im Antlitz! .… oder ists der lange dunkle Anzug, der mir imponirte. Findest Du sie nicht schön?“
„O ja, aber der Graf gefiel mir besser. Welch eine leichte ungezwungene Haltung! wie hübsch hob er die Gräfin auf seiner Hand in den Sattel! - ich sag' es immer, es ist ein ungeheurer Vorzug reich und vornehm zu sein! hat man nur einen ganz gewöhnlichen Menschenverstand dazu, so ist man fertig, hat Gott und die ganze Welt nicht nöthig, und kann ihr ein Schnippchen schlagen. Was fehlt diesem Mann! er hat Alles! eine schöne Frau, ein stattliches Schloß, englische Pferde, einen herrlichen Park .… was fehlt ihm?“
„Zum Teufel, ich weiß nicht was ihm fehlt, allein irgendwo wird ihn der Schuh wol drücken.“
„Ja, auf den Hühneraugen .… wenn er deren hat. Einen wirklichen Kampf mit dem Leben um das Leben hat solch ein Mensch ja nie bestanden - nie den Druck des Daseins lähmend auf seinen Schultern gefühlt. Immer ist er im Spiel oder im Schlaf zum Ziel getragen, und Mühsale und Bitterkeiten umdrängten ihn nie. Wie leicht ist es den Glücklichen gut und liebenswürdig zu sein.“
„Sophismen, Freund! für eine Vortreflichkeit die ich meinem vollen Geldbeutel verdanke, bin ich nicht geschaffen. Es ist wahr, ich hätte zuweilen keinen
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/060&oldid=- (Version vom 31.7.2018)