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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus

daß Gespenster von den Hunden durch den Geruch entdecket werden. Possen! andere Zufälle sind Ursache. Hr. Saxe reitet bei Nacht durch einen Wald. Es ware ihm die gemeine Sage nicht unbekannt, welche behauptete, daß im selben Geister sich aufhielten. Er reitet dennoch fort, und da er mitten in dem Wald ware, stehet das Pferd. Es schnaufet, es brauset, und will keinen Schritt weiter gehen. Saxe muntert sein Pferd in Güte auf. Umsonst. Es will umkehren, es zittert, und brauset noch heftiger. Hr. Saxe fangt auch an sich zu fürchten. Endlich kriecht ein alter Mann aus dem Gebüsche hervor, welchen er um Beihilfe bittet. Gleich, saget dieser, will ich helfen. Ich muß diese Nacht noch diese Todtenbahr in das nächste Dorf führen, ich darf nur meinen Schubkarren aus dem Wege bringen, so wird geholfen seyn. Um ein wenig zu ruhen, hab ich ihn stehen lassen, und mich ins Gebüsche geleget. Verzeihen sie mir meine Unachtsamkeit. Gleich will ich den Karren mit der Todtenbahre auf die Seite schieben, damit der Herr fortreiten kann. Ich könnte hier noch viele dergleichen Geschichte anführen, welche uns vor Augen legen wurden, daß ein Zufall dergleichen furchtsame Bewegungen bei Thieren, nicht aber Gespenster verursachet haben, wie theuerer aber die Weitläuftigkeit, und ich will nicht mehrere dergleichen Begebenheiten beibringen, damit wir keinen Ekel dem Leser durch viele Erzählungen erregen. Ein gutes Gewissen ist auch ein gutes Mittel gegen die Gespenster. Hat der Mensch von selbem ein gutes Zeugniß, warum soll er sich fürchten? Cleon lachet über alle Geister, höret er ein Gepolter, so lachet er, redet mit sich laut, und fängt an zu pfeifen, zu singen, und auch ein Gepolter zu machen, und je mehr Geräusch er machen kann, je mehr verschwindet seine Furcht, und sein gut Vertrauen, und sein gut Gewissen macht ihn so beherzt: ist aber dieses verwundet, so erreget der Biß des Gewissen die Furcht, und man erschrickt vor einem Fall, wie ein

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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/159&oldid=- (Version vom 4.8.2020)