wann sie wollten: die Kartenflirter. Die anderen, deren Züge sich zu starren, tragischen Masken verwandelt hatten, deren Augen glühten wie gierige Flammen: die Leidenschaftlichen, für die Spiel einziger Ernst ist.
Mit einemmal saß Allan zwischen ihnen.
Wie war er, der doch seit Jahren keine Karte mehr anrührte, nur an diesen Tisch gekommen? War es, weil er unter den Spielern den Mann erblickt hatte, den er früher einmal in einem ganz anderen Lebensspiele als Gegner vor sich gehabt und überwunden hatte? War es Schicksal, daß er ihn in diesem Kreise unerwartet wiedersah? Mußte er sich noch einmal mit ihm messen und ihm die Gelegenheit zu später Revanche bieten?
Als Graf Masier, aufblickend, sagte: »Sie sind hier, Lord Allan? Haben uns lange nicht gesehen. Setzen Sie gegen mich?« Da klang es ihm wie eine persönliche Herausforderung, der man sich stellen muß. Er nahm die Karten, und sobald er sie in Händen hielt, vergaß er alles andere, und es durchrieselte ihn auch schon das Gefühl, das er seit Jahren nicht mehr empfunden -, war es Schmerz, war es Wonne? Das wußte er nicht – aber es war das eine, das einzige, - wie hatte er es je ohne dies, was allein wirkliches, volles Leben ist, aushalten können?
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/132&oldid=- (Version vom 31.7.2018)