August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba | |
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Ernte ihre Speise.“ Was fiel dem Salomo ein, den Trägen durch die Ameise zu unterweisen? Die Rabbinen sagen: Die Ameise hat drei Häuser (Gemächer), sie sammelt ihren Vorrath nicht in das oberste wegen der Dachtraufe, und nicht in das unterste wegen der Feuchtigkeit, sondern in das mittelste und sie lebt nur sechs Monate. Warum? Weil sie weder Adern noch Knochen hat, und sie lebt nur sechs Monate und ihre ganze Speise ist nur ein und ein halbes Waizenkorn. Sie geht und sammelt im Sommer alles, was sie findet, Waizen, Gerste und Linsen. R. Tanchuma sagte: Kein Thier beachtet ein ganzes und ein halbes Waizenkorn, sie aber sammelt es. Und warum thut sie das? Weil sie denkt, vielleicht schenkt mir Gott das Leben, so habe ich dann zu essen. R. Simeon ben Jochai erzählte: Einmal wurden 300 Cor in ihrer Grube gefunden, die sie vom Sommer bis zum Winter zusammengebracht hatte. Darum sagt Salomo: „Gehe hin zur Ameise, du Fauler, siehe ihre Weise und werde klug“ d. i. bereitet auch ihr euch gute Werke von dieser Welt für die künftige. Was heisst das: „Siehe ihre Weise und werde klug?“ Die Rabbinen sagen: Siehe ihre Lebensart, denn sie flieht den Raub. R. Simeon ben Chalaphtha erzählte: Eine Ameise hatte einmal ein Waizenkorn fallen lassen, da kamen alle und berochen es und nicht eine war darunter, die es genommen hätte, endlich kam diejenige, der es gehörte und sie nahm es, siehe die Weisheit an ihr! Und all das Löbliche, das an ihr ist, hat sie nicht von einem Geschöpfe gelernt, sie hat auch keinen Richter und keinen Vogt, wie es heisst Prov. 6, 6: „Sie hat nicht Fürsten, Vogt und Gebieter,“ euch aber habe ich Richter und Vogte gesetzt, um wie viel mehr, dass ihr ihnen gehorchet! Das wollen die Worte sagen: „Setze dir Richter und Vögte ein in allen deinen Thoren.“
[3] Das ist es, was die Schrift sagt Prov. 21, 3: „Recht und Gerechtigkeit üben ist dem Ewigen lieber als Opfer.“ Es heisst nicht כזבח wie Opfer, sondern מזבח als Opfer? Wie so? Die Opfer wurden nur gebracht, so lange der Tempel stand, aber Recht und Gerechtigkeit können auch ohne Tempel geübt werden. Oder die Opfer dienten nur zur Sühne der unvorsätzlich begangenen Sünden, Recht und Gerechtigkeit aber sühnen unvorsätzliche und vorsätzliche (muthwillige) Vergehen ohne Unterschied. Oder Opfer finden nur bei den unteren Geschöpfen (den Menschen) statt. Recht und Gerechtigkeit aber walten sowohl unter den höheren, wie unter den niederen Geschöpfen. Oder Opfer finden nur in dieser Welt statt. Recht und Gerechtigkeit aber finden in dieser und in jener Welt statt. R. Samuel bar Nachmani sagte: Als Gott zu dem Propheten Nathan sprach 1 Chron. 17, 4: „Geh’ und sage meinem Knechte David: So spricht der Ewige: Du sollst mir nicht ein Haus bauen zum Wohnen,“ denn ich habe in keinem Hause gewohnt seit dem Tage, da ich Israel heraufführte, bis auf diesen Tag, sondern ich werde wandern von Zelt zu Zelt und von Wohnung zu Wohnung, wer da David fluchen (schmähen) wollte, was that er? Er
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/073&oldid=- (Version vom 31.7.2018)