sagte unsicher: »Wie soll ich mich von denen trennen, deren Bestrafung mir vom Gesetze übertragen wurde?«
»Sei unbesorgt,« antwortete der Fakir, »aus ihnen wird, was werden soll, auch ohne dich. Ist ihre Zeit erfüllt, so kann selbst dein Haß sie nicht länger halten, bleibt ihnen dagegen noch ein Stück Wegs bis zum endlichen Nichtsein zurückzulegen, so vermöchte keine Macht der Liebe es für sie abzukürzen.«
Die Fremde gewahrte ein Schwanken und Zaudern in den Zügen des Zauberers und drang nun auch in ihn ein: »Ihr sollt mir die Trommel ja nicht umsonst lassen, – seht her, dies geb ich euch dafür.« Und aus der Tasche zog sie Goldmünzen fernen Landes.
Habgierig glänzten die Augen des Gauklers, unschlüssig blickte er von dem leuchtenden Metall zu den fahlen Schädeln.
Und mehr Gold bot ihm die Fremde. Denn eine fieberhafte Angst, daß er ihr doch noch widerstehen könne, war über sie gekommen, und sie wollte, sie mußte doch die unheimliche Trommel besitzen. Der geheime Zweck ihrer ganzen weiten Fahrt, zu der sie unergründliches Sehnen gezwungen, war ihr plötzlich offenbar geworden: sie sollte diese beiden Fluchbeladenen erlösen! – Und in ihnen jene anderen. Dazu hatte sie von jenseits der Weltenmeere noch einmal hierher wiederkehren
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/040&oldid=- (Version vom 31.7.2018)