Seite:Berühmte Piepenmeister.pdf/4

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Walther Kabel: Berühmte Piepenmeister (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 9)

Erfinder jenes schlechten Scherzes, der darin besteht, den unteren Teil des Pfeifenkopfes mit etwas Pulver zu füllen, damit dem Rauchenden dann nachher die Pfeife in der Hand explodierte. Das erste Opfer dieser gefährlichen Überraschung war natürlich der ahnungslose Wenzel, und zwar bei Gelegenheit eines Jagdschmauses, den der Kurfürst seinen Generalen gab. Da seinem Piepenmeister hierbei jedoch das Gesicht übel zugerichtet wurde, verbot Friedrich Wilhelm die Wiederholung dieser Neckerei. Gottlieb Knurst fand später ein sehr unrühmliches Ende. Er stürzte nachts in der Trunkenheit in einen Teich und kam elend in dem Elemente um, das er sein Leben lang am meisten verabscheut hatte: im Wasser.

Der berühmteste aller Piepenmeister war der des alten Blücher. Christian Hennemann hieß er und stammte aus Rostock. Überallhin begleitete er seinen Herrn, den Marschall Vorwärts, der bekanntlich ein leidenschaftlicher Raucher war und die Pfeife nie ausgehen ließ. Stets führte Blücher auf seinen Kriegsfahrten eine ganze Kiste holländischer Tonpfeifen mit sich. Da diese, besonders die dünnen Stiele, sehr zerbrechlich waren, benützte der sparsame Blücher sogar die Stummel und mochten sie noch so kurz sein. Nur wenn’s zu einer Schlacht ging, wurde eine neue Piepe spendiert.

Joseph Maertl berichtet uns eingehend, welche Rolle Christian Hennemann in der Schlacht von Waterloo spielte. Nachdem Blücher in Eilmärschen den bedrängten Engländern zu Hilfe gekommen war, beobachtete er von einem Hügel aus die Entwicklung seiner Truppen. Wie immer ritt er auch damals einen Schimmel. Neben ihm hielt, ebenfalls zu Pferde, sein Piepenmeister. Dieser entzündet jetzt die lange Pfeife, raucht sie an, tut ein paar Züge und überreicht sie dann feierlich dem Marschall. Der will sie eben zwischen die Zähne klemmen, als dicht neben ihm eine Kanonenkugel in die Erde fährt. Roß und Reiter werden mit Erde und Kies vollständig überschüttet. Ebenso der Piepenmeister. Erschreckt macht des Fürsten Schimmel einen Seitensprung und – das Unglück ist geschehen. Die geliebte Pfeife ist entzwei! Und dabei hat ihr Besitzer noch nicht einen Zug daraus getan.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Berühmte Piepenmeister (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 9). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1915, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ber%C3%BChmte_Piepenmeister.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)