Seite:Edith Stein - Kreuzeswissenschaft.pdf/292

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das Schaffen bricht mit der im dritten Stadium vollendeten Beschreibung des Todes des hl. Johannes vom Kreuz ab. Der Schlußabschnitt, der zweifellos gedanklich bereits konzipiert war, konnte nicht mehr schriftlich niedergelegt werden. Ebensowenig konnten als nächstfolgende und letzte Arbeitsetappe durchgeführt werden: die Ergänzung des Inhaltsverzeichnisses in Hinsicht auf den 3. Teil, die Durchsicht der neugeschriebenen Blätter und die Angleichung der Seitenzählung des 3. Teils an die des 2. Teils in ihrer letztgültigen Fassung.

Unter der Voraussetzung der Tragkraft dieser Hypothese ergeben sich im vergleichenden Studium der Schaffensstadien:

1. Als inhaltliche Merkmale des Schaffensprozesses:

– Dem Aufbau des Werkes liegt von Beginn an eine feste, das ganze Werk umspannende Konzeption zugrunde. Die Umarbeitungen tasten niemals den Grundriß des Gedankengebäudes an, sondern beschränken sich auf Änderungen im Rahmen der Untergliederung: tief ergreifende Stufung der Gliederung, Ergänzung von Untergliedern, Umstellung in der Gleich- oder Unterordnung der Glieder.

– Die Umarbeitungen scheiden sich ihrer Zielstellung nach in zwei Gruppen:

einerseits Umarbeitungen, die der technischen Feilung, der stilistischen Vervollkommnung oder der erhöhten Klarheit der Darstellung dienen; sie erscheinen unter den Schriftbildern Ib oder II, sind demnach Produkte des zweiten und dritten Schaffensstadiums;

andererseits Umarbeitungen, die der Entwicklung eigener Gedanken Raum geben, die einen Lösungsversuch bisher unentschiedener Fragen und eine persönliche Stellungnahme zur Kreuzeslehre beinhalten; sie sind im Charakter des Schriftbildes II geschrieben, also aus der Schau des letzten (dritten) Schaffensstadiums geboren.

2. Als zeitliche Begrenzung der Schaffensstadien:

– Aus dem Papier der Manuskriptblätter: Ein gültiges Blatt der Einleitung im Schriftbild Ib und mehrere ausgeschaltete Blätter der Einleitung im Schriftbild Ia tragen auf der Rückseite die Maschinenkopie eines Textes aus Wege der Gotteserkenntnis. Für diese Studie E. Steins konnte bei der Rekonstruktion des Nachlasses ein Imprimatur von September 1941 aufgefunden werden[1]. Ferner ist eine Skizze zum Inhaltsverzeichnis auf der Rückseite eines Briefes vom 23. Dezember 1941 geschrieben.

– Nach Aussage ihrer Mitschwestern aus dem Echter Karmel hat E. Stein bis zum Tage ihrer Verhaftung (2. August 1942) an der Vollendung des vorliegenden Werkes gearbeitet.


  1. Siehe E. Steins Werke, Bd. VII und Tijdschrift voor Philosophie, 8. Jahrg. Nr. 1, Februar 1946.
Empfohlene Zitierweise:
Edith Stein: Kreuzeswissenschaft. Editions Nauwelaerts, Louvain 1954, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Edith_Stein_-_Kreuzeswissenschaft.pdf/292&oldid=- (Version vom 12.12.2022)