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Seite:Abhandlung des Daseyns der Gespenster.djvu/041

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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus

und endlich ein schwarzer feuerspeiender Mohr. i.)[1] Sie sagen ferner: daß der Satan die Gewalt habe aus der Luft diese und andere Körper zu bilden, erhellet aus den Sendschreiben zu den Ephesern c. 2. v. 2. wo er ein Fürst der Luft genennet wird. etc. Und was saget zu diesen die Vernunft? Sie saget, daß diese Meinung 1) aus dem ungegründet scheine, weil sie schon als erwiesen voraus setzet und annihmt, daß die gute und böse Geister aus eigener


  1. i)

    Tum variae illudunt species, atque ora ferarum:
    Fiet enim subito sus horridus, atraque tygris,
    Spumosusque draco, & falva cervice leaena,
    Aut acrem flammis sonitum dabit:
    Omnia transformans sese in miracula rerum,
    Ignemque, horribilemque feram.               Virgil. 4. Georg.

    Wer diese Erzählung des Poeten für keine Fabel hält, der kann selbe bey dem P. Stoiber in Armamentario Eccles. P. II. fol. 207 als eine wahrhafte Geschichte lesen. Vor lauter Verwunderung über so viele abwechslende Gestalten können wir die Geschichte des P. Stoibers unmöglich läugnen, und ich glaube, daß wir sehr wohl thun. Denn wir wurden ohnehin durch Läugnung derselben wenig Ehre bey denjenigen einlegen, welche in das Wunderbare sterblich verliebet sind. Nur wollen wir anmerken, daß dieses Gespenst schon von langer Zeit her sehr viel und verschiedenen Luft sich müsse gesammelt haben, um ihre Rolle recht und gut zu spielen. Denn der bekannte Abt Trithemius, der mit den Geistern in genauer Bekanntschaft lebte, versichert uns bei Wierus de Praestigiis fol. 70 daß die Gespenster und Geister nicht nach Belieben, sondern nur nach der Beschaffenheit der vorhandenen Luftmaterie sich einen Körper bilden können. Nur aus einer ihnen anständigen Luft können sie sich mit der Gestalte eines Menschen umkleiden, finden sie aber an der guten und anständigen Luft einen Mangel, so müssen sie sich mit widrigen Dünsten behelfen, aus welchen sie nur die Gestalte eines Thiers machen können. Da es aber öfters geschieht, daß sie halb gute halb widrige Luft und Dünste antreffen, so erscheinen sie als halb Mensch und halb Pferd, und wenn sie mit Geisfüßen erscheinen, so zeiget dieß allzeit an, daß sie an dem anständigen Luft ein wenig Mangel gehabt haben. Das Gespenst des P. Stoibers muß aber mit einem sehr reichlichen Vorrath von aller Gattung Lufts und Dünsten versehen gewesen seyn, weil es bald in menschlicher, bald in thierischer Gestalte sich gezeiget hat. Ich könnte unmöglich über das Herz bringen, diese Aneckdote aus dem Trithemius nicht beizurücken, damit der gelehrten Welt die physikalische Ursache nicht verborgen bleibe, warum sehr oft der Teufel mit Geisfüßen, oder die Gespenster als Hunde erscheinen. Es scheinet mir auch diese Meinung viel glaubwürdiger zu seyn, als die Meinung des Rabbi Abraham, welcher diese Gattung Geister mit Bocksfüßen u. s. w. für unvollkommene Creaturen hält, und behauptet: Als GOtt der HErr am sechsten Tage die lebendige Creaturen geschaffen, so wäre ihm bei Verfertigung der Letztern der Sabbathabend zu geschwind über den Hals gekommen, daß er nicht völlig habe fertig werden können, und daher waren es unvollkommene Creaturen, das ist, Geschöpfe mit Bocksfüßen, oder halb Mensch, und halb Thiere geblieben.

Empfohlene Zitierweise:
Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/041&oldid=- (Version vom 6.5.2020)