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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

 Diese Thesen hatten schon vor Heshusens Ankunft viel Widerspruch erfahren und schon hatte man auf den Kanzeln Heidelbergs angefangen, gegen Klebitz zu predigen. Nachdem Heshus zurückgekehrt war, begehrte er sofort einen Widerruf von Klebitz, wollte auch nicht gestatten, dass derselbe Vorlesungen an der Universität halte, und schickte die Thesen an auswärtige Theologen. Graf Georg Erbach, den der Kurfürst während seiner Abwesenheit zum Statthalter gesetzt hatte, suchte Ruhe zu stiften. Beide, Heshus und Klebitz, sollten schweigen. Er liess sämmtliche Prediger zu sich kommen und ermahnte sie mit beweglichen Worten, Frieden zu halten. Heshus deutete ihm seine Parteilosigkeit als Begünstigung der Sacramentirer und that ihn in den Bann. Es kam zu den ärgerlichsten Auftritten zwischen Heshus und Klebitz. Als eines Sonntags zwei vornehme Männer zum Abendmahlstisch gingen, forderte Heshus dem Klebitz den Kelch ab und wollte ihn selbst reichen, und als Klebitz sich dess weigerte, befahl er dem anderen Geistlichen, ihm den Kelch zu entreissen. Klebitz aber hielt ihn so fest, dass dieser ihm nichts anhaben konnte.

 Arg war sonach die Verwirrung, als der Kurfürst Friedrich III. zurückkam. Er fand die Bürger und die Geistlichkeit in Parteien gespalten, und beide Parteien hofften, ihn für sich zu gewinnen. Noch hatte er in dieser Angelegenheit keinen Spruch gethan, als Heshus, noch weiter gehend, am 6. September öffentlich den Bann über Klebitz aussprach. Niemand, befahl er, solle mit Klebitz das heilige Abendmahl austheilen, niemand von ihm das Abendmahl sich reichen lassen, niemand seine Predigten besuchen. Keiner solle sein Kind bei ihm taufen lassen, kein Kranker von ihm sich trösten lassen, man solle ihm die christliche Gemeinschaft versagen, die Obrigkeit ihn nicht länger in seinem Amt lassen.


    auch Salig (III, 445): Klebitz habe selbst geschrieben, dass ihn ein englischer Exulant, Johann Pedder, welchen die Zweibrückischen Theologen für einen Ketzer erklärt hätten, von dem Geheimniss des Abendmahls recht unterrichtet und ihn auf den rechten Weg gebracht habe. Wie hätte auch Klebitz dazu kommen sollen, seine Lehre aus Melanchthon zu schöpfen, da er doch geringschätzig genug sich über Melanchthon äusserte? (cf. Anm. I. p. 202.)

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/228&oldid=- (Version vom 1.10.2017)