Das Ungeheuer hielt ihn jetzt ja noch fester, drückte die eine Tatze gerade auf seine Brust, daß er nach Atem rang. Er vermochte sich nicht zu rühren und mußte doch das Gold haben, mußte, mußte. - Wie konnte er bis an das Herz der Eltern dringen, damit sie ihm von dem Schatze gaben?
Nur ein Weg blieb. Ja, so konnte er die Bilder wenden und das Glück und alles wenden.
Er hob die Hand mit dem Revolver, sie zitterte ein wenig. »Ruhig, Allan, alter Junge, ruhig,« murmelte er, unwillkürlich die Worte wiederholend, die der Vater zu ihm gesagt, wie er als Knabe zum erstenmal mit auf die Hühnerjagd ging, »ruhig, Allan, alter Junge, ruhig.« Er zielte nach dem Bild seines Vaters … »Allan, du mußt, mußt« … er drückte los … »zahlen.«
Die Photographie fiel getroffen herab.
Aber von dem Sessel aus, in dem er wie unter Ketten keuchend saß, konnte er es gleich sehen - gar kein Gold hatte dahinter gelegen.
»Hätt’ es wissen können, daß mir der nie helfen würde,« sagte Allan bitter, »aber nun versuch ich es bei Mutter.«
Und er zielte auf die Frau in Perlen- und Diademschmuck. Das Bild sank herab. »Verdammt!« - Auch hinter der Mutter bargen sich keine Schätze.
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/143&oldid=- (Version vom 31.7.2018)