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Walther Kabel: Das Gewissen. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 11, S. 5–16

Das Gewissen.
Erzählung nach Tatsachen. Von W. Kabel.

Mit Bildern von A. Wald.[ws 1]

(Nachdruck verboten.)

Fahles Dämmerlicht des heraufziehenden Tages kriecht durch das enge, vergitterte Fenster immer weiter hinein in den graugetünchten, engen Raum. Ein paar Frühaufsteher unter dem Spatzenvolk zwitschern draußen bereits dem jungen Morgen lebensfroh entgegen.

Dieses durchdringende Tschiptschip ihrer kleinen Kehlen weckt den Mann aus halber Betäubung auf, der bisher, an Händen und Füßen gefesselt, dumpf vor sich hinbrütend auf seiner Lagerstatt gesessen hat. Ein Schreck, der ihm den Herzschlag stocken macht, befällt ihn. Ist der neue Tag wirklich schon da, dieser Tag, der sein letzter werden soll?

Düster starrt er vor sich hin. Er wagt nicht aufzuschauen, wagt nicht hinzublicken nach dem kleinen Zellenfenster. Heute fürchtet er das Tageslicht. Es bringt ihm ja den Tod, das Ende!

Wie ein Schwindel überkommt‘s den Verurteilten. Die Angst, diese wahnsinnige Angst vor dem letzten Augenblick, aufsteigend im Halse wie ein fester, würgender Knäuel, droht ihn zu ersticken.

Jäh erhebt er sich. Seine Augen fliegen nach rechts, während die Hoffnung ihm noch schnell zuflüstert:

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Da die biographischen Daten von Adolf Wald nicht ermittelt werden konnten, wurden die Bilder entfernt.
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Gewissen. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 11, S. 5–16. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1912, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Gewissen.pdf/2&oldid=- (Version vom 31.7.2018)