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meine Hand.“ Gott sprach: Da die Seele und das Recht in meiner Hand sich befinden, so beobachtet das Recht und ich werde eure Seelen bewahren. Das wollen die Worte sagen: „Richter und Vögte.“

[5] Was heisst das (d. i. wie kommen Richter und Vögte zusammen)? Das soll lehren, sagen die Rabbinen, dass der Vogt wie der Richter sei. Wenn nämlich Thaten vorliegen gegenüber Stock und Geissel (d. i. solche, die beides verdienen), so dass er nicht zu schlagen braucht.[1] Oder R. Elieser sagt: An dem Orte, wo Recht ist, da ist kein Recht, und an dem Orte, wo kein Recht ist, da ist Recht. Wie ist das möglich? Allein R. Eleasar hat damit gesagt: Wird das Recht hier unten (auf Erden) geübt, so wird es oben (im Himmel) nicht geübt, wird dagegen das Recht hier unten nicht geübt, so wird es oben geübt.

[6] Oder: „Richter und Vögte.“ R. Acha sagte: Komm und sieh! sechs Stufen hatte Salomos Thron. Woher lässt sich das beweisen? Es heisst 1 Reg. 10, 19: „Sechs Stufen waren an dem Throne“ und hier in diesem Abschnitt (Deut. 16, 19-17,1) sind sechs Verbote (דברים בלא תעשׂה) verzeichnet, nämlich 1) „du sollst das Recht nicht beugen, 2) du sollst das Ansehen der Person nicht achten, 3) du sollst nicht Bestechung nehmen, 4) du sollst dir keine Aschera pflanzen, 5) du sollst dir keine Standsäule errichten und 6) du sollst dem Ewigen, deinem Gott, nicht opfern Ochs oder Lamm.“ Siehe, das sind sechs. Siehe, ein Herold stand vor Salomos Thron, wenn er die erste Stufe erstieg, rief er ihm (das erste Verbot) zu: Du sollst das Recht nicht beugen, erstieg er die zweite Stufe, so rief er ihm zu: Du sollst das Ansehen der Person nicht achten, erstieg er die dritte, so rief er ihm zu: Du sollst nicht Bestechung nehmen, bei der vierten rief er ihm zu: Du sollst dir keine Aschera pflanzen, bei der fünften rief er ihm zu: Du sollst dir keine Standsäule errichten und bei der sechsten rief er ihm zu: Du sollst dem Ewigen, deinem Gott, nicht opfern Ochs oder Lamm. R. Chija bar Abba sagte: Die Gerichtsverhandlung soll auf diese Weise geschehen: Der Kläger trage seine Klagen vor, der Angeklagte antworte und der Richter gebe die Entscheidung. R. Sina sagte: Aber der Richter muss ihre Rechtsansprüche (d. i. die von den Processführenden vorgebrachte Klage und Einwand) noch einmal wiederholen. Von wem kannst du das lernen? Von Salomo, wie es heisst 1 Reg. 3, 23; „Da sprach der König: Diese spricht: Das ist mein Sohn, der lebendige und dein Sohn ist der todte, und jene spricht: Nein! sondern dein Sohn ist der todte und mein Sohn ist der lebendige.“[2] R. Jehuda bar Ilai sagte: Ich habe gehört, wenn der Richter den Gegner sich setzen lassen will, so kann er es thun, was darf er aber nicht thun?


  1. M. K. Der Richter soll sich selbst ermahnen und seine Thaten prüfen, dass wird ihm soviel sein wie Stack und Geissel, so dass er beides nicht braucht.
  2. Vgl. Midr. Kohelet in c. XII.
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August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/075&oldid=- (Version vom 31.7.2018)