Seite:Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl.pdf/57

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

auch nicht sobald zufrieden sein würden, wenn sie flugs anders reden und lehren wollten, als sie zuvor gethan; da verwarnt er sie aber, dass sie ja nicht krumme Wege gehen möchten. Sie sollen es heraussagen, dass sie geirrt hätten, ja nicht etwa vorgeben, man hätte beiderseits einander nicht verstanden. Könnten sie das aber nicht flugs und auf einmal thun, so mögen sie es in einem viertel, halben, ganzen Jahr thun. Er bezieht sich dann noch auf den freundlichen Brief, den er an den Basler Bürgermeister geschrieben habe, und schliesst mit der Versicherung, wenn er am Leben bleibe, werde er den Leuten, die ihm so freundlich geschrieben, auf’s treulichste und freundlichste wiederum mit seiner Schrift dienen.

 Diese Erklärungen geben uns den Schlüssel zum Verständniss des Briefes, den Luther am 1. December den Schweizer Städten geschrieben hat. Die ganze Sache schien ihm noch im Werden, er will ihnen noch Zeit lassen. Er geht wohl von der Annahme aus, dass unter den Schweizern jetzt viele sind, welche guten Willen zu einer Concordie haben, er weiss aber auch, dass es nicht an solchen fehlt, welche von ihren früheren Meinungen sich noch nicht loslösen können. Darum beschränkt er sich in seinem Schreiben darauf, das wegzuräumen, was ihnen an seiner Lehre anstössig sein könnte. Er habe auch noch nie gelehrt, schreibt er, dass Christus vom Himmel oder von der rechten Hand Gottes hernieder und auffahre, noch sichtbarlich, noch unsichtbarlich. Er bleibe auch fest bei dem Artikel des Glaubens: aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes, zukünftig etc. und lasse es göttlicher Allmacht befohlen sein, wie sein Leib und Blut im Abendmahl uns gegeben werde. Er denke da keiner Auffahrt noch Niederfahrt.

 Das Schreiben zielt also nicht dahin ab, die Bedingungen, unter denen eine Concordie abzuschliessen sei, zu präcisiren, für das Werk selbst verweist er auf die, denen die Sache befohlen sei. – Dass das Schreiben so aufzufassen ist, erkennt man aus dem Briefe, den Luther wie als Commentar zu seinem Schreiben an Bucer richtete, d. d. Nicolai 1537.[1] Er schreibt darin: „ich habe alles auf Euch und den Capito geschoben, da ich keine


  1. Bei Walch XVII, 2598.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/57&oldid=- (Version vom 1.10.2017)