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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

Ausdruck κοινωνία erklärt er zwar mit: quo fit consociatio cum corpore Christi, quae fit in usu, dieses aber später durch die Worte Christi: ich bin in meinem Vater, Ihr in mir und ich in Euch. Wer mit der von dem Kurfürsten vorzuschlagenden Formel nicht zufrieden sei, dem möge man gestatten, dass er von der Communion wegbleibe, solle ihm aber wehren, in der Gemeinde Unruhen anzurichten. Ein Zeugniss für die Lehre Luthers sollte Solchen also verwehrt sein.

 Der Kurfürst war natürlich über dieses Gutachten Melanchthons sehr erfreut, verbot mit Berufung auf dasselbe allen weiteren Streit über das Abendmahl, setzte auch sofort mehrere Prediger, welche sich dem Verbot nicht fügen wollten, ab, und liess nach dem bald darauf erfolgten Tod Melanchthons das Gutachten im Druck ausgehen.

 Dabei blieb er aber nicht stehen. Er war einsichtig genug, um zu erkennen, dass mit dem blossen Verbot des Streitens die Quelle des Haders nicht verstopft sei, er wollte eine einhellige Lehre vom Abendmahl für die Pfalz erzielen. Das war die Aufgabe, welche er, der energische Fürst, sich stellte. Darauf deutete schon das hin, dass er die Stelle eines Generalsuperintendenten nicht wieder besetzte, sondern (noch im Jahr 1559) einem Kirchenrath, bestehend aus 3 Theologen und 3 Juristen, die Leitung der Kirchengeschäfte übertrug.[1] Die Allgewalt der Theologen gedachte er dadurch zu brechen. Sodann machte er sich daran, sich selbst eine feste Ueberzeugung über die Lehre vom Abendmahl zu bilden. Er las Schriften über dasselbe, und liess sich in dieser Arbeit vorzugsweise von dem Mediciner Thomas Erast leiten.[2] Welcher Lehre dieser Mann zugethan war, erkennt man sehr deutlich aus seiner Schrift, welche 1562 auf kurfürstlichen Befehl gedruckt wurde,[3] diese enthält aber ein


  1. Zum Präsidenten des Kirchenraths machte er den 1560 herbeigerufenen Wenceslaus Zuleger, einen Böhmen von Geburt, der in Genf Theologie und Jurisprudenz studirt hatte. Kluckhohn p. 67.
  2. Salig III, 465.
  3. Gründlicher Bericht, wie die Worte Christi, das ist mein Leib, zu verstehen seien, aus den Worten der Einsetzung und der Erklärung Christi selbst genommen, daraus ein jeder leicht lernen mag, wessen er sich in diesem Zank verhalten solle.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/234&oldid=- (Version vom 1.10.2017)