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 Das Äußerste aber, was der letztgenannte König thut, ist, daß er sich wider alles, was Gott ist, erhebt, den Höchsten lästert, der eigenen Götter nicht achtet, überhaupt nichts achtet, was bisher für göttlich anerkannt wurde. An dessen Statt wird er Ehre thun dem Gott Maussim d. i. seiner eigenen Stärke, große Belohnungen die er auf die Verehrung seines neuen Gottes setzt, werden den Dienst desselben fördern.

 Doch indem der König thut, was er will, führt er ohne es zu wissen und wollen ein göttliches Strafurteil wegen Religionsverachtung aus (vgl. v. 36; bis der Zorn aus sei und c. 8, 23; 2 Thess 2, 10–12).

 Am Ende unternimmt der König einen letzten Kriegszug gegen Ägypten, auf dem er siegreich ist (4043), bis ihn ein Kriegsgeschrei heimruft und er im heiligen Lande, durch göttliches Eingreifen, seinen Untergang findet (44–45).[1] Israel aber wird in dieser letzten Drangsal errettet, und am Ende derselben werden alle auferstehen, die Abtrünnigen zur Schmach, die Bekenner zur Herrlichkeit (12, 1–4). Auf die Frage nach der Zeit des Endes der Trübsale empfängt Daniel eine Antwort, die der Zeitangabe 7, 25 und 9, 27 entspricht; in 31/2 Zeiten wird sich alles vollenden, wenn die Wendung in dem Geschick des jetzt erniedrigten Volkes Gottes eintritt. Letzterer Umstand weist uns über die Zeit des Antiochus Epiphanes hinaus ans Ende der Tage. Die Erhebung der Makkabäer war ja nach c. 11, 34 nur eine kleine Hilfe. Die Zeitangaben v. 11 und 12 scheinen sich auf die letzte Drangsal v. 7 zu beziehen; der Endpunkt der 1290 Tage wird vielleicht in der c. 11, 44 genannten Thatsache, der der 1335 Tage in der des 45. Verses zu suchen sein.

 Der Schluß zeigt noch einmal recht deutlich den sozusagen privaten Charakter der dem Daniel geschehenen Offenbarungen.


B. Die kleinen Propheten.

§ 45.
1. Obadja.

 Über die Person des Obadjas ist uns etwas Sicheres nicht bekannt. Die talmudische Überlieferung kombiniert ihn bald mit dem Obadja 1 Kön. 18, 3 ff., bald mit dem Hauptmann Achasjas 2 Kön 1, 13 und spinnt einen Sagenkreis um seine Person. Die Entscheidung der Frage nach seinem Zeitalter hängt ab von der Entscheidung der andern, welche Eroberung Jerusalems durch Fremde v. 11 gemeint sei. Da es nicht Babel ist, wohin die Gefangenen geführt werden, andrerseits Jerusalem nicht verbrannt zu sein scheint, sondern nach v. 17 vielmehr noch existiert, so hat man zwischen drei Ereignissen


  1. Die Alten meinen, daß von v. 36 an den Antiochus zum Antichristus seinem Gegenbilde übergegangen werde. v. 45 erinnert an Ezech. 38.