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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

 Da schritt der Kurfürst ein. Er liess sämmtliche Professoren und Prediger vor sich fordern, ermahnte sie, sich des Zankens zu enthalten, und wollte, beide Theile sollten darin übereinkommen, bei dem Abendmahl sich der Ausdrücke in und sub nicht mehr zu bedienen, sondern bei dem einfachen cum stehen zu bleiben, wie das in der Augustana geschehe. Zugleich hob er den über Klebitz verhängten Bann auf und sicherte beiden Vergeben und Vergessen zu. Der Hofprediger Diller musste dann die vorgeschriebene Uebereinkunft am nächsten Sonntage von der Kanzel verlesen. Der ganze Hof wohnte dem Gottesdienst bei und communicirte nach der Predigt. Die lutherische Partei war aber keineswegs gewillt, der Vorschrift des Kurfürsten sich zu fügen, Pantaleon polemisirte noch an demselben Sonntag des Nachmittags gegen die verlesenen Artikel. Das Gleiche that Heshus am 13. September, und weil die Uebereinkunft mit Hinblick auf die confessio variata getroffen war, brachte er den Unterschied zwischen der confessio variata und invariata zur Sprache, und behauptete, eine Synode müsse erst ausmachen, wie die Augsburgische Confession zu deuten sei, bis dahin müsse man sich an die Schmalcalder Artikel halten.[1] Ein dritter lutherischer Prediger, Caspar Neser, erklärte in einer Predigt am 15. September, der Bann wider Klebitz müsse aufrecht erhalten werden, denn er sei ein Ketzer. Darüber setzte ihn Klebitz gleich beim Ausgang aus der Kirche zu Rede und es fehlte wenig, so wären beide Handgemein geworden. Da fuhr der Kurfürst drein. Er entsetzte am 16. September beide, den Heshus und den Klebitz, den letzteren, weil auch er sich nicht des weiteren Streites enthalten habe. Dem Ersteren gestattete er, noch ein halbes Jahr unter Fortbezug seines Gehalts in der Pfalz zu bleiben, dem anderen stellte er ein günstiges Zeugniss aus.[2]

 Bilden wir uns jetzt ein Urtheil über diese Vorgänge!


  1. Salig (III, 455): „Er, Heshus, beschuldigte den Kurfürsten eines Abfalls von der Augsburgischen Confession, nannte die A. C. einen polnischen Stiefel und einen weiten Mantel, darunter Gott und der Satan sich verbergen könnte. Sie wäre, sagte er, wohl sechsmal geändert.“
  2. Kluckhohn p. 26. 27.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/229&oldid=- (Version vom 1.10.2017)