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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus

die erste gewesen, vor sich stehen, jedoch mit diesem Unterscheid, daß jene die Wunden und das Blut auf dem Rucken, diese aber vorn auf der Brust hatte. Da er nun diesen Geist ebnermaaßen befraget: was dann sein Thun und Lassen in diesem Schloß wäre? warum sie selbes beunruhigten, und wodurch ihnen könnte geholfen werden? bekam er von dem Geiste diese Antwort: Ich bin von meinem gewesten Herrn unschuldig ermordet worden, weil er geglaubet, ich hätte seiner Gemahlinn Gelegenheit zu dem schändlichen Ehebruch gegeben, in welchem er sie mit - - - ertappet hatte; der Ehebrecher war ihm entwischet, und weil seine Gemahlinn zugleich mit ihm entfliehen wollen, hat er sie in eben dem Zimmer, aus welchem sie anjetzo heraus gekommen, mit einem Dolche durch den Rücken geworfen. Er könnte aber seine Rache an dem Entloffenen nicht abkühlen, daher er im Grimm auf mich als Kammermägdchen mit einem ihm zur Hande gekommenen Degen losgieng, und mir denselben im Bette dreymal durch die Brust stieß, daß ich dergestalt in meinem Blute ersticken mußte. Damit aber dieser gedoppelte Mord nicht an den Tag kommen möchte, hat er beide Körper nebst der blutigen Kleidung in den alten tiefen Brunnen mit eigenen Händen geworfen, und die Zimmer, worinnen solches geschehen, beständig verschlossen gehalten, auch vorgegeben, als wenn sowohl seine Gemahlinn als ich mit dem Buhler durchgegangen wären. f)[1] Es hat auch die Stadt dieses glauben müssen, da keine von diesen drey Personen wieder zum Vorscheine gekommen; er selbst aber traute sich nicht sicher zu

  1. f) In einem Schlosse, wo der adeliche Herr ein adeliche Bedienung gehabt haben wird, laßt sich ein solcher Auflauf, die Ermordung zwoer Personen, und die Hinwegschaffung der Leichnamen nicht so leicht vertuschen. Und warum sollte auch der Ehebrecher nicht mehr erschienen seyn, da sich sein Feind unsichtbar gemacht hat?
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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/110&oldid=- (Version vom 14.2.2021)