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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus

die natürliche Kräften eines Engels übersteige. Mehrere Gründe werden wir in dem folgenden §. beibringen, wo wir alle Gattungen der Erscheinungen betrachten werden.

Von dem alten Gesatze wollen wir in das neue übergehen. Der stärkste Beweis, den die Gespenster-Vertheidiger aus dem neuen Bunde ziehen ist die Versuchung des vermenschten GOttes. Der Satan soll dem Welt-Erlöser erschienen seyn um selben zu versuchen. Viele der HH. Väter verstehen dieses von einer äusserlichen Erscheinung, da der Teufel in einem Luftgebäude dem Seeligmacher sich dargestellet haben solle. Andere halten dafür, daß die Versuchung ein bloßes Gesichte gewesen seye, und also die Göttliche Schrift von einer innerlichen Versuchung zu verstehen seye. Der Verfasser der Sendschreiben an H. P. Agnel scheinet dieser Meinung beyzupflichten, und bringet mehrere Gründe p. 31. in dem 5. Schreiben auf die Bahn. So viel ist gewiß, daß der unfehlbare Ausspruch der Kirche noch keinen Ausspruch gethan, und auch die Worte des Grundtextes: ἱπό τῶ ῶνὲυματοσ die sonst Apoc. l. 1. v. 10. Ezechiel c. 4. v. 12. l. 40. v. 2. Apocal. c. 21. v. 10. ein blosses Gesicht anzeichen, auch bei den Evangelisten Mathäus c. 4. zu finden sind. Die Geisterfreunde mögen nun die erste oder die zwote Meinung vertheidigen, so werden sie bei keiner einen Vortheil gewinnen. Denn ist der Satan sichtbarlich erschienen, wer wird verneinen, daß dieses durch besondere Zulassung GOttes geschehen seye? und wer wird aus einer besonderen Zulassung GOttes ein freiwillige Gewalt des Teufels schließen, und zwar eine so freiwillige Gewalt, als wir, wie P. Angelus in der Vertheidigung fol. 18. spricht: Zum Sündigen und zu Verübung aller Bosheit haben? und wer wird endlich diese absonderliche Begebenheit und Erscheinung, dergleichen wir in der ganzen Schrift nur die einzige haben, so allgemein machen können, daß er dadurch jede Erscheinung

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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/033&oldid=- (Version vom 4.8.2020)