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war, den gänzlichen feindlichen Bruch mit ihrem Gemal - kurz eine Tragödie die man nicht ohne tiefe Bewegung anhören konnte. Sie war im Trauer, ums Vaterland und um Heliodor; sie war sehr mager und sah krank und ermüdet aus. Ihrem Anzug fehlten nicht blos die tausend kleinen Ueberflüssigkeiten des Luxus, sondern sogar die gehörige Ordnung: ihr Haar war ungepflegt; sie mußte sich selbst bedienen, denn statt ihres früheren Schwarmes von Leuten hatte sie jezt einen einzigen ziemlich bejahrten treuen Diener und gar keine Kammerfrau. Darüber sprach sie gelassen und unbefangen.

„Wenn man kein Geld hat muß man sich einschränken lernen! ich habe nicht mehr als hundert Louisdor dort in meinem Portefeuille! Aber ein kleiner Theil meines Vermögens steht in der Ukraine auf Herrn Orzelsky's Gütern und er will es mir nicht auszahlen unter dem Vorwande, daß ich es längst verschwendet hätte. Was soll ich anfangen, ich, die ausgewanderte Polin, um zu meinem Recht gegen ihn, den sclavischen Anhänger Rußlands zu kommen? So fehlen mir die Mittel um mit meinen Landsleuten nach England oder Frankreich zu gehen; ich mogte Keinem zur Last fallen und wußte nicht wohin .… da fiel mir dies stille Ländchen ein, wo ich angenehme Tage verlebt und liebe Menschen

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/143&oldid=- (Version vom 31.7.2018)