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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

Osiander und Blaurer aliquantisper gestritten περὶ τῶν μυστηρίων; er (Melanchthon) aber habe, ne incrudesceret certamen, und weil Luther, der krank darniederlag, fehlte, also kein βραβευτής da war, sie unterbrochen.[1] Genaueres aber sagt uns Veit Theodor in einem Brief an Forster d. d. 16. Mai über dieses certamen. Er berichtet, dass, weil man munkelte, Blaurer billige die Wittenberger Concordie nicht, Bugenhagen und Amsdorf gegen Melanchthons Willen die Theologen wieder berufen hätten, und da sei über das Abendmahl disputirt worden. Bucer habe allen genügt, Blaurer aber habe, cum reliqua diceret obscurius, offen den Satz bestritten: impios sumere corpus Christi.[2]

 Andern Tags wurde dann von Bugenhagen proponirt, wer wolle, solle die Artikel Luthers unterschreiben. Da erklärte Bucer, er habe kein Mandat dazu. Weil er aber zugleich erklärte, er wisse an den Artikeln nichts zu tadeln, so vermuthet Veit, er habe die Unterschrift nur verweigert, weil er gewusst, Blaurer und andere würden, weil sie die darin ausgesprochene Lehre vom Abendmahl nicht billigten, nicht unterschreiben, und es wäre dann ein dissensus an den Tag gekommen, den der Kurfürst u. A. an den Verbündeten nicht geduldet haben würden.[3]

 Das, dass Bugenhagen die Unterschrift der Lutherschen Artikel jedem freigestellt hat, erklärt sich aus den Beschlüssen, welche mittlerweile die Fürsten in Betreff des Concils gefasst hatten, denn diese gingen dahin, das Concil nicht zu beschicken, und am 24. Februar ward diess dem Gesandten des Kaisers mitgetheilt. So weit also die Artikel Luthers dazu hatten dienen


  1. In einem Brief an Camerarius vom 1. März (C. R. III, 295): „Venimus huc, ut de doctrina colloqueremur. Sed id impediit partim Lutheri valetudo .. partim certorum hominum timiditas, qui accuratam disputationem prohibebant, ne discordiae inflammarentur.
  2. Wie dankbar man ihm Schweizerischer Seits dafür war, bezeugt der Brief von Jo. Zuiccius an Vadianus d. d. 6. Juni 1537 (bei Pressel, Ambrosius Blaurers Leben u. Schriften p. 431. Anm.). Er schreibt: Quotiescunque Schmalcaldici conventus mentio incidit, merito gratiae sunt Domino agendae, qui bono suo spiritu compescuit ardentissimos quorundam affectus. Usus est Dominus Philippo, quem Ambrosius mihi nuper non potuit satis commendare, et parum abfuit, quin melius cum illo tibi quam Bucero conveniret etc.
  3. Veit Theodor an Forster. 16. Mai, C. R. III, 371 f.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/102&oldid=- (Version vom 1.10.2017)