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Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222

„Fein’s Liebchen wir müssen von einander;
Ich muß noch sieben Jahre wandern.“
„Mußt du noch sieben Jahre wandern,“
Heurath ich doch keinen andern.“

Und als die sieben Jahr umme war’n
Sie meint, ihr fein’s Liebchen käme bald;
Sie ging wohl in den Garten,
Ihr fein’s Liebchen zu erwarten.

Sie ging wohl in das grüne Holz,
Da kam ein Reuter geritten stolz;
„Gott grüße dich Mägdlein feine,
Was machst du so alleine?

„Ist dir dein Vater oder Mutter gram,
Oder hast du heimlich einen Mann?“ –
„Mein Vater oder Mutter sind mir nicht gram,
Ich hab auch heimlich keinen Mann.

Gestern war’s drei Wochen über sieben Jahr,
Da mein fein’s Liebchen ausgewandert war.“ –
„Gestern bin ich geritten durch eine Stadt,
Da dein fein’s Liebchen hat Hochzeit gehabt.

Was thust du ihm denn wünschen an,
Daß er seine Treu nicht gehalten hat?“
„Ich wünsch’ ihm so viel gute Zeit,
So viel wie Sand am Meere breit.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222. Brönner, Frankfurt a.M. 1830, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Tag_auf_dem_Stadtthurm_zu_Andernach.pdf/37&oldid=- (Version vom 31.7.2018)