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Anton Oskar Klaußmann: Eine Null zu wenig (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 7)

„Nein.“

Ärgerlich über die Störung erhob ich mich.

Ein niedliches Dienstmädchen stand im Flur und trat mir, als ich das Zimmer verließ, rasch entgegen. Es handle sich um einen Hund, der die Krämpfe habe. Und die Herrschaft sei in der größten Besorgnis. Das Mädchen sprach aufgeregt und betonte immer wieder, daß irgend ein Fräulein Hannchen in Verzweiflung sei und nicht wüßte, was sie tun solle, wenn der Hund stürbe.

Lächelnd erkundigte ich mich, wo „Fräulein Hannchen“ wohne, erfuhr, daß die Familie Buchwald hieß, in der nächsten Querstraße wohne, nahm meinen Hut und ging mit. Wäre es meine eigene Praxis gewesen, hätte ich vielleicht nicht diesen Eifer gezeigt, aber ich hatte Pflichten gegen Keil, dem ich vielleicht neue Kundschaft zuführte. Das Mädchen lief so, daß ich kaum mitkam; sie flog vor mir die Treppe hinauf, schloß die Flurtüre auf und stürzte mit einem: „Der Doktor kommt!“ hinein.

Ich folgte ziemlich atemlos und traf schon in der Diele eine junge Dame, deren Erscheinung mich auf den ersten Blick gefangennahm. Sie mochte anfangs der Zwanziger sein, und der Ausdruck der Traurigkeit mit den mühsam verhaltenen Tränen in ihren Augen machte sie nur noch anziehender. Sie führte mich in ein Zimmer, wo in einem gepolsterten Korb ein braun- und schwarzgefleckter Hund scheinbar leblos lag.

Ich nahm den Korb auf und stellte ihn auf den Tisch, um das Tier zu untersuchen. Es war ein Malteserhündchen, das schon recht alt sein mußte, wie ich aus dem grauen Schleier seines linken Auges schloß. Das Tier zuckte und schien zu leiden. Ich hob es vorsichtig

Empfohlene Zitierweise:
Anton Oskar Klaußmann: Eine Null zu wenig (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 7). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1916, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Null_zu_wenig.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)