Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus | |
|
Freundes seyn, aus dessen Verlassenschaft er kurz den Bodinus, Godelmann, Lavaterus, Delrio, und Binsfeld erkaufet hat. Er schwitzet und erkennet seine Ungerechtigkeit, und macht den Vorsatz den Erben etliche Thaler, die er ihnen abgedrucket, nachzuschicken. Und wer war der Geist? Es war eine Katze. Doch nein. Es müßte wenigist ein Hexe seyn, die ihn nur erschrecket, und keine Gewalt gegen ihn hatte, und da er im P. Abraham den vorigen Tage gelesen, daß ein Holzhauer von 3. Katzen angefallen wurde, und sich nicht genug derselben erwähren könnte, bis er einer eine Pfote abgehauen, der andern einen Streich versetzet, und der dritten durch einen Hieb das Aug ausgehauen habe, und daß diese 3. Katzen drey Rathsfrauen waren, deren eine ein Aug, die andere die Hand, und die dritte durch den Streich das Gehör verlohren haben, und da er von diesen Verwandlungen öfters gehört, und diese auch seine erkaufte Bücher bestättigten, sticht er der gefangenen Katze das linke Aug aus, mit schärfster Drohung auch ihr das rechte auszubrennen, wenn sie sich noch einmal in seinem Zimmer einfinden wurde. Am folgenden Samstag fraget Sycophant sorgfältig den Bader, ob in den Städtlein kein Patient seye, den etwas an dem linken Auge fehle, und da dieser nichts wissen will, glaubet er, die Hexe muß eine Bäurin von dem Lande gewesen seyn. Was ware die Ursache der Furcht und des albern Betragen des Sykophant? Die Vorurtheile, die ihn und seine Einbildung bethöret hatten. Ich wollte von Mitteln reden gegen diese Schwachheiten, und gegen die Gespenster, und ich falle wieder in Erzählungen. Das beste Mittel gegen die Gespenster ist eine bessere Auferziehung. Die Auferziehung bildet den Verstand, und beraubet denselben der Vorurtheilen, sie erreget und nähret die Einbildungskraft. Da also die Erziehung und die ersten jugendliche Eindrücke auf die übrige Zeit unsers Lebens einen starken Einfluß haben, so muß man vor allen den weichen Verstand
Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/155&oldid=- (Version vom 4.8.2020)