Seite:Ferdinand Wilhelm Weber - Kurzgefaßte Einleitung in die heiligen Schriften (11. Auflage).pdf/189

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

soll er von den Juden gesteinigt worden sein. Doch gibt es eine andere Tradition, der zufolge er von Nebukadnezar, als er in Ägypten einfiel, nach Babylon fortgeführt wurde.

.

 2. Jeremias Aufgabe war nach 1, 10 eine zweifache: zu zerbrechen und zu bauen. Er hatte zunächst die schon von Jesaja vielfach geweissagte Zerstörung Jerusalems und Wegführung der Judäer nach Chaldäa als nunmehr nahe bevorstehend zu verkündigen und durch seine Predigt anzubahnen (vgl. c. 1). Das Volk war reif geworden für das Gericht. Manasse hatte den Baalsdienst im ganzen Lande aufgerichtet, und die Propheten, die ihm in den Weg traten, ermordet. Als er in später Reue nach seiner Rückkehr aus Babel den Götzendienst ausrotten wollte, war er schon zu tief gewurzelt, als daß eine gründliche Reformation möglich gewesen wäre. Deshalb lebte der alte Greuel unter Amon alsbald mit neuer Kraft auf. Nochmals bot der HErr nun seinem Volke Heilung an. Josia stellte die gesetzliche Ordnung, so gut er konnte, wieder her; er erneuerte nach der Auffindung des Gesetzes den Bund mit Gott, und das Volk gelobte Treue und Gehorsam. Aber die Umkehr des Volkes war nur eine äußerliche. An die Stelle des groben Götzendienstes trat die Werkheiligkeit, und unter dem Scheine der Gesetzeserfüllung barg sich gottloses Wesen. Wie wenig es durch die Reformation Josias bei der Masse des Volkes zu einer gründlichen Bekehrung gekommen war, zeigte sich, von anderem (c. 44, 15 etc.) abgesehen, augenscheinlich an den Verfolgungen, denen der Prophet unter den Nachfolgern Josias ausgesetzt war. Eine Herbeiführung besserer Zustände innerhalb des dermaligen jüdischen Gemeinwesens war nicht mehr möglich; es mußte untergehen, damit für eine bessere Entwicklung Raum geschafft würde. Im Jahre 610 starb der König an einer Wunde, die er im Kampfe gegen Pharao Necho bei Hadad Rimmon erhalten hatte, auch von unseren Propheten tief beklagt (2 Chr. 35, 25). Mit Josias Tode aber war die letzte Gnadenfrist abgelaufen. Jojakim war verschwenderisch, ungerecht und grausam: er war gänzlich vom HErrn abgewandt, ein bitterer Feind der Wahrheit, ein Verfolger, ja Mörder der Propheten. Es war damals eine schwere Zeit, besonders für unsern Propheten; Priester und König verfolgten ihn, weil er den Untergang Jerusalems