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Walther Kabel: Die Abnahme unserer Sinnesorgane (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 7)

Die Abnahme unserer Sinnesorgane. – Der Forschungsreisende Macpherson, der jahrelang unter den Eingeborenen der verschiedensten Stämme in den Steppen und Urwäldern Südamerikas gelebt und die Ergebnisse seiner Forschungen über Land und Leute in einem umfangreichen Werke niedergelegt hat, erörtert in einem besonderen Abschnitt dieses seines Buches die Frage, in welcher Beziehung die Wilden den Angehörigen alter Kulturvölker überlegen sind, und welche Einbußen die Sinnesorgane des auf der Höhe der Zivilisation stehenden Menschen gerade infolge dieser hochentwickelten Kultur erlitten haben. „Wir Europäer, die wir so stolz auf die Fortschritte auf allen Gebieten sind, übersehen eines ganz und gar: daß wir diese Errungenschaften mit einer nicht mehr gutzumachenden Schwächung unserer wertvollsten Sinne bezahlt haben. Unser Auge, unser Ohr und unsere Nase sind im Vergleich zu denen der wilden Naturkinder eigentlich nichts anderes mehr als halb gelähmte Organe. Nie ist mir auch nur ein einziger Eingeborener begegnet, der an Kurzsichtigkeit gelitten hätte. Ich habe Greise angetroffen, die sich mühsam an einem Stock fortbewegten, und die doch den Adler im Äther früher mit bloßem Auge entdeckten als ich mit meinem Fernglase.

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Walther Kabel: Die Abnahme unserer Sinnesorgane (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 7). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1915, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abnahme_unserer_Sinnesorgane.pdf/2&oldid=- (Version vom 31.7.2018)