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sagte zu ihm: Es wäre gut, wenn er schon das Haus baute (d. i. wenn er bald stürbe). Du kannst es daran erkennen, was David sagt Ps. 122, 1: „Ich freue mich, wenn man mir sagt: Zum Hause des Ewigen wollen wir gehen.“ Mit jenen Worten wollte man mir sagen: Du wirst es nicht bauen. Da sprach Gott zu ihm: Bei deinem Leben! ich will keine Stunde an deinem Leben fehlen lassen. Woher lässt sich das beweisen? Es heisst 2 Sam. 7, 12: „Wenn deine Tage voll sind und du liegst bei deinen Vätern, so will ich deinen Samen nach dir erheben, welcher aus deinen Lenden gekommen und will sein Königthum bestätigen.“ Gott sprach zu ihm: Die Gerechtigkeit und die Rechte, die du übst, sind mir lieber als der Tempel. Woher lässt sich das beweisen? Es heisst 2 Sam. 8, 15: „David übte Recht und Gerechtigkeit an seinem ganzen Volke.“ Was heisst das: „Recht und Gerechtigkeit an seinem ganzen Volke?“ Darüber sind R. Jehuda und R. Nachman verschiedener Meinung. Der eine sagte: Der Richter hat den Unschuldigen frei gesprochen und den Schuldigen verurtheilt und wenn der zu einer Zahlung Verurtheilte es nicht hatte, so gab es David von dem Seinigen. Das war Recht und Gerechtigkeit. Dagegen wandle R. Nachman ein: Wenn dem so ist, so hätte dieses Verfahren die Israeliten (die Armen) zu Betrügereien veranlassen können. Was war Recht und Gerechtigkeit? Dass der Richter den Unschuldigen frei sprach und den Schuldigen verurtheilte, das war Recht und Gerechtigkeit, weil er dadurch das Geraubte ihm entriss. Gott sprach zu den Israeliten: Meine Kinder! weil Recht und Gerechtigkeit vor mir so werth sind, darum seid darauf bedacht (sie zu üben).

[4] Oder: „Richter und Vögte sollst du dir setzen“ in Verbindung mit Deut. 32, 41: „Wenn ich schärfe den Blitz meines Schwertes und meine Hand nach Recht greift, so übe ich Rache an meinen Widersachern und vergelte meinen Hassern; meine Pfeile berausch’ ich mit ihrem Blut und mein Schwert verzehrt Fleisch vom Blute der Erschlagenen und Gefangenen, vom Haupte der Fürsten des Feindes.“ Was heisst diese Schriftstelle? R. Jehuda und R. Nachman sind darüber verschiedener Meinung. R. Jehuda sagte: Gott sprach: Wenn ich mein Schwert wie den Blitz schärfen wollte, so würde ich meine Welt zerstören, was soll ich thun? Meine Hand greift nach dem Recht (erfasst das Recht). R. Nachman sagte: Gott sprach: Wenn ich das Strafmass änderte und nur einen Blitz ausgehen liesse, so würde ich meine Welt vernichten. Was soll ich thun? Meine Hand greift nach dem Recht. R. Jizchak sagte: Zwei Dinge befinden sich in der Rechten Gottes: Gerechtigkeit und Thora; Gerechtigkeit, wie es heisst Ps. 48, 11: „Gerechtigkeit füllt deine Rechte,“ und Thora, wie es heisst Deut. 33, 2: „Aus seiner Rechten Feuergesetz ihnen.“ Oder zwei Dinge befinden sich noch in seiner Hand, es sind die Seele und das Recht; die Seele, wie es heisst Hi. 12, 10: „In seiner Hand ist die Seele alles Lebenden,“ und das Recht, wie es heisst Deut. 32, 41: „Und es greift nach dem Rechte

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August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/074&oldid=- (Version vom 31.7.2018)