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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

diese sei auch in dem Frankfurter Recess von 1558 und in den Schlüssen des Naumburger Fürstentags von 1561 ausgesprochen worden, nur ein Theil der Lutheraner habe sich dieser Einigkeit entzogen, die Flacianer und die Würtemberger, welche beide nicht nur die Abendmahlslehre Luthers in allen Punkten und im Widerspruch mit den genannten Bekenntnissen geltend gemacht, sondern auch die Lehre von der Ubiquität, die selbst Luther zurückgestellt hatte, und zwar in einem Luthern gar nicht gemässen Sinne, zum Mittelpunkt der lutherischen Lehre gemacht hätten.[1]

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 In die Fusstapfen dieses Theologen sind in der neueren Zeit Ebrard[2] und Heppe[3] getreten und der Letztere namentlich hat diese schon fast vergessene Ansicht mit grossem Eifer wieder geltend zu machen gesucht. Calvin, behauptet er, habe an der Zwinglischen Lehre gerade das beseitigt, was Luthern das Anstössige daran gewesen war. Das sei bald nach Luthers Tod erkannt worden und bald auch habe man erkannt, dass Calvins Lehre vom Abendmahl wesentlich die gleiche sei mit der Melanchthons. In Folge dessen habe sich der Gegensatz gegen die Reformirten gemildert und er wäre wohl gänzlich verschwunden, wenn nicht in der lutherischen Kirche auf Anlass der durch das Interim erzeugten Verstimmung sich eine zelotische Partei gebildet hätte, welche ihre Augen vor der Einigung, die sich zwischen der Lehre Luthers und der Calvins angebahnt hatte, verschlossen hätte. Diese Partei habe sich auf die Lehre Luthers gesteift, habe sie im Gegensatz gegen Calvin geltend gemacht, so wie sie früher nur im Gegensatz gegen Zwingli geltend gemacht worden war, habe diese für die in der lutherischen Kirche allein geltende ausgegeben und die Melanchthonische Lehre als unkirchlich ausgestossen, während doch die Lehre Luthers höchstens neben der Melanchthonischen einen Platz in


  1. Ibid. 282.
  2. Ebrard, Das Dogma vom heil. Abendmahl und seine Geschichte. II. 1846
  3. Heppe, Geschichte des deutschen Protestantismus in den Jahren 1555–1581. 4 Bde. 1852–59. Id. die confessionelle Entwicklung der altprotestantischen Kirche Deutschlands etc. 1854.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/28&oldid=- (Version vom 1.10.2017)