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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

Christi gegenwärtig sein, sondern objective. Also disputirt er, dass die Gegenwärtigkeit nur darin stehe, dass sich einer mit Gedanken den Leib Christi als gegenwärtig bildet. Aber Bucerus betrügt sich und Andere mit dieser Imagination, dass er nimmermehr die wesentliche und wahrhaftige Gegenwärtigkeit des Leibes Christi im Brod zulässt. Nun müssen wir bekennen, dass es eine wahrhaftige und wesentliche Gegenwärtigkeit sei und sollen nicht disputiren, ob es eine räumliche oder anderer Art Gegenwärtigkeit sei.“

 Auf Luther machte Bucer mit seinen Bemühungen noch weniger Eindruck. Bucer hatte auch an ihn geschrieben, aber Luther schrieb von Coburg aus an Melanchthon (d. d. 11. Sept. 1530; W. XVI, 1829): „M. Bucero antworte ich nicht. Ihr wisset, dass ich ihre Streiche und List hasse. Sie selbst gefallen mir nicht. Sie haben bisher nicht so gelehrt und wollen es doch weder erkennen noch bereuen, ja fahren fort zu sagen, es wäre unter uns kein Streit gewesen; dass wir also bekennen sollen, sie hätten recht gelehrt und wir hätten vergeblich gestritten oder wären toll gewesen. So stellet der Teufel allenthalben unserem Bekenntniss nach, da er mit Gewalt nichts vermag und durch die Wahrheit überwunden wird.“

 Bucer kam auf diesem Standpunkt auch nicht weiter mit Luther, als er zu ihm nach Coburg reiste.

 Unter welchen Bedingungen Luther und die Seinen zu einer Vereinbarung geneigt waren, das erfahren wir dann aus den weiteren Verhandlungen, die Bucer vom Jahr 1531 an veranlasste. So lange Luther einen Unterschied in der Lehre wahrzunehmen glaubte, wollte er von keiner Vereinbarung etwas wissen. So schrieb er an den Herzog Ernst von Lüneburg, an den Bucer sich gewendet hatte (d. d. 1. Febr. 1531; W. XVII, 2429): „Auf Ew. F. G. Begehren habe ich schon längst dem Bucer geantwortet auf das allerfreundlichste; aber dass ich sollte in solche seine Deutung oder Meinung willigen, habe ich ihm auch auf’s glimpflichste abgeschlagen: denn es ist nicht möglich, auf solche seine feingegebene Meinung uns zu vergleichen, wäre auch nicht gut. Es sollte wahrlich aus solchem Vergleich wohl ärger werden, als es jetzt ist... Dass aber

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/40&oldid=- (Version vom 1.10.2017)