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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

erschienen, um sich zu einer gemeinsamen Erklärung zu einigen[1].

 Der Aufforderung folgten die drei Kurfürsten, August von Sachsen, Otto Heinrich von der Pfalz, Joachim von Brandenburg, und der Pfalzgraf Friedrich Wolfgang[2]. Zuvor schon waren der Herzog von Würtemberg und der Kurfürst von Sachsen mit einander übereingekommen, Gutachten von Theologen einzuholen.

 Solche wurden von Brenz und Melanchthon eingeholt. Wir haben nur das des Letzteren gelesen[3], und wissen von dem des Brenz nur, dass es mit dem des Melanchthon durchaus einig war, Melanchthons Aufsatz aber über die Lehre vom Abendmahl deutlicher befunden worden war[4]. Melanchthon hielt die Berufung einer allgemeinen Synode, denn an eine solche hatten die Fürsten gedacht, nicht für räthlich. Jedenfalls, meinte er, müssten die Fürsten vorher einträchtig sein, „nicht allein was sie fürtragen wollten, sondern auch was sie endlich schliessen und worauf sie bleiben wollten.“ Er unterschied dann zwischen streitigen


    hätten, Unheil. Ich hab’s durchgemacht, ich spreche aus Erfahrung. Als der selige Butzer ehedem so zuversichtlich eine Vereinigung zwischen Luther und unsern Kirchen versprach und dabei sehr auf Melanchthons Mässigung baute, wie sehr hatte er sich geirrt...“
     Man könnte diese Worte prophetische nennen, denn am 21. October unterschrieb Melanchthon mit den anderen Theologen jene Protestation, in welcher erklärt wurde, dass man in nichts von der 1530 in Augsburg übergebenen Confession weichen, in der Lehre nichts darin ändern und alle damit streitenden Lehren verwerfen werde. Und ausdrücklich war darin Zwinglis Lehre genannt und verworfen. (Corp. Ref. IX, 350). Calvin, ob er gleich den Gedanken an ein Colloquium mit den Lutheranern noch festhielt, musste jetzt bekennen, dass er sich getäuscht habe, sowohl in Melanchthon als in Brenz. „In starken Ausdrücken äussert er sich über Melanchthons Schlaffheit und Schweigsamkeit; wiewohl diese ihm nicht unbekannt geblieben, sei Melanchthon doch weiter ausgeglitten, als er je von ihm vermuthete; auch von Brenz hätte er nicht gedacht, dass er so feindselig verfahren würde..“ (Bulling. p. 409).

  1. Sattler, IV, 117.
  2. Nach Salig war auch der Landgraf Philipp von Hessen zugegen, Heppe stellt das (p. 269) in Abrede. Nicht ohne Absicht scheint der Herzog die Einladung auf einen engeren Kreis beschränkt zu haben.
  3. dd. 4. März. C. R. IX, 462.
  4. Sattler IV, 125.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/327&oldid=- (Version vom 1.10.2017)