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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

entgehen. Der Cursus von Predigten, welche er über den 1. Corinther-Brief hielt, führte ihn auf das 10. Capitel; da, um recht sicher zu gehen, lernte er eine Predigt des Musculus über das Abendmahl auswendig.

 Noch später kam der Rath, nachdem ein von Wittenberg eingeholtes Responsum (d. d. 10. Jan. 1557) der Sache nicht zum Austrag verhalf, auf die Forderung an Hardenberg zurück, er solle die Augustana und Apologie unterschreiben. Er weigerte sich wiederum, ging aber jetzt offener mit der Sprache heraus. „Er könne sich, erklärte er,[1] mit Eid und Gelübde auf kein anderes Buch als auf die Bibel verbinden, er sei auch, als ihm in Bremen das Lehramt aufgetragen worden, nicht auf die Augsburgische Confession und Apologie berufen worden. Er verhehlte auch seine Bedenken gegen beide Bekenntnisse nicht, namentlich erhob er ein Bedenken gegen den 10. Artikel der Augustana, denn der lehre nahezu die Verwandlung des Brods in den Wein, weswegen auch die Katholiken mit ihm zufrieden gewesen wären, die Apologie aber komme der Verwandlungslehre noch näher. Es solle das, sagte er, nicht zur Verachtung der Augustana gesagt sein, er nehme den 10. Artikel an, wie ihn Melanchthon, der Verfasser desselben, und die Schule zu Wittenberg erkläre.“ Schliesslich gefragt, ob er nicht die Concordia Witebergensis annehme, verneinte er auch das.

 So zogen sich die Verhandlungen fort bis in das Jahr 1560, und erst aus diesem und dem folgenden Jahr stammen einige Erklärungen Hardenbergs, welche uns näheren Einblick in seine Lehre verstatten.

 Die erste Erklärung gab er auf Verlangen des niedersächsischen Kreistags, am 17. Decbr. 1560 ab; die zweite (d. d. 5. Febr. 1561) enthielt Bemerkungen über das in kurze Sätze gefasste Bekenntniss der Bremer Geistlichen (vom 20. Decbr.); die dritte Erklärung (d. d. 7. Febr. 1561) war eine Antwort auf die von dem 1561 in Braunschweig zusammengetretenen Kreistag ihm vorgelegten 5 Fragen.[2]


  1. Planck ibid. p. 204.
  2. Die 3 Erklärungen in Wigand, de sacramentariismo p. 380 sq.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/214&oldid=- (Version vom 1.10.2017)