Ihr Spiel begann.
Allmählich fielen die bloßen Flirter ab. »Ne, Kinder, das ist ein Tempo, wo einem die Puste verjeht,« meinte heimgehend ein Weiser.
Zu einem Rennen ward die Partie, wo weit vor dem übrigen Felde zwei Favorits laufen, mit beinah gleichen Chancen. Sie ward zum Zweikampf; zwei Riesen standen sich gegenüber inmitten einer Schlacht von Pygmäen.
Und die Pygmäen begannen zu fühlen, daß da etwas vor sich ging, was sie nicht verstanden, etwas Unheimliches, auf das sie gebannt blicken mußten und das sie nicht enträtseln konnten. Das war kein gewöhnliches Spiel, das war ein bitterböses Ringen, ein Duell um einen Grund, den keiner der beiden je nennen würde. Gleich grausamem Stahl kreuzten sich der beiden Blicke, und sie fühlten, daß sie dasselbe dachten. Hier in dem modernen Klubzimmer waren wilde Gefühle der Urzeit in den beiden erwacht, - so mußte es einst gewesen sein, als riesige haarige Menschenaffen um das erste nackte Menschenweib rangen.
Unentschieden schwankte lange der Kampf. Doch da trat, für alle unsichtbar, eine neue Gestalt in das Zimmer und stellte sich dicht neben des Grafen Stuhl. Die Göttin des sinnlosen Zufalls war es, die so oft seltsamer
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/133&oldid=- (Version vom 31.7.2018)