer edder eener grönen Pogg in eenem Glase; un dat was sin Puk, de em den Wind un dat Glück makte, un de Matrosen wullen dat düwelsche Ding unnerwielen sehn hebben, wenn’t stief weihde edder de Nacht gefährlich düster was, wo’t as een lütt winzig Jüngiken in eener swarten Jacke eene rode Mütz up’m Kopp up dem Schipp herümleep un alles nahsach, edder ook as een old gris Männiken mit eener kritwitten Parück up dem Kopp, dat am Stürroder satt un in den Häwen keek un dem Schipp den Weg wisde. Un se [65] vörtellden ook, datt de Schipper sine blanken und grönen Düwelskamraten sehr prächtig plegde in eenem aparten Schrank in siner Koje, wo keen Minsch hensnuwen dörft, un datt he en då jümmer söten Muschatwin un Rosinen un Figen hendrog. Denn de in der bittern un suren Hölle wahnen, laten sick am lichtesten mit Zuckerbackels un Nüdlichkeiten locken un festholden, wenn man se to sinem Deenst anbinden will.

Dat Glück was up disse Wis un mennigen schönen Dag mit dem Schipper Gau up der Fahrt west, un he vörstund sine Geisterkens to regieren, un se weren em up’t Komando gehursam un willig. Äwerst toletzt vörsach he sick eenmal, un de Düwel slippte em los, un drew sin böses Spill so schrecklich, datt jeder sehn kunn, wat et was. Schipper Gau was mit eener riken Ladung ut England kamen un sin Schipp lag up dem Strom der Sundschen Rhede vör Anker. He was eenen Dag in de Stadt fåhren, un Gott weet, wo’t geschach - denn süs ging he den Dag weinigstens wohl dreimal an Burd – he was in een woist Gelag geraden un se hedden so deep in’t Glas keken, datt Gau Schipp un Puk un de ganze Welt vörgatt. So hedd unser Schipper twee utgeslagene Dage in Stralsund vördrunken, un sine Dinger, de he hungern let, weren grimmig worden, hedden de Gläser terbraken, worin se seten, un blösen eenen Storm up, datt dat Schipp anfung mit allen Segeln to spelen un sick von allen Ankern losret. De Lüde, de up der Brügg un Lastadie stunden, vorwunderden sick - denn bi de Stadt weihde kum een Lüftken - wo dat Schipp rundküselde [66] as een Swin, dat to veelen Branwinsbarm sapen hett. Un et wurd een grot Geschrei, un veele Schippers lepen herbi un ook Schipper Gau. He kreeg flugs een paar von sinen Matrosen un eenige annere Waghälse tohop, löste sin Boot un leet de Remen knarren un reep: Frisch Jongs! frisch! wenn ick an Burd kam, schälen mine Kerls voll wedder to Loch, se kennen min Komando woll. Un Gau kam richtig an dat Schipp, dat sick jümmer rundüm küselde, as wenn’t in eenem Strudel stack. Alle annern Schipp rührden sick nich, as wenn för se keene Luft weihde, un was een heel moj Wäder. Äwerst de kecke Gau hedd sick dittmal to veel vörmeten; sine Bürschchen, de weegn des langen Hungers to grimmig weren, leten sick van em weder locken noch hissen; se makten jümmer gewaltigern Storm un dullere Arbeit un küselden toletzt so arg, datt Schipp mit Mann un Mus to Grund gingen.

To der Tid ging mennig Gerede mank de Schippers hen un her, un veelen is woll bang worden; äwerst ick glöw, et gifft noch van der Art, de ehre lütten Düwelkens in Schachteln un Gläsern mit an Burd nehmen.




Nu kamen Geschichten van Johann Geese. Dat was een ganz anner Minsch as Jochen Eigen, de woll god vörtellen kunn as een plappernder Papagei, äwerst ut egnen Gedanken begrep he weinig edder nicks un was een dämeliger Düsing. Johann Geese was man een schlichter [67] Kathenmann edder Inligger, de van sinem Spaden un Döschflegel lewde, äwerst an Verstand un Sinn was he een egen Minsch un van der Årt, de man nich alle Dag up der Strat findt. He was een langer starker Kerl mit eenem groten breden Gesicht un groten himmelblagen Oogen, worut he sehr fründlich äwerst ook sehr deepsinnig un nahdenklich lachen un kieken kunn. Wat he wüßt, dat kunn he licht un klar vörtellen, as wer’t eene Fabel west, sin Kopp was klüftig un anslägsch, un wat sine Oogen segen, kunnen sine Händ maken. Un vörtellen kunn Johann Geese - mennig Mann hett sinen Vader veel Geld kost’t un siew edder tein Jåhr up Schoolen un Ulenversteten legen un’t doch dårin so wiet nich bröcht as disse Kathenmann. Johann un ick weren gode Fründe un he hett mi mennig lustig Dönken un Leuschen vörtellt un van geistlichen Dingen noch mehr mit mi spraken. He was van Natur een sanftmödig schicklich un fin Minsch, de sick mit allen Dingen un mit allen Minschen to behelpen wüßt, dåbi een rechtschaffen Christ un still un andächtig, so datt he ook im argsten Wäder un Regen un Snee keenen Sündag vörsümde, datt he nich tor Kark ging. Denn, sede he, wenn man ook unnerwielen mit eener gatlichen Predigt afspist ward, man hett doch den leewen Gesang; un wenn man Gott ehrlich söcht, lett he sick ook finden un weckt eenem gode Gedanken up, de nich ut jedem Tun edder Durnbusch upflegen. Bi sinen Geschichten äwerst sach he dåhen, datt he in allem, wat geschach, Gott un Gottes lisen un vörborgenen [68] Finger upspörde un wo de Herr nu mit dem lisen Finger nu mit der mächtigen Dumenfust drinn tastede. Dårüm vörtellde he am leewsten sonne Geschichten, worin de Lüde sick spegeln un worut se leeren künnen, datt bawen uns eener leewt, de’t Roder hölt un stürt.