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fürder Zion und erwählet fürder Jerusalem,“ Das. 9, 9: „Frohlocke sehr, Tochter Zions, jauchze, Tochter Jerusalems! Siehe, dein König kommt zu dir, gerecht und ein Helfer, sanftmüthig und reitend auf einem Esel, auf einem Füllen, der Eselin Sohn.“


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Parascha V.


[1] Cap. XVI.

V. 18. Richter und Vorsteher sollst du dir setzen in allen deinen Thoren, welche der Ewige, dein Gott, dir giebt nach deinen Stämmen, dass sie das Volk richten mit gerechtem Gericht.
Halacha.

Darf der Verwandte eines Angeklagten Recht sprechen? Folgende Verwandte, so haben die Weisen gelehrt, dürfen nicht entscheiden: sein Vater, seine Brüder, und die Brüder seines Vaters und die Brüder seiner Mutter u. s. w. Warum? Sowie ein Verwandter untauglich ist, zu zeugen, so ist auch er untauglich, Recht zu sprechen (zu entscheiden). Warum? R. Simeon ben Jochai sagte: Es heisst Deut. 21, 5: „Es sollen die Priester, die Leviten, hintreten, denn sie hat der Ewige, dein Gott, erwählet, ihm zu dienen und zu segnen im Namen des Ewigen und nach ihrem Ausspruch wird jeder Rechtsstreit und jeder Schaden erledigt.“ Komm und sieh, er vergleicht die Schäden mit den Rechtsstreiten und die Rechtsstreite mit den Schäden. Sowie die Schäden nur bei Tage, so dürfen auch Rechtssachen nur bei Tage entschieden werden, und sowie bei Rechtssachen der Verwandte ausgeschlossen ist, so ist auch bei Schäden (Leibesschäden) der Verwandte ausgeschlossen. Rabban Simeon ben Gamliel sagte: Achte das Recht nicht für gering, denn es ist einer von den drei Füssen (Stützen) der Welt (der bürgerlichen Gesellschaft). Warum? Weil so die Weisen gelehrt haben: Auf drei Dingen steht die Welt: auf dem Rechte, der Wahrheit und dem Frieden.[1] Bedenke also, wenn du das Recht beugst, so erschütterst du die Welt, weil es einer von seinen Füssen (Stützen) ist. Die Rabbinen sagen: Schwer ist die Kraft des Rechts, denn es ist einer von den Füssen des Thrones der Herrlichkeit, wie es heisst Ps. 89, 15: „Gerechtigkeit und Recht ist deines Thrones Grundveste. Gnade und Wahrheit stehen vor deinem Angesicht.“ Gott sprach: Da die Strafe des Rechts so schwer ist, so seid behutsam. Woher lässt sich das beweisen? Aus dem, was wir hier lesen: „Richter und Vorsteher sollst du dir setzen.“

[2] So heisst es Prov. 6, 6. 7: „Gehe hin zur Ameise, du Fauler, betrachte ihre Weise und werde klug, sie hat nicht Fürsten, Vorsteher und Gebieter; dennoch bereitet sie im Sommer ihre Nahrung und sammelt in der


  1. Abot I, 18.
Empfohlene Zitierweise:
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/072&oldid=- (Version vom 31.7.2018)