jene beiden, die sie nie mehr gesehen – ihn und die andere Frau.
Durchsichtige Hände hoben sich zu ihr empor und leise tönte es von bleichen Lippen: »Wozu riefst du uns aus düstern Tiefen? Willst du dich weiden am Werke, das dein Wollen geschaffen?«
»Bin ich es denn nicht, die durch euch elend wurde?« frug sie zurück.
Doch es antworteten harmvoll die beiden Schatten: »Du tatest uns Schlimmeres an. Wir raubten ein paar kurze Stunden der Wonne, du stießest uns für immer ins Verderben.«
Von dem Gefährten sich lösend, glitt mit wehendem Haar und gramerfüllter Gebärde das geisterhafte Weib näher noch zu ihr heran und hauchte: »Warum, ach warum konntest du, Glückliche, nicht schweigend vergeben! Dann wäre es bald gewesen, als sei es alles nie gewesen!«
»Aber du hattest mit tausend Künsten und Ränken mir Ahnungslosen mein Liebstes geraubt!«
»Was wußtest du Kind von dem Hunger des Herzens, den du richtest?« seufzte die Schattenhafte. »Weil ich unglücklich war, war ich schwach, damals – später aber, durch die Verachtung, der du mich preisgabst, da erst wurde ich schlecht.«
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/024&oldid=- (Version vom 31.7.2018)