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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

und Luther glaubte, sie sei erst im Werden. Luther wurde ungeduldig, als die Sache nicht vorwärts gehen wollte, und die Schweizer nahmen es Luthern übel, dass er die alte Sprache wider Zwingli führe, was von seinem Standpunkt aus ganz natürlich war.

 Die erste missliebige Aeusserung über Zwingli, welche Luther gethan, fällt schon in das Jahr 1539. Da beschuldigt er in der Schrift „von den Conciliis und Kirchen“ den Zwingli des Nestorianismus. Sogleich reclamirt Bullinger im Namen der Züricher Geistlichen, Zwingli habe nichts mit dem Nestorianismus gemein. Sie hätten ihm in ihrer Zuschrift vom 4. Mai 1538 versprochen, was ihnen an seinem Benehmen auffalle, ihm anzuzeigen, damit der Friede zwischen ihnen festen Bestand habe. Auf dieses Schreiben antwortete Luther nicht. Aber im Jahr 1541 äusserte er sich in dem Schriftchen „vom Gebet wider die Türken“ wieder unfreundlich über Zwingli. Und im Jahr 1543 sieht er mit einemmal klar. Da schreibt er den berühmten Brief an die Venetianer (13. Juni[1]). Er berichtet ihnen darin, dass nur mit einem Theil der Sacramentirer eine Einigung erzielt sei, mit den Baslern, Strassburgern und Ulmern, obgleich auch an diesen Orten der alte Sauerteig noch nicht ganz aus dem Volk ausgefegt sei. Ein Beweis der Einigkeit mit den Genannten sei, dass Melanchthon den Bucer als Gefährten bei der Cölner Reformation habe. In demselben Briefe werden aber die Züricher und ihre Nachbarn als hostes sacramenti bezeichnet, welche profanes Brod mit Ausschluss des Leibes brauchten. Endlich setzt Luther seine Lehre auseinander, und erzählt, dass die, mit denen er jetzt versöhnt sei, erst auch List gebraucht und zwar gelehrt hätten, monstrari in sacramento corpus et s. Christi, aber in dem Verstand, dass der Mund nur Brod und Wein empfange, Leib und Blut aber der Glaube oder der Geist des Glaubenden. Darum eben habe er sie genöthigt, zu bekennen, dass auch der Mund des Gottlosen mit Brod und Wein Leib und Blut empfange, wäre ja auch das Sacrament gar nicht nöthig, wenn es sich nur um eine geistliche Empfangnahme von Leib und Blut handle, da diese auch vom Brod gereicht werde nach Joh. 6. –


  1. Bei de Wette V, 564.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/72&oldid=- (Version vom 1.10.2017)