zum Kapitalisten als Straßenmusikant beginnen könne. Die drei Geiger des Hofes fanden sich bereit, den künftigen Kollegen zu unterweisen. Donna Lupe und Don Eusebio war die Aussicht recht, daß der unnütze Esser nun bald etwas verdienen würde. Nur Fräulein Conchita sagte mitleidig: »Also der Pobrecito soll nun auch Geld verdienen? Ja, was müssen wir dafür nicht alles tun!«
So war Paquito unter die Musiker geraten. »Wirst ein großer Künstler werden, und die bezahlt man besser als den Präsidenten,« sagte Don Antonio und machte einstweilen Paquitos alte Champagnerkiste zu einem Karren zurecht, indem er vier kleine Holzräder daran befestigte. Darin begann Paquito seine Fahrten durch die Straßen, sobald er ein paar Stückchen spielen konnte. Die Vettern zogen ihn im Galopp über das löchrige Pflaster und konnten nicht genug lachen, wenn er bei den Stößen vor Schmerz aufschrie. Und was er erwarb, nahmen ihm andere weg, wie es vielen beginnenden Kapitalisten ergeht. Die Tante verlangte, daß ihr alles abgeliefert würde, und fand, daß es nie genug sei; dann riefen die Vettern: »Ja, Paquito war heute faul und hat nicht spielen wollen,« und er wagte nicht zu erzählen, wieviel Kupfermünzen sie ihm unterwegs abgenommen hatten, denn er fürchtete sich vor ihren Fäusten.
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/062&oldid=- (Version vom 31.7.2018)