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Es ist nicht gestattet, den einen sitzen und den andern stehen zu lassen, denn R. Ismael hat gesagt: Wenn zwei Personen vor dem Richter erscheinen, von denen einer ein Reicher und der andere ein Armer ist, so spreche der Richter zu jenem: Ziehe dich so an, wie dieser angezogen ist, oder er lasse ihn so anziehen, wie dieser angezogen ist. Du sollst nicht auf das Ansehen der Person achten. R. Eleasar und R. Samuel bar Nachman sind darüber verschiedener Meinung. R. Eleasar sagte: Wenn du gleich weisst, dass er Recht hat, so zeige ihm kein freundliches Gesicht, damit er nicht denke: vom Anfang an wollte er (mich) freisprechen. R. Samuel bar Nachman sagte: Wenn du weisst, dass er Unrecht hat, so zeige ihm keine unfreundliche Miene, damit er nicht denke: vom Anfang an wollte er mich für schuldig erklären. R. Chanina sagte: Einmal heisst es Deut. 1, 16; „Ihr sollt nach Gerechtigkeit richten,“ und dann heisst es wieder Deut. 13, 14: „Du sollst forschen und untersuchen und wohl fragen,“ wie es war d. i. wenn du siehst, dass das Recht unklar ist, so erforsche ihn, und wenn du siehst, dass das Recht klar ist, so sprich ihn frei (gerecht).

[7] Oder: „Richter und Vögte.“ R. Levi sagte: Womit ist das zu vergleichen? Mit einem Könige, welcher viele Söhne hatte und das kleinste von allen am meisten liebte. Er hatte auch einen Lustgarten, welchen er am meisten von allem, was er besass, liebte. Da dachte der König: Ich gebe diesen Lustgarten dem, welchen ich von allem, was ich besitze, liebe, meinem jüngsten Sohne, den ich von allen meinen Söhnen liebe. So sprach auch Gott: Von allen Völkern, die ich erschaffen habe, liebe ich nur Israel, wie es heisst Hos. 11, 1: „Da Israel jung war, liebte ich es,“ und von allem, was ich erschaffen habe, liebe ich nur das Recht, wie es heisst Jes. 61, 8: „Denn ich, der Ewige, liebe das Recht.“ Gott sprach: So gebe ich das, was ich so sehr liebe, dem Volke, was ich liebe. Das wollen die Worte sagen: „Richter und Vögte.“ Gott sprach nämlich zu den Israeliten: Meine Kinder, bei eurem Leben! dafür (eig. im Verdienste), dass ihr das Recht beobachtet (handhabt), werde ich erhaben. Woher lässt sich das beweisen? Es heisst Jes. 5, 16: „Der Ewige Zebaoth wird erhaben durch das Recht,“ und dadurch, dass ihr mich mit dem Rechte erhebt, übe auch ich Gerechtigkeit und lasse meine Heiligkeit unter euch ruhen. Woher lässt sich das beweisen? Aus Jes. das.: „Und der heilige Gott wird geheiligt durch Gerechtigkeit.“ Und wenn ihr beide, die Gerechtigkeit und das Recht beobachtet, so erlöse ich euch auf die vollkommenste Weise. Woher lässt sich das beweisen? Aus Jes. 56, 1: „So spricht der Ewige: Beobachtet das Recht und übet Gerechtigkeit! denn nah ist meines Heils Kommen und meine Gerechtigkeit, zu offenbaren.“

[8] Cap. XVII

V. 14. Wenn du in das Land kommst.
Halacha.

Wenn ein israelitischer König eine Rechtssache hat, darf er vor dem Gerichte richten? Die Weisen haben so gelehrt:

Empfohlene Zitierweise:
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/076&oldid=- (Version vom 31.7.2018)