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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

Das mögen die Fürsten unmittelbar nach dem Naumburger Fürstentag allerdings noch nicht erkannt haben und am wenigsten erkannte es der Kurfürst von Sachsen, den seine Theologen um diese Zeit noch in dem Glauben erhielten, dass sie, obwohl Anhänger Melanchthons, doch gut lutherisch gesinnt seien. Es bedurfte der im V. Abschnitt erzählten Vorgänge, um dem Kurfürsten die Augen zu öffnen. Die Maassnahmen, die er dann traf, beweisen, dass er nie eine andere Lehre in seinem Lande wollte als die lutherische, und dieselben wurden von den Fürsten wie von dem sächsischen Lande gebilligt.

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 So zweifellos galt von da an Luthers Lehre vom Abendmahl für die kirchlich recipirte, dass, worauf Frank mit Recht aufmerksam macht[1], Jacob Andreä in seinen 1573 herausgegebenen Predigten, welche eine Uebersicht über die unter den lutherischen Theologen obschwebenden Lehrdifferenzen gaben, die Abendmahlslehre nicht mit einbegriff und ihrer nur obenhin im Zusammenhang mit der Lehre von der Person Christi gedachte; dass dann erst in die schwäbische Concordie ein Artikel über das Abendmahl mit aufgenommen wurde, aber mit der Erklärung: „dieser Artikel von des Herrn Abendmahl sollte vielleicht Etlicher Bedünken nach billig nicht hier gesetzt, sondern unterlassen worden sein, dieweil wir vorhaben, allein diese Artikel zu erklären, so allein unter den Theologen A. C. zweispaltig gefunden werden, weil aber auch Etliche unter den Theologen A. C. auch in demselben den Zwinglianern oder Calvinisten zum Theil öffentlichen Beifall gethan, und wider das Zeugniss ihres Gewissens die A. C. auf den Zwinglischen und Calvinischen Irrthum mit Gewalt ziehen, als sollte in diesem Artikel derselben eigentlicher Verstand sein, wie die Zwinglianer je und allewege vom Abendmahl Christi gelehrt, haben wir der göttlichen Wahrheit zum Zeugniss, und dass wir mit viel gedachtem Irrthum nichts gemein haben, denselben auch der A. C., wie auch den Worten Christi keineswegs gemäss erkennen, unser Bekenntniss hiemit öffentlich wiederum erholen, und alle frommen Christen


  1. Die Theologie der Concordienformel. III. 1.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/363&oldid=- (Version vom 1.10.2017)