Seite:De Merian Sueviae 163.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sich obgedachter Erckinger genandt / ist nicht weit von der Reichsstatt Weyl / gegen Tieffenbrunn / vnnd Pfortzheim wärts / an der Wyrms; welcher Felck grösser / vnd Volckreicher ist / als Brackenheim / ein sehr lustiger / vnd wasserreicher Ort / welchen Anno 1296. die Grafen von Zweybrück den Mönchen zu HerrenAlb / mit aller Herrligkeit / sampt der Dube / vnd Alpse / vmb vierhundert vnd fünfftzig Pfundt Heller / verkaufft haben. Der Vogt wohnet im Fronhoff / daselbst 2 Häuser mit einer Mawer vmbgeben seyn / vnd hat 4. Flecken vnter sich. Es ligt nicht weit von dem gedachten Stättlein Liebenzell / das berühmbte Zellerbad / dessen Wasser Alaun / Kupffer / vnd ein wenig Schwefel hält / vnd vnter den Bädern / so gewärmet werden müssen / den Vorzug hat. Dann es dienet wider die Verstopffungen der Leber vnnd Miltz / sonderlich die Gelbsucht / langwürige Fieber / so von zähem Schleim / vnd der Gallen jhren Vrsprung: Item / wider die viertägige; Item / böse Farb / Hundshunger / bösen Magen; Bluten Geschwär: Glaichschmertzen / vnd andere Zustände; sonderlich aber ist solches Bad denen nutzlich / die eines hitzigen / vnnd truckenen Temperaments seyn.

Rulandus sagt / daß solches den Verstand wider zurecht bringe: Auch die Lungensucht heile. Führt Alaun / Kupffer / vnd ein wenig Schwefel. Ist etwas law / vnd dienet für den vnersättlichen Hunger / vnd Frässigkeit / verbessert die böse Vnrichtigkeit deß Magens / wann mans im Trincken gebraucht. Wie Bauhinus in der Histori vom Bollerbade berichtet: Auch sagt / daß es diene getruncken für die böse Gestalt deß Leibs / vnnd für die Wassersucht.

Bey anderthalb Stunden ohngefähr von diesem Bad / ligt das berühmbte Kloster Hirschaw / an der Nagolt; davon oben bey Calw gesagt worden. Crusius in Annalibus Suevicis, & Johannes Guintherius Andernacus de balneis & aquis medicatis.


Liechtenstain /

Ein Schloß / nicht gar weit vom Closter Gnadenzell oder Offenhausen / im Würtemberger Land / vnd auff einem lautern Felsen gelegen / also / daß seine vndere Gemächer in den Felsen eingehawen seyn. Ist nicht groß / vnnd von andern Felsen abgesondert / zu welchen man aber vber eine lange Brücke kommen kan / darunder ein sehr tieffer Graben ist / vnnd auff beyden Seiten Felsen / auff welche zugelangen / man langer Laitern von nöthen hat. Auff dem äussersten Felsen ligt das Schloß selbsten / so ein Tieffe in den Felsen eingehawen Cistern; ausserhalb aber; ein tieffen Schöpffbrunnen; vnnd vnten / da man hinab steiget / ein herrliches Wasser / so auß dem Felsen herfür quillet / hat. Man kan im Schloß durch einen Schnecken vom höchsten / zum vndersten Boden herab gehen. Vnder diesen harten Felsen / ligt gar tieff vnten der Fleck Honau / nach welchem / auff einen Pfeil Schuß weit / auß dem Felsen / der sehr schöne Bach Echetz entspringet / so hernach durch Pfulingen / vnnd bey Reutlingen vorüber fliesset. Gegen Mittag ligen die Dörffer Hausen / vnd Oberhausen / zwischen welchen ein langes Thal ist daselbsten auch hohe Berg / vnd Felsen / zu finden: Sonderlich aber ist vnder andern Felsen einer / durch welchen sich eine Höle gar weit hinein zichet / in die offtmals die Leuthe mit Liechtern gangen seyn / aber deren kein Ende haben finden können. Man kompt gleichwol zu einem gefährlichen Bühel / allda es wider liecht: Vnnd tieff darunder ein sehr lauters Wasser ist / dardurch man biß auff den Boden sehen kan. Es wird diese Höle das Nebelloch genennet. Dann wann darauß / bey heiterem Wetter / Nebel gehet / so folget darauff Regen / vnd Vngewitter; in massen die Leuthe solches auß langer Erfahrenheit wissen: Wie Crusius libro Paralip. rerum Suevic. cap. 12. fol. 46. berichtet.


Lindaw.

Diese ReichsStatt gehet ein wenig hinein in den Bodensee / vnd ligt in einer Insul / darzu man vom Land vber ein gemawerte Brücken / so zweyhundert vnnd neuntzig Schritt lang ist / kommen kan. Ihr Vmbkreyß war / vor der newen jetzigen Bevestigung /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_163.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)