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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

andere Ursache gehabt, so friedlich und freundlich zu schreiben“; meint auch, er habe wenigstens deutsch und redlich herausgesagt, dass ihm das lateinische Bekenntniss der Schweizer nicht so gefalle, als das deutsche der Städte, sonderlich vom Sacrament des Altars.

 Als dann die Schweizer in der gemeinsamen Antwort, welche sie auf einer Versammlung zu Zürich (vom 29. April bis 4. Mai) beschlossen hatten, erklärten, sie könnten unter der Voraussetzung, dass Luther mit den übersendeten Bekenntnissen zufrieden sei, nicht anders finden, als dass man jetzt einig sei, lautete Luthers Antwort (9. Juni 1538) nicht dahin, dass er jetzt die Concordie als abgeschlossen betrachte. Er erwähnt nur wieder des Einen Punktes, worin er Einigkeit sehe, des, dass keine Niederfahrt und Auffahrt Statt habe und gleichwohl der wahrhaftige Leib etc. unter Brod und Wein empfangen werde, verweist aber für das Uebrige auf Bucer und Capito und fordert die Schweizer auf, das Werk der Einigung weiter zu fördern.

 Dass er noch nicht an eine zum Abschluss reife Concordie dachte, beweist endlich auch der dem Antwortschreiben an die Schweizer vorangehende Brief an Bullinger vom 14. Mai 1535. Er äussert da unverhohlen seine Missbilligung der kurz zuvor von Bullinger veranstalteten expositio ch. fidei von Zwingli, und sagt: Vos fortassis creditis, nos errare .. certe nos etiam non possumus vestra omnia probare, nisi conscientiam nollemus onerare. – So schreibt doch nicht, wer da meint, die Concordie sei bereits reif.

 Wie lässt sich Luthers Verhalten zu den Schweizern erklären?

 Schweizerischer Seits wurde und wird gesagt, Luther sei um diese Zeit zu einer Concordie geneigt gewesen, obgleich er wusste, dass sie seine Lehre nicht in vollem Umfang theilten. Ueber diesen Punkt habe er sich nicht täuschen können. Die Basler confessio, wie auch die declaratio habe zu deutlich ausgesagt, dass man in der Schweiz keine leibliche Gegenwart von Christi Leib und Blut im Sinne Luthers annehme. Einen Fortschritt in diesen Bekenntnissen habe Luther nur darin finden können, dass sie Brod und Wein nicht wie Zwingli (oder wie wenigstens Luther den Zwingli deutete) für leere Zeichen hielten. Daran aber habe er sich damals genügen lassen.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/58&oldid=- (Version vom 1.10.2017)